JULIA EXTRA Band 0276
glänzendes Kleid war.
„Mich wundert, dass Menschen aus Vancouver überhaupt auf diese Feier aufmerksam werden, ganz zu schweigen davon, dass es Sie interessieren könnte. Wie kam es zu Ihrem Auftrag?“
„Wir mögen Ihnen wie Hinterwäldler erscheinen, Mr. Christopoulos“, begann sie tonlos, „aber wir haben dennoch einen ganz guten Kontakt zum Rest der Welt. Angelo Tyros ist eine weltweit bekannte Persönlichkeit, und seine Geburtstagsfeier zum Achtzigsten hat internationales Interesse erregt. Gemessen an Vancouvers großer griechischer Gemeinde und der Tatsache – die Sie ja bereits deutlich gemacht haben –, dass zwei von Tyros’ Kreuzfahrtschiffen regelmäßig dort im Hafen liegen, sollte unser mediales Interesse wohl kaum überraschen.“
Mit einem schnellen Seitenblick stellte Mikos fest, dass ihre perlenbestickte Handtasche groß genug war, um ein Diktafon oder ein Notizbuch zu enthalten. „In der Tat kann er mit einem Wimpernschlag für Aufsehen sorgen“, gab er zu. „Aber eine so lange Reise für so eine kleine …“
„Dem stimme ich zu“, warf sie kühl ein. „Deshalb verbinde ich die Pflicht mit dem Vergnügen und bleibe nach vollendeter Arbeit noch ein oder zwei Wochen hier, um mir die griechischen Inseln anzusehen.“
Sie klang so überzeugend, dass er ihr beinahe geglaubt hätte. Aber für beinahe wurde er nicht bezahlt: Er musste sich stets einhundert Prozent sicher sein. Nicht weniger wurde von Angelo erwartet, und im Übrigen gab es schon mehr als genug Bedrohungen für Leib und Leben des alten Mannes.
Auf keinen Fall würde Mikos es riskieren, ihn einer weiteren auszusetzen, selbst wenn diese Bedrohung buchstäblich in Samt und Seide daherkam. Denn gerade in dieser Verkleidung waren Risiken am gefährlichsten.
Entschlossen führte er Gina an ein paar aufdringlichen Fotografen vorbei. „Nichtsdestotrotz ist diese Party für Menschen gedacht, die sich amüsieren sollten“, sagte er in einem Brustton der Überzeugung. „Auch wenn Sie, wie wir beide, nicht nur zu Ihrem Vergnügen hier sind. Deshalb meine ich, wir sollten für einen Moment die Arbeit vergessen und tanzen gehen.“
„Sind Sie sicher, dass Ihr Boss nichts dagegen hat?“
Er sah kurz zu dem Tisch hinüber, an dem Angelo saß und gerade in diesem Augenblick in den Ausschnitt einer Frau blickte, die sich über seine Schulter beugte. „Er wird es kaum bemerken.“
Mit verkniffener Miene folgte Gina seinem Blick. „Sie haben anscheinend recht.“
„Dann lassen Sie uns keine Zeit verlieren.“
Sie zögerte nur einen Sekundenbruchteil. „Gut. Ich würde gern tanzen.“
„Die können Sie guten Gewissens hierlassen“, wandte er galant ein und streifte ihre Handtasche von ihrer Schulter. Dann versteckte er die Tasche mit einer Handbewegung hinter den Stofffalten eines Wandbehangs. „Hier ist sie sicher.“ Er tauschte einen Blick mit Theo Keramidis, einem offiziellen Sicherheitsbeauftragten, der einige Meter entfernt von ihnen stand. Dann legte er einen Arm um Ginas Taille und geleitete sie in die Mitte der Tanzfläche.
Die Musik schwoll an, und die vielen Leute um sie herum zwangen Mikos und Gina regelrecht dazu, sich dicht aneinander zu drängen. Es ging gar nicht anders – eine flüchtige Berührung hier, eine gefährlich erotische dort.
Mikos hatte nichts dagegen. Seine Pflicht hatte er erfüllt, und so genoss er den Moment in vollen Zügen, und wenn es nach ihm ging, hätte der Augenblick endlos sein können.
Von Anfang an knisterte es zwischen ihnen. Ein Knistern, das es nur zwischen Mann und Frau geben konnte, das war offensichtlich. Er war in seinem Leben vielen Frauen begegnet und kannte den schnell entflammbaren Reiz einer kurzen Affäre nur zu gut. Aber seine emotionale Reaktion auf diese spezielle Frau war anders und deutete auf eine tiefere Verbindung zwischen ihnen hin, die über das gewöhnliche Maß hinausging. Gina Hudson war einfach anders. So anders, dass er mit der Beachtung ihrer Einzigartigkeit leicht seine professionelle Integrität in Frage gestellt sah.
Und etwas Derartiges gestattete er sich niemals, ganz gleich, wie reizvoll die Ablenkung sich ihm darstellte. Das Vernünftigste wäre es, er würde sie an ein unvoreingenommenes Mitglied seines Teams verweisen, damit es sich ihrer annehmen konnte. Trotzdem zog er Gina enger an sich, als das Orchester in einen langsameren Walzertakt wechselte.
Sie war so zierlich, dass er mit einer Hand den Bereich zwischen Hüfte und Schulter bis
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