JULIA EXTRA Band 0286
Abend.“
„Danke, Henry. Gute Nacht.“
Sie wartete, bis die Limousine verschwunden war, dann drehte sie sich zu Bryn um. „Ich hatte gesagt, dass ich müde bin und nach Hause will.“
„Du kannst morgen früh ausschlafen, niemand wartet auf dich.“
„Wofür ich mich bei dir bedanken kann“, erwiderte sie erbittert.
„Sag bloß nicht, du hast gern in dem Café gearbeitet.“ Er öffnete die Haustür und ließ Mia vorangehen. „Die Bezahlung war miserabel. Und dein Umgang mit der Kundschaft … nun, da habe ich so meine Erfahrungen, wozu du in der Lage bist, wenn dir jemand unsympathisch ist.“
„Nicht alle sind wie du!“
Er streifte das Jackett ab und lockerte er die Krawatte. „Möchtest du etwas trinken?“
„Nein.“
Er führte sie in ein luxuriös eingerichtetes Wohnzimmer, von dem man einen fantastischen Ausblick auf den Hafen von Sydney hatte. Zwei tiefe hellbraune Ledersofas standen vor dem Fenster, ein cremefarbener Teppich bedeckte den Boden, und an den Wänden hingen Originalgemälde mehrerer bekannter Künstler. An einer Wand befand sich eine gut ausgestattete Hausbar und gegenüber eine exklusive TV- und Stereoanlage.
Mia trat ans Fenster und schaute auf die Lichter der Stadt. „Wohnst du schon lange hier?“, fragte sie Bryn, der sich hinter ihr an der Bar einen Drink mixte.
„Ungefähr zwei Jahre.“ Er warf ein paar Eiswürfel in das Glas. „Ich wollte einen Ort, an dem ich nicht ständig von Reportern verfolgt werde.“
Sie drehte sich um. „Ich dachte, du suchst Publicity. Ist das nicht der Grund für unsere Abmachung?“
Er nahm einen Schluck, bevor er erwiderte: „Das ist einer der Gründe.“
„ Einer? Gibt es mehrere?“
Er stellte das Glas auf eine Konsole und kam zu ihr ans Fenster. Ihre Blicke trafen sich, und Mia schluckte. Seine Augen waren dunkler als der Nachthimmel.
„Nach dem kleinen Zwischenfall von heute Morgen kam mir die Idee mit der Liebe-auf-den-ersten-Blick-Geschichte. Ich war ziemlich sicher, dass meine Einschaltquote davon profitieren würde, und anscheinend hat es funktioniert. Annabelle rief mich vor der Veranstaltung an, um mir den neuesten Stand durchzugeben: Die Zuhörerzahl hat enorm zugenommen. Und nach den Zeitungsberichten von morgen wird sie noch besser werden. Aber es gibt noch einen Anlass, weshalb ich dich gebeten habe, meine Braut zu spielen.“ Er verstummte.
Mia wartete. Welchen Anlass konnte es sonst noch geben? Es wurde höchste Zeit, dass Bryn Dwyer aus ihrem Leben verschwand. Mit jedem Kuss fiel es ihr schwerer, sich daran zu erinnern, dass sie nur eine Rolle spielte. Und je länger sie zusammen waren, desto mehr verwischte sich die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit für sie.
„Jocey Myers erwähnte meine Großtante Agnes“, sagte er schließlich.
„Und?“
„Sie ist meine einzige Verwandte, und ich verdanke ihr viel.“ Er fuhr sich mit den Fingern durch das dunkle Haar. „Sie ist sehr krank und wird nicht mehr lange leben … Ich will, dass ihre letzten Wochen so glücklich wie möglich sind.“
Mia sah ihn an. Aufrichtige Zuneigung sprach aus seinen Worten und dem Klang der Stimme. Wie vereinbarte sich das mit seinem Ruf als zynischer Playboy und Multimillionär, der nur an sein Vergnügen dachte?
„Es tut mir sehr leid, dass deine Tante so krank ist“, sagte sie leise. „Für euch beide muss es eine schwere Zeit sein.“
„Ihr sehnlichster Wunsch ist, dass ich die richtige Frau finde und sesshaft werde. Sie selbst hat nie geheiratet. Um für mich da sein zu können und mir ein Zuhause zu geben, hat sie auf ihr eigenes Glück verzichtet.“
Mia schwieg. Was er ihr sagte, bewegte sie zutiefst.
„Vielleicht verstehst du jetzt: Meiner Großtante reicht es nicht, dass ich mich verlobt habe.“
„Aber …“
„Sie möchte, bevor sie stirbt, bei meiner Trauung dabei sein.“
„ Trauung ?“
„Ja. Wenn möglich in der Kirche.“
„Du willst, dass ich … dass ich dich …“
„Ich möchte, dass du mich heiratest, Mia.“
Mit offenem Mund starrte sie ihm ins Gesicht. Das konnte nicht sein Ernst sein!
„Natürlich nicht ohne Gegenleistung. Du erhältst eine einmalige Abfindung im Voraus und nach der Hochzeit für die Dauer unserer Ehe ein monatliches Taschengeld.“
„Ich soll dich heiraten? In der Kirche? Das soll wohl ein Witz sein!“
Eine kleine Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen. „Wenn man dich hört, könnte man meinen, dass ich dich bitte, von der Harbour Bridge zu
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