JULIA EXTRA Band 0286
springen.“
„So ungefähr kommt es mir vor.“ Wie konnte sie einen Mann heiraten, den sie verabscheute? Und noch dazu für Geld!
„Heiraten …“ Sie sagte es, als höre sie das Wort zum ersten Mal.
„Ja, mit Traualtar und Ring und allem Drum und Dran.“
„Aber eine Ehe ist doch viel mehr als nur ein Ring und ‚Drum und Dran‘! Sie ist ein … ein bindendes Gelöbnis zwischen einem Mann und einer Frau, die sich lieben und schwören, den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen.“
„In unserem Fall würden die Dinge eben etwas anders liegen.“
„Du hörst dich an, als ob du über ein Geschäft redest.“
„Genau davon rede ich – von einem Geschäft.“
Sie runzelte die Stirn. „Du meinst, es ist keine richtige Ehe?“
„Dem Gesetz nach schon, da gehe ich kein Risiko ein. Was das andere betrifft …“, er zögerte eine Sekunde, „… nein, wie Mann und Frau werden wir nicht leben.“
Mia befeuchtete die trockenen Lippen. „Wir werden also nicht … ich meine …“
Er sah sie an. „Sex miteinander haben?“
„Ja …“
„Nur, wenn du willst.“
Mia wurde dunkelrot. „Natürlich will ich nicht!“
Er betrachtete sie nachdenklich. „Schön. Allerdings bestehe ich darauf, dass du, so lange wir verheiratet sind, auch mit niemand anderem schläfst. Sonst könnte man den Verdacht schöpfen, dass etwas nicht stimmt.“
„Gilt das auch für dich?“, fragte sie spitz.
„Sollte eine … hm … derartige Situation eintreten, kannst du dich auf meine Diskretion verlassen.“
„Dann verlange ich, dass für mich das Gleiche gilt. Ich kann genauso diskret sein wie du.“
„Wie du willst. Aber ich warne dich: Ein falscher Schritt, und du bekommst es mit mir zu tun. Ich lasse nicht zu, dass Tante Agnes deinetwegen unglücklich wird.“
„Weshalb sollte sie meinetwegen unglücklich werden? Ich verkehre schließlich nicht mit … mit unbedarften Betthasen.“
Bryn sah sie mit einem sonderbaren Blick an. „Ab heute gibt es die für mich auch nicht mehr. Von jetzt an bist du meine große Liebe, und ich erwarte von dir, dass du diese Illusion aufrecht erhältst.“
„Etwas Leichteres fällt dir nicht ein?“
„Dazu gehört, dass du mich nicht bei jeder Gelegenheit kritisierst oder herabsetzt.“
Mia lachte zynisch. „Das sagst ausgerechnet du? Nach allem, was du über mich geschrieben hast? Wenn du nicht so arrogant wärst, wäre das alles nicht passiert.“
„Und wenn du nicht so borniert wärst, hättest du schon längst erkannt, dass mein Image Fassade ist.“
„Jetzt kommen mir gleich die Tränen. Der wahre Bryn Dwyer hat mit dem zynischen Moderator, der sich in Rundfunk und Presse über seine Mitmenschen lustig macht, natürlich nichts gemeinsam. Das kannst du anderen weismachen, aber nicht mir. Du bist ein Egoist, der buchstäblich über Leichen geht – deine Großtante ist der beste Beweis. Welcher Mann würde einer kranken alten Dame vormachen, dass er aus Liebe heiratet, wenn er für seine Zukünftige nicht das Geringste empfindet?“
„Wie ich schon sagte, ich will, dass die letzten Wochen meiner Großtante so glücklich wie möglich sind. Dafür heirate ich sogar einen vorlauten kleinen Drachen wie dich. Auf Zeit, versteht sich.“
„So, ich bin also vorlaut und zänkisch. Und was bist du? Der ideale Ehemann ganz bestimmt nicht.“
„Was du von mir denkst, ist mir egal. Alles, was ich will, ist, dass du mich heiratest. Über persönliche Gefühle unterhalten wir uns ein andermal.“
„Mein einziges Gefühl für dich ist Abscheu.“
„Dann sieh zu, dass es auch dabei bleibt. Es wäre mir sehr unangenehm, wenn du dich in mich verliebst. Dergleichen würde unsere Beziehung nur unnötig komplizieren.“
„Ich finde, du solltest dir das Gehirn recyceln lassen. Deine grauen Zellen sind ganz offensichtlich unbrauchbar geworden.“
Bryn betrachtete sie einen Moment, dann lachte er. „Du hast eine echte Begabung fürs Komische, weißt du das? Meiner Meinung nach solltest du das Theater aufgeben und es mit Sitcoms versuchen.“
„Ähnlich wie diese kleine Komödie, die du dir ausgedacht hast, wie? Was du von mir verlangst, ist niederträchtig. Einer todkranken alten Frau das glückliche Brautpaar vorzuspielen … Hast du überhaupt kein Gewissen?“
„Ich weiß, dass es Tante Agnes glücklich macht, und das ist das einzig Wichtige.“
„Ich will nicht, Bryn. Du kannst mich nicht zwingen.“
Darauf gab er keine Antwort, aber er ließ sie nicht aus den
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