JULIA EXTRA Band 0286
gewollt, die sie sich mit ihm wünschte.
Jetzt drehte Miguel ihre Hand in seiner und streifte mit dem Mittelfinger über die zarte Innenfläche. „Deine Haut ist so weich.“
„Berührst du mich deshalb so oft?“, fragte sie und versuchte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Allmählich verloren die Liebkosungen ihre Unschuld. Tatsächlich spürte Amber sie noch tief in ihrem Inneren.
„Das ist nur ein Grund.“
„Gibt es noch mehr?“
„Ich will dich. Aber noch werde ich dich nicht anrühren – also lindere ich die Qualen durch Berührungen.“
„Du empfindest Qual?“
„Du nicht?“
„Aber gestern Abend hast du mich nicht gedrängt. Und heute sind wir direkt in dieses Café gefahren.“ Waren Handflächen eigentlich eine erogene Zone?
Es musste so sein. Warum nur hatte ihr das nie jemand gesagt? Bei der Aufklärung hatte ihre Mutter zwar von vielen Körperstellen gesprochen, aber nie von Handflächen.
Die süße Berührung hörte nicht auf, und Miguels Augen waren voller Zärtlichkeit. „Vorfreude erhöht das Vergnügen. Deshalb ist es das Warten wert.“
„Du zögerst es absichtlich hinaus, mit mir zu schlafen?“, fragte sie atemlos.
Von Spielchen dieser Art hatte sie natürlich schon gehört, jedoch nie damit gerechnet, in eines verwickelt zu werden.
„Du nicht?“
Was? Glaubte er, sie war auf weltgewandte Sexspielchen mit ihm aus? Wenn er wüsste! „Ich möchte dich besser kennenlernen. Das ist alles.“
„Das respektiere ich, leugne allerdings auch nicht den zusätzlichen Kitzel.“
„Ich …“
„Du bist sprachlos. Das ist sehr charmant.“
„Ach ja?“ War es nicht eher unbeholfen?
„Sogar gespielte Unschuld wirkt sehr verführerisch. Aber ich vermute, das weißt du längst.“
„Nein. Ich bin nicht so erfahren, wie du denkst.“
„In der Welt, in der du dich bewegst, ist kein Platz für Unschuld.“
„Auf verbaler Ebene nicht, nein. Aber es gibt andere Arten von Unschuld. Ich verfüge nicht über viele Erfahrungen … mit Männern.“ Das einzuräumen, gefiel ihr gar nicht. Doch sie fühlte sich dazu verpflichtet.
Lange musterte Miguel sie eindringlich. „Ich glaube dir. Und es freut mich mehr, als ich erwartet habe.“
„Wieso überrascht dich das?“
„Mit unerfahrenen Frauen verabrede ich mich in der Regel nicht, weil es dabei zu viele Möglichkeiten für Missverständnisse gibt.“
„Aber bei uns liegen die Dinge anders.“ Das hatte er gestern gesagt.
„Ja. Vieles zwischen uns ist mir selbst völlig unbekannt.“
Das erotische Gefühl, das von seinem Streicheln ihrer Handfläche herrührte, machte es ihr schwer, sich zu konzentrieren. „Du bist gefährlich, und das weißt du ganz genau.“
„Ich wäre sehr enttäuscht, wenn du mich nicht so sehen würdest.“
Amber stieß ein leises Lachen aus. Was sie allerdings viel lieber tun wollte, war, den Wagen zurückrufen und sich in seinem Inneren auf Miguel zu stürzen. Wie gut, dass sie das Hotel verlassen hatten! Aus purem Selbstschutz entzog sie ihm ihre Hand.
Den Rest des Essens erlebte sie als Lektion in Selbstbeherrschung. Sie musste auf ihren Anteil am Gespräch achten, während sie gleichzeitig Miguels sinnliche Lippen beobachtete. Dabei flackerten vor ihrem geistigen Auge Fantasien auf, die sie an sehr geheimen Stellen erbeben ließen. Ihre Aufmerksamkeit galt allein Miguel, sodass sie nicht zu sagen vermochte, ob noch andere Gäste im Café waren oder nicht.
Sie vergaß zu essen, weil sie es viel aufregender fand, das Spiel der Sonnenstrahlen auf seinen feinen Zügen zu betrachten. Besonders verzauberten sie die Bewegungen seines Körpers, wenn er gestikulierte oder lachte.
5. KAPITEL
„Wenn du nicht aufhörst, mich so anzusehen, schaffen wir es heute Nachmittag nicht mehr, La Rambla zu besichtigen.“
„Haben die Geschäfte während der Siesta geöffnet?“, versuchte Amber abzulenken.
„Nicht alle. Aber die Siesta beginnt erst in einer Stunde.“
„Oh.“ Sie sah auf ihre Hand, die auf der Tischplatte lag. Würde er ebenso intensiv reagieren, wenn sie seine Handfläche streichelte? Am liebsten hätte sie das Experiment sofort gewagt.
Doch auf einmal stand Miguel abrupt auf. „Gehen wir.“
Amber ließ zu, dass er einen Arm um ihre Taille legte, während er sie aus dem Café führte. Ihre Körper berührten einander. Sie wusste nicht, wie sich das auf seinen Seelenfrieden auswirkte, auf sie übte es jedenfalls einen gewaltigen Effekt aus. Lange könnte sie das Verlangen,
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