JULIA EXTRA Band 0276
da.“ Gemma warf einen Blick durch die Glastür. „Ich berichtige mich: Der Boss bringt sie gerade höchstpersönlich.“
„Max?“
Damit hatte sie sich verraten. Gemmas Blick sprach Bände, doch sie schwieg. Als Max ins Büro kam, hielt er nicht nur die Zeichnungen des Bella Lucia Qu’Arim unterm Arm, sondern auch einen Strauß rosafarbener Rosen in der Hand.
Grinsend ließ Gemma die beiden allein.
„Spielst du jetzt den Kurier?“, fragte Louise patzig. Es war ihr unangenehm, dass Gemma nun Bescheid wusste.
„Ich war sowieso unterwegs, und als ich an dem Blumenladen vorbeikam, musste ich an dich denken. Die Rosen haben dieselbe Farbe wie die Unterwäsche, die du in Meridia getragen hast …“
Louise errötete. „Das ist lieb, aber es wäre mir lieber, wenn wir es nicht an die große Glocke hängen.“
„Und ich dachte, du willst immer mit mir allein sein, weil du nicht genug von mir bekommst.“
Sie lächelte wider Willen. „Das ist auch nicht so ganz gelogen.“
„Aber?“
„Kein Aber. Die Leute interessieren mich nicht. Aber denk doch an Dad. Er erholt sich gerade erst von seinem Herzinfarkt.“
„Und du meinst, die Tatsache, dass ich mit seiner kleinen Prinzessin schlafe, wird seinen Zustand verschlechtern?“
„Ich bin einfach nicht bereit, ein Risiko einzugehen. Im Gegensatz zu dir, offensichtlich.“ Nun funkelten ihre Augen zornig. „Du weißt genau, wie er zu deinem Vater steht.“
Max wurde ernst. „Aber ich bin nicht mein Vater. Abgesehen davon sollten die beiden ihren Zwist langsam mal aufarbeiten.“
„Versuch doch, ihn zu verstehen, Max. Dein Vater ist der Sohn einer geliebten Frau, während mein Vater mit ansehen musste, wie seine Mutter ohne jegliche Unterstützung abgelegt wurde wie ein alter Schuh und dann im Elend starb.“
„Damals herrschte Krieg, Louise. Das Leben war für alle hart. Aber das ist auch längst noch nicht alles, stimmt’s?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Dein Vater hat alles bekommen, nicht nur liebende Eltern, er sieht auch noch gut aus, besitzt Charisma, und die Frauen liegen ihm bis heute zu Füßen.“
„Und eigene Kinder?“
„Söhne“, korrigierte sie ihn, obwohl ihr das Wort tief ins Herz schnitt.
Außerdem hatte John seinem Vater nie verziehen, dass er für Robert alles getan hatte und immer für ihn da gewesen war. Und Robert konnte er nicht vergeben, dass er immer alles bekommen hatte.
Machte sie gerade denselben Fehler? Konnte auch sie nicht vergeben?
„Jetzt hat er ja Söhne“, erinnerte sie Max.
Louise schüttelte den Kopf.
„Bis vor einem Jahr wusste er nicht einmal, dass sie existieren. Und auch dafür macht er William Valentine verantwortlich.“
„Ehrlich gesagt bringe ich mehr Mitgefühl für deine Mutter auf. Hast du sie mal gesehen in letzter Zeit?“
Wieder schüttelte Louise den Kopf.
„Sie braucht dich, Lou. Egal, wie gern du mit Patsy zusammen bist. Ivy ist auch deine Mutter. Sprich mit ihr, Lou.“
„Nicht über uns.“ Sie suchte nach der richtigen Begründung. „Das hier ist nicht …“
„Ist nicht was?“
„Ernsthaft.“
„Nicht ernsthaft?“ Er schwieg einen Moment. „Willst du damit sagen, dass du nur mit mir spielst? Dass du nur meinen Körper begehrst?“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, nahm er ihr Gesicht zärtlich in beide Hände und küsste sie leidenschaftlich auf die sinnlichen Lippen.
„Besser?“, fragte er, als sie sich an die Lehne sinken ließ.
„Viel besser“, gab sie zurück und lächelte ihn so strahlend an, dass Gemma spätestens jetzt alles gewusst hätte.
Ihr Plan, Max einmal zu besitzen und dann von ihrer Sehnsucht kuriert zu sein, war gründlich danebengegangen. „Bleib doch hier …“
Er sah ihren Blick und küsste sie noch einmal. „So leid es mir tut, ich habe einen Termin. Wir sehen uns um halb sieben …“
„Du gibst mir einen Korb?“
„Es fällt mir nicht leicht.“ Damit winkte er ihr zu und ging.
Kaum war er fort, betrat Gemma das Büro. „Max hatte es aber eilig.“
„Er muss zu einem Termin mit dem Finanzberater.“
Gemma betrachtete die prächtigen Blumen. „Kommen die in die Vase oder in den Mülleimer?“
„Stell sie bitte in eine Vase, Gemma. Ich möchte sie auf meinem Schreibtisch haben.“
Auch wenn Max das Bella Lucia immer wichtiger wäre als alles andere, gestattete Louise es sich, den Augenblick zu genießen. Sie freute sich über die Blumen, und sie freute sich, dass Max hereingeschaut hatte.
Als Gemma mit der Vase
Weitere Kostenlose Bücher