JULIA EXTRA Band 0286
gab.
„Wenn ich nicht bei dir sein kann, stelle ich dir einen Wagen mit Chauffeur zur Verfügung.“
„Das brauchst du nicht, Miguel. Ich komme sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurecht.“
Er setzte sich neben sie auf die mit schwarzem Leder bezogene Rückbank. „Du würdest mir einen Gefallen tun, wenn du Ja sagst.“
„Wirklich?“ Mit vor der Brust verschränkten Armen starrte sie ihn an.
„Möchtest du, dass ich mich um dich sorge, während ich mich eigentlich auf die Arbeit konzentrieren müsste?“
„Natürlich nicht.“ Aber es gefiel ihr zu wissen, dass es so sein könnte. „Du würdest dir wirklich Sorgen machen?“
„Ja, mi cielo , das würde ich.“
Vermutlich fuhren die Frauen in seiner Welt nie mit dem Bus. „Na gut. Wenn du mir unbedingt einen Wagen geben willst, wer bin ich, dieses Angebot abzulehnen?“
„Genau.“ Zärtlich streichelte er über Ambers Wange. „Du bist so wunderschön, aber wahrscheinlich hörst du das ständig.“
„Es ist etwas anderes, wenn du es sagst“, gab sie zu.
„Das freut mich. Und, hast du eine Liste mit Orten, die du gern sehen möchtest?“
„Ja. Und ich habe auch alle Informationsbroschüren eingesteckt.“ Sie zog den Stapel aus ihrer Tasche. „Ich bin bestens vorbereitet.“
„Gut.“ Lächelnd streckte er die Hand nach den bunten Heftchen aus. „Schauen wir uns das mal an. Bei diesem Verkehr brauchen wir länger als ein paar Minuten, um unser Restaurant zu erreichen.“
„Wohin führst du mich denn zum Lunch aus?“
„Ich dachte, es könnte dir gefallen, in einem Café in der Barri Gòtic zu essen. Das ist ein sehr interessantes gotisches Viertel ganz in der Nähe von La Rambla. “
„Oh, wie schön. La Rambla steht auch auf meiner Liste.“
„In La Rambla spürt man das wahre Herz Barcelonas.“
„Ich habe gehofft, auch einige Werke von Antoni Gaudí zu sehen.“
„Morgen zeige ich dir seine architektonischen Meisterwerke. Wir schauen uns den Park Güell an. Heute jedoch konzentrieren wir uns am besten auf den gotischen Teil der Stadt und auf La Rambla. Und heute Abend würde ich dich gern mit ins Kasino nehmen.“
„Das klingt fabelhaft.“ Vor allem gefiel ihr, dass er seinen selbstauferlegten Job als Fremdenführer so ernst nahm.
„Morgen und das Wochenende gehören ganz dir. Nur am Montag muss ich wieder arbeiten.“
„Du verschiebst deine Termine für mich?“
„Unsere gemeinsame Zeit ist begrenzt. Ich möchte das Beste daraus machen.“
Ein warmes Gefühl breitete sich in Amber aus. „Dann sollte ich dir wohl sagen, dass ich meine Aufträge für die nächste Woche abgesagt habe und meinen Aufenthalt in Barcelona zu verlängern gedenke.“
Bei dieser Nachricht schimmerten seine Augen freudig. „Sehr gut.“
Das Café, das Miguel für den Lunch ausgewählt hatte, war ganz im gotischen Stil eingerichtet. Die dunklen Holzstühle zierten raffinierte Schnitzereien und Polster aus rotem Samt. Löwenköpfe schmückten die vier Ecken der Tischplatte, Fantasiegestalten die Beine. Alles erinnerte ans Mittelalter. Die Speisekarte jedoch war sehr modern.
Allerdings verzichtete Amber wohlweislich darauf, in den regionalen Köstlichkeiten zu schwelgen. Sie bestellte einen Salat ohne Dressing, dazu gegrilltes Hühnchen und ein Mineralwasser.
„Möchtest du das spanische Essen nicht probieren?“, fragte Miguel verwundert.
„Das kann ich mir nicht leisten. Um meine Figur zu halten, darf ich nur eine bestimmte Anzahl Kalorien zu mir nehmen.“
„Hin und wieder kannst du doch bestimmt sündigen?“
„Das tue ich auch. Doch ich wähle meine Sünden sehr sorgfältig aus.“ Sie lächelte. „Vor langer Zeit habe ich gelernt, bei einem Restaurantbesuch andere Dinge mehr zu genießen als das Essen.“
„Was denn?“
„Das Ambiente. Zum Beispiel finde ich die Farben und Möbel dieses Cafés ganz wunderbar. Sie sind ein Fest für meine Augen. Mein Magen braucht keines. Und die Gesellschaft. Ich genieße es, mit dir hier zu sein.“
„Ich habe viele Frauen kennengelernt, die auf ihre Figur achten, aber noch keine hat Essen auf diese Weise gesehen.“ Er nahm ihre Hand.
Nichts an der Art, wie er sie hielt, war sonderlich sinnlich. Dennoch spürte Amber die Berührung auf eine ganz elementare intime Weise. Ebenso gut hätte er ihre Brüste streicheln können, so intensiv reagierte ihr Körper auf die zarte Liebkosung.
Bislang hatte sie sich nie als sexuelles Wesen begriffen. Noch nie hatte sie die Dinge
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