JULIA EXTRA Band 0276
versucht, seinem Vorschlag zu folgen. Zu lange hatte sie die schönen Dinge des Lebens entbehrt, und eine Luxuskarosse mit plüschig weichen Sitzen, die wie eine geschmeidige Katze die Straße entlangschnurrte, war ein verlockender Ruhepol.
Eine Flasche Champagner – Bollinger, wie Gina feststellte – ragte direkt vor ihr aus einem silbernen Kühler heraus. Geschliffene Champagnerflöten brachen das warme Licht der Kabinenbeleuchtung, und zudem war der Mann neben ihr nicht nur sexy und wahnsinnig attraktiv, sondern auch weltgewandt, kultiviert und charmant.
Andererseits befand sie sich auf dem Weg zu einem unbekannten Ziel, und das noch mit einem Fremden, der sie in ernsthafte Schwierigkeiten bringen konnte. Es gab eine Menge junger Frauen, die allein in ein fernes Land reisten und nie wieder gesehen wurden, weil sie sich naiv in Gefahr gebracht hatten.
„Wenn das eine Entführung werden soll“, begann Gina mit wankender Stimme, „solltest du wissen, dass du für mich keine beachtenswerte Summe erhalten kannst. Ich bin für keine Person von großem Wert, weder finanziell noch sonst irgendwie.“
Außer für meine Mutter, die keinen Schimmer hat, wer ich bin, dachte sie traurig. Und selbst wenn sie verstehen würde, dass ich in Schwierigkeiten stecke, könnte sie absolut nichts dagegen tun.
„Entführung?“, wiederholte er lachend. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht, aber jetzt, wo du es erwähnst …“
„Schön, dass zumindest einer von uns beiden etwas zu lachen hat“, giftete sie.
Mikos warf ihr einen abschätzenden Blick zu. „Ich lache doch nicht über dich.“
„Ach, ich finde dich unmöglich!“
Jetzt lachte er laut auf. „Wenigstens habe ich Eindruck auf dich gemacht.“
Dann öffnete er den Champagner und schenkte zwei Gläser ein, während Gina wie gebannt auf seine gebräunten, kräftigen Hände starrte.
„Worauf sollen wir trinken, Gina?“ Seine Frage riss sie aus ihrer Starre.
Automatisch griff sie nach dem Glas, das er ihr reichte. „Du entscheidest.“
„Darauf, dass wir uns ein bisschen besser kennenlernen?“
„Vor einer Stunde hattest du noch etwas Besseres zu tun!“
„Seitdem habe ich aber meine Meinung geändert.“
„Damit bist du nicht der Einzige!“, konterte sie scharf. „Und wenn du glaubst, mich dazu bringen zu können, mich hier in diesem Sexmobil für dich auf die Rücksitze zu legen, hast du dich geschnitten!“
Einige Sekunden lang war er sprachlos. Eine Hand hielt er vor seinen Mund – nicht vor Schreck, sondern um sein Lachen zu unterdrücken. „Ich versichere dir“, begann er amüsiert, „dass ich viel zu viel Respekt vor dir habe, um auf einen solchen Gedanken zu kommen.“
Er klang aufrichtig, trotzdem runzelte Gina die Stirn. „Was willst du dann?“
„Ich möchte nur mit dir reden, und unter anderen Umständen hättest du mir vermutlich nicht zugehört. Wenn es dich nicht gestört hätte, dass unser kleines Rendezvous auf dem Hoteldach so abrupt endete, hätte ich keinen weiteren Gedanken daran verschwendet. Aber …“ Er sah ihr tief in die Augen und zuckte seine breiten Schultern. „Es hat dir etwas ausgemacht, oder? Du hast es doch auch gespürt? Diesen Funken Anziehungskraft zwischen uns, der stärker als jede Vernunft ist?“
Fasziniert von seinen Worten nickte sie stumm. Und schließlich zwang Gina sich dazu, ihm die Frage zu stellen, die sie die ganze Zeit über beschäftigte. „Warum bist du dann vorhin …?“
„Verschwunden, bevor die Dinge außer Kontrolle geraten konnten?“
Das traf es zwar nicht ganz genau, doch sie nickte langsam.
Er nahm ihr das Champagnerglas ab und stellte es zur Seite. „Ich bin ein zivilisierter Mann und längst über das Alter hinaus, in dem man sich nichts dabei denkt, mit einer Lady in der Öffentlichkeit zu turteln. Aber du, Gina, du bringst mich dazu, die Kontrolle zu verlieren.“
„Ich dachte schon, du wärst verheiratet.“
„Bin ich nicht und war ich auch nie.“
„Oh“, sagte sie und spürte, wie ihr wärmer wurde. Das konnte natürlich auch am Champagner liegen.
„Und ich lege es auch nicht darauf an, dich auf dem Rücksitz zu verführen“, fügte er aufrichtig hinzu. „Falls wir uns lieben sollten, was ja jetzt noch nicht feststeht, dann werden wir Ort und Zeitpunkt dafür gemeinsam auswählen.“ Er grinste frech. „Aber wenn du es erlaubst, würde ich dich gern noch einmal küssen.“
Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als er ihr Gesicht unendlich langsam
Weitere Kostenlose Bücher