JULIA EXTRA Band 0286
weg.“ Sie lächelte gezwungen, als jemand ein Foto von ihnen machte.
„Warum? Ich bin dein Verlobter. Die Leute erwarten, dass ich zärtlich bin.“
„Nicht unter dem Tisch, wo es niemand sieht.“
Mit einem kleinen Lächeln zog er die Hand zurück und legte sie ihr auf den Nacken. „Ist das besser?“
Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie sah, dass man sie verstohlen beobachtete, und zwang sich, Bryns Blick zu erwidern.
„Komm, lass uns tanzen“, sagte er.
Erleichtert folgte sie ihm zur Tanzfläche. Als er jedoch den Arm um sie legte und sie an sich presste, erkannte sie, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen war.
Er hielt sie so eng umschlungen, dass sie kaum atmen konnte. Durch das dünne Kleid fühlte sie die erregende Wärme, die von ihm ausging, ebenso wie den harten Druck seiner Männlichkeit.
„Das war wohl keine gute Idee“, murmelte sie. Ihre Wangen glühten.
„Warum nicht?“ Sein Blick glitt hinab zu ihrem Dekolletee, während sie sich zu den Takten eines Foxtrotts drehten. „Mir gefällt es.“
„Das bezweifle ich nicht“, zischte sie. „Aber mir nicht.“
„Ich dachte, du tanzt gern.“
„Das nenne ich nicht tanzen, sondern … Du weißt, was ich meine. Jeder schaut uns zu.“
„Möchtest du lieber, dass wir allein sind?“
„Ich möchte an den Tisch zurück.“ Sie versuchte, ihn von sich zu schieben.
„Nimm dich zusammen, Mia! Wie du sagtest, jeder schaut uns zu, einschließlich der Fotografen mit ihren Kameras. Mach nicht so ein böses Gesicht, sondern lege mir die Arme um den Nacken und küss mich, wie es sich für eine verliebte Braut gehört.“
„Nie und nimmer.“
„Das werden wir ja sehen.“ Bevor sie wusste, wie ihr geschah, neigte er sich vor und küsste sie auf den Mund.
5. KAPITEL
Da man sie beobachtete, blieb ihr nichts anderes übrig, als Bryns Kuss zu erwidern. Die Rolle verlangte ein gewisses Maß an Hingabe, dafür wurde Mia bezahlt. Sie sagte sich, dass sie lediglich ihre Verpflichtung erfüllte, aber die kleine Stimme in ihrem Inneren flüsterte, dass sie ohne Zuschauer genauso stürmisch reagiert hätte.
Sein Mund war warm und verführerisch. Sie spürte eine heiße Woge in sich aufsteigen, als seine Zungenspitze ihre geschlossenen Lippen sanft auseinanderdrängte und sich sein Atem mit ihrem vermischte. Das Verlangen nach ihm wurde zu einer züngelnden Flamme, die sie alles um sich herum vergessen ließ.
Was Mia empfand, war neu und erregend und gleichzeitig beängstigend. Wie konnte ein Mann, den sie aus tiefster Seele verabscheute, diese leidenschaftliche Reaktion verursachen? Wo waren ihr Wille, ihr Verstand? Hatte sie jegliche Kontrolle verloren? War das alles nur physisch oder bedeutete es mehr?
Er trat einen kleinen Schritt zurück und betrachtete ihr heißes Gesicht. Das Orchester spielte noch immer, und andere Paare glitten an ihnen vorbei, doch weder Bryn noch Mia achteten darauf. Sie standen auf der Tanzfläche und sahen sich an, als gäbe es nur sie allein.
„Wir sollten an den Tisch zurückgehen“, sagte er schließlich. Seine Augen waren dunkel und der Ausdruck in ihnen unergründlich.
„Ja …“
Langsam glitt seine Hand an ihrem Arm hinab, bis sich ihre Finger trafen und miteinander verflochten. Wortlos kehrten sie zu ihren Plätzen zurück.
Der Rest des Dinners verlief ohne Zwischenfall. Mia lächelte, bis ihr das Gesicht wehtat. Ein Gast nach dem anderen kam an den Tisch, um ihr zu gratulieren, jeder wollte wissen, wie es ihr gelungen war, Bryn Dwyers unbeständiges Herz zu zähmen. Und während sie lachend schlagfertige Antworten gab, sagte sie sich, dass sie diese netten Menschen absichtlich belog. Alle glaubten, dass sie auf Wolke sieben schwebte, niemand ahnte, was in Wirklichkeit vor sich ging. In ihrer kurzen Karriere hatte sie schon mehrere Rollen gespielt, die ihrem Temperament nicht entsprachen, aber keine war ihr so schwer gefallen wie diese.
Am schlimmsten war es, wenn sie mit Bryn tanzen musste. Wenn sie in seinen Armen über das Parkett glitt, fühlte sie sich der magischen Ausstrahlung, die von ihm ausging, wehrlos ausgeliefert. Seine Nähe, sein Blick, der Druck seiner Schenkel – all das weckte ein unbegreifliches Verlangen in ihr, und sie wusste nicht mehr, was sie tat.
Was machte ihn so unwiderstehlich? Jede Frau im Saal, ob jung oder alt, himmelte ihn an, und was Mia am allerwenigsten wollte, war, es ihnen gleichzutun.
Als die ersten Gäste aufbrachen, sagte Bryn: „Ich glaube,
Weitere Kostenlose Bücher