JULIA EXTRA Band 0286
den Kopf und streifte zärtlich ihre Lippen. Amber schloss die Augen. Sie nahm die gedämpften Geräusche der schlafenden Stadt wahr, den Geruch der warmen Sommerluft vermischt mit den alten Gebäuden aus Stein. Und seine Lippen auf ihren, sanft und erotisch.
Erwartet hatte sie einen leidenschaftlichen Sturm. Was sie bekam, war ein betörendes Versprechen.
Wie lange der Kuss dauerte, wusste sie nicht. Und als Miguel endlich den Kopf wieder hob, fühlte sie sich erfüllt von verheißungsvoller Freude, die weit über jede sexuelle Lust hinausging.
Miguel holte das Handy aus der Tasche und rief den Chauffeur an.
Auf dem Weg zum Penthouse klingelte Ambers Handy. Sie sah nach, wer anrief. „Ich muss rangehen. Es ist meine Mutter.“
„Natürlich.“
Seit sie im Wagen saßen, hatte Miguel keinen weiteren Versuch unternommen, sie zu küssen. Die prickelnde Spannung zwischen ihnen schien jedoch fast mit Händen greifbar zu sein.
Hoffentlich verriet ihre Stimme nicht, in was für einem aufgewühlten Zustand sie sich befand. Amber klappte das Telefon auf. „Hallo, Mom.“
„Hallo, mein Schatz … Was ist das für eine Geschichte, dass du den Mann deiner Träume getroffen hast?“
Verlegen wandte Amber sich ein wenig von Miguel ab und presste das Handy fester an ihr Ohr. „Das erzähle ich dir später.“
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie auch Miguel sein Telefon zückte und leise mit jemandem sprach.
„Bist du gerade mit ihm zusammen?“
„Ja.“
„Oh, Liebling, das ist einfach wunderbar. Wie heißt er?“
„Miguel.“
„Miguel …“ Ihre Mom schwieg kurz. „Ist es etwa Miguel Menendez?“, fragte sie und klang dabei schockiert und besorgt zugleich.
„Ja.“
„Soweit ich weiß, dauern seine Beziehungen nicht allzu lange.“
„Das ist schon okay, Mom. Vertrau mir.“
„Versteh mich bitte nicht falsch, ich bin froh, dass du dich für einen Mann interessierst. Aber ausgerechnet Miguel Menendez?“
„Ja.“ Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Ihre Mutter würde sie verstehen.
„Man kann sich nicht immer aussuchen, wohin sein Herz einen führt, oder?“, fragte Helen Taylor und klang schon nicht mehr so besorgt.
„Richtig.“
„Ich freue mich für dich, mein Schatz.“ Typisch ihre Mom! Immer unterstützend, selbst wenn sie sich Sorgen machte.
„Danke, Mom. Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch, Amber.“
Lächelnd legte sie auf.
„Ihr steht euch sehr nahe?“, fragte Miguel.
„Ja. Mein Vater ist vor meiner Geburt gestorben. Wir hatten immer nur uns.“
„Sie hat nie wieder geheiratet?“
„Nein. Es gab nur ein paar ziemlich lose Verabredungen. Aber sie hat immer behauptet, niemand mache sie so glücklich wie ihre Erinnerungen.“
„Dann müssen deine Eltern eine gute Ehe geführt haben.“
„Laut meiner Mutter die beste. Zumindest wert, ein Leben lang von der Erinnerung zu zehren.“
„Deine Mutter scheint eine bemerkenswerte Frau zu sein.“
„Das ist sie. Zunächst hielt sie nicht viel von meinem Wunsch, Model zu werden. Sie hat sogar versucht, es mir auszureden. Eines Tages jedoch ist sie zu mir gekommen und meinte, ich solle meine Träume leben, ganz gleich, wie sie aussähen. Seitdem kam nie auch nur ein Wort des Bedauerns über ihre Lippen. Und ich bin fest entschlossen, ihr zu beweisen, dass ihre Unterstützung kein Fehler war.“
„Eine sehr lobenswerte Haltung.“
„Auch sexy?“
„An dir, cielo , ist alles sexy.“
„Wir werden dein Apartment heute Abend nicht mehr verlassen, oder?“ Erst allmählich begriff sie, was die Worte wirklich bedeuteten.
„Stört dich das?“
„Nein. Nicht besonders“, fügte sie mit mehr Nachdruck hinzu.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Wir werden es beide genießen.“
Seufzend befeuchtete sie sich wieder die Lippen. „Da ist noch etwas, das du vorher wissen solltest.“ Bei wichtigen Entscheidungen – das hatte Amber vor langer Zeit gelernt – war es immer besser, den direkten Weg einzuschlagen als auf Anspielungen zu bauen. „Ich war noch nie mit einem Mann zusammen … auf diese Weise.“
Völlig perplex starrte Miguel sie an.
„Ich habe dir doch gesagt, ich besitze nicht viel Erfahrung.“
„Nicht viel ist nicht dasselbe wie überhaupt keine.“
„Willst du mich jetzt nicht mehr, weil ich noch Jungfrau bin?“ Dergleichen war ihr überhaupt noch nicht in den Sinn gekommen.
„Nein, ich …“ Er unterbrach sie und schaute sie noch einen Moment lang an. Dabei lag ein seltsamer Ausdruck in seinen
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