JULIA EXTRA Band 0276
Lächeln, und Max hob fragend eine Augenbraue. Einen Moment zu lang sah er ihr in die Augen, dann nickte er kaum merklich. Eigentlich wollte sie viel lieber auch ihn mit einem Kuss begrüßen … mit einem richtigen Kuss.
„Wie geht es Tante Beverley?“, fragte sie.
„Gut. Ich soll dir Grüße ausrichten“, antwortete Robert. „Ist dein Vater schon da?“
„Er muss jeden Moment kommen.“ Louise sah auf die Uhr. „Der Fotograf wird erst in einer Viertelstunde hier sein.“ Sie drehte sich um, als ihr Vater eintrat.
Seit dem Herzinfarkt hatte er abgenommen, Sport getrieben und sich gesünder ernährt. Er sah fitter aus als je zuvor, fand Louise.
Fitter und aggressiver.
John Valentine hielt eine gefaltete Zeitung in der Hand, trat ohne einen Blick in Louise’ Richtung auf Max zu und schlug ihn mit der Zeitung gegen die Brust.
„Kannst du mir mal verraten, was das soll?“
„John …“
Doch John Valentine brachte seinen Bruder mit einem Blick zum Schweigen. „Er ist ein Mann und kann für sich selbst sprechen. Also?“
Max sah auf die Zeitung und las die Titelüberschrift vor: „Heiße Küsse zwischen Cousin und Cousine?“ Stumm reichte er Louise die Zeitung, damit sie selbst lesen konnte.
Was für eine gute Nachricht, dass die geschätzte PR-Beraterin Louise Valentine wieder im Schoß der Familie weilt. Offensichtlich hatten die Familienbande ein wenig gelitten, seit Louise weiß, dass sie als Baby adoptiert worden ist. Nun jedoch herrscht wieder Frieden, und Louise arbeitet mit ihrem Cousin Max für das Familienrestaurant Bella Lucia.
Louise, einst mit James Cadogan liiert, der demnächst das Supermodel Charlotte Berkeley heiraten wird, hat in den vergangenen Jahren ihr eigenes florierendes Unternehmen aufgebaut. Max, der in letzter Zeit auffällig selten mit der obligatorischen Schönheit im Arm gesehen wurde, konzentriert sich auf ehrgeizige Expansionspläne nach Übersee.
Das Paar, das kürzlich beim gemeinsamen Essen mit Louise’ leiblicher Mutter und deren Gatten gesichtet wurde, ist offensichtlich unzertrennlich, obwohl sie ihre Romanze anscheinend noch ein wenig geheim halten wollen. Wir wünschen den beiden alles Gute.
„Woher wissen die das …?“, entschlüpfte es ihr. Damit bestätigte sie den Inhalt des Artikels ungewollt. „Daddy …“ Sie fühlte sich wie ein Kind, das seinen Vater enttäuschte.
„Du trägst keine Schuld, Louise.“ Er lachte bitter. „Du steckst in einer emotionalen Krise, und das hat er ausgenutzt.“ John zeigte auf Max.
„Würde mir mal jemand erklären, was hier eigentlich vorgeht?“, mischte sich Robert ein.
Wortlos reichte Louise ihrem Onkel die Zeitung.
Doch Robert bekam keine Chance zum Lesen, weil sein Bruder ihn anfuhr: „Was hier vorgeht? Da musst du noch fragen? Frag doch deinen feinen Herrn Sohn. Der Apfel fällt ja bekanntlich nicht weit vom Stamm.“
„Dad, bitte!“ Louise griff nach Johns Arm. „Bist du allein hergekommen?“
„Natürlich. Mein ganzes Leben bin ich zwischen Richmond und Mayfair gependelt. Ich brauche kein Kindermädchen, das mir den Weg zeigt.“
„Aber dir ging es nicht gut. Vielleicht sollte ich Mum anrufen …“
John legte schützend einen Arm um sie. „Wie der Vater, so der Sohn“, fuhr er fort. „Max wird mit Louise’ Gefühlen spielen. Ein William Valentine in der dritten Generation. Du bist genau wie dein Vater, Robert …“
„William war auch dein Vater.“
„Genau wie dein Vater“, wiederholte John zornig. „Und dein Sohn tritt in eure Fußstapfen. In eurer Nähe ist keine anständige Frau sicher.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher“, gab Robert zurück. „Zugegeben, ich hatte viele Frauen, aber ich war nie unfair. Immerhin habe ich die Mütter meiner Kinder immer geheiratet. Und auch wenn ich vielleicht nicht der beste Vater der Welt bin, habe ich meine Kinder zumindest nicht angelogen.“
John stürzte sich auf seinen Bruder und packte ihn am Kragen.
„Dad!“
Max und Louise riefen das Wort wie aus einem Munde. Doch keiner der beiden Männer reagierte. Als Louise die Streithähne trennen wollte, nahm Max sie beim Arm. „Lass sie. Es ist höchste Zeit, dass sie das klären.“
„Worauf wartest du, Bruderherz?“, fragte Robert provokativ. „Na los, schlag mich. Das wolltest du doch schon dein Leben lang.“
9. KAPITEL
Einen Moment passierte gar nichts. Dann sagte Robert ruhig: „Lass gut sein, John.“
„Wie soll das gehen? Unser Vater hat mir meine Söhne
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