JULIA EXTRA Band 0286
verbeugte sich leicht. Der Drang, sie zu küssen, war stärker denn je – dummerweise hatte er den Schmerz gesehen, den sie hinter ihrem Lächeln zu verbergen suchte.
Ellie stöhnte. Sie hatte wie eine Tote geschlafen. Sobald sie die Augen öffnete, fielen ihr die Ereignisse des Vorabends wieder ein. Sie hatte sich total lächerlich gemacht und all das getan, was sie sich geschworen hatte, niemals zu tun: Sie hatte offen ihre Gefühle gezeigt. Das durfte nicht noch einmal geschehen. Nicht vor Alexander. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Dieser Mann spielte in einer ganz anderen Liga. Er hatte nicht das Geringste mit ihrer Welt zu tun, und das musste auch so bleiben!
Doch urplötzlich erkannte Ellie, dass sich ihr Herz mit aller Macht nach ihm sehnte. Mit einem verzweifelten Seufzer schirmte sie die Augen vor der Sonne ab und blickte hinaus aufs Meer. Den ganzen Morgen verbrachte sie damit, ihr Boot für die nächste Tour vorzubereiten, doch das half nichts. Nie hatte das Meer so traurig und öde gewirkt. Gott sei Dank erschien der erste Passagier, ehe sie weiter ihren trüben Gedanken nachhängen konnte.
Ellie begrüßte ihre Gäste mit der gleichen Begeisterung wie immer. Je mehr Menschen sie dazu brachte, das Meer genauso sehr zu lieben wie sie, desto besser. Sie würden in späteren Urlauben mehr Rücksicht auf die Flora und Fauna der Unterwasserwelt nehmen, das hoffte sie zumindest.
Sie schlug den Kurs zu ihrer Lieblingsinsel ein. Der Tag verlief hervorragend, und sie genoss gerade die langsame Fahrt zurück, als sie etwas sah, dass sie zu einem alarmierten Warnruf veranlasste. Schnell holte sie die Segel ein, warf den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein.
Sie konnte es nicht fassen. Motorboote durchpflügten dasselbe Gewässer wie viele wesentlich langsamere Schiffe, ihrs eingeschlossen. Hier gab es Unterwasserfelsen – es konnte zu einer Katastrophe kommen! Sie warf einen raschen Blick auf die Kinder, die allesamt Schwimmwesten trugen, doch einige der Erwachsenen waren keine besonders guten Schwimmer, und wenn einer von ihnen über Bord ging …
In letzter Minute drehten die Motorboote ab. Offensichtlich hatten sie nie die Absicht gehabt, ihren Weg zu kreuzen. Doch für ein paar schreckliche Sekunden …
Ihre Gruppe hielt das Ganze für das Ereignis des Tages. Selbst Ellie musste zugeben, dass es ein beeindruckender Anblick gewesen war – sobald sie erkannt hatte, dass die Speedboote verantwortungsbewusst gefahren wurden!
Erst jetzt realisierte sie auch, dass Alexander am Steuer des Führungsbootes gestanden hatte. Hatte er ihr nicht sogar zugewunken, oder bildete sie sich das nur ein?
Plötzlich sah sie ihn. Ellie erbleichte und umklammerte fest ihr Steuer. Die Motorboote jagten direkt auf die schmale Meerenge zu, in der ihr Vater sein Leben verloren hatte. Alexander konnte das nicht wissen, aber er würde direkt über das Grab ihres Vaters rasen.
„Nein …“ Ellies Stimme verlor sich im Wind. Niemand hörte sie. Ihre Passagiere waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Motorboote zu beobachten, und Alexander war mindestens eine halbe Meile weg.
Sie tat das, was sie tun musste. Sie hielt das Schiff sicher auf Kurs, bis sich ihr eigener Gefühlsaufruhr gelegt hatte und die Stelle, an der sie jedes Jahr Blumen ausstreute, wieder ruhig und spiegelglatt war. Was sie am meisten verletzte, war die Tatsache, dass Alexander sie angelogen hatte. Er hatte ihr gesagt, dass noch nichts entschieden war und dass die Rennen erst dann beginnen würden, wenn alle auf der Insel zugestimmt hatten. Wann hatte sie zugestimmt?
Während sie am Leuchtturm vorbei in den Hafen einfuhr, blieb Ellie äußerlich ruhig, doch sie hatte keineswegs vor, ihm das durchgehen zu lassen. Sobald ihre Passagiere sicher das Schiff verlassen waren, würde sie Alexander aufsuchen und die Sache mit ihm klären!
Sie nahm den klapprigen Bus zum Tiefseehafen und kam gerade rechtzeitig an, um zu sehen, wie das Motorboot, das Alexander gesteuer hatte, wieder zurück an Bord der Yacht gehievt wurde. Alexander beaufsichtigte das Ganze. Was für ein Glück! Seine bulligen Bodyguards würden sie ohne seine Erlaubnis bestimmt nicht an Bord der Olympus lassen.
Und tatsächlich entdeckte er sie sofort und winkte sie zu sich. Noch konnte er ja nicht ahnen, was für ein Sturm gleich über ihn hereinbrechen würde.
„Alexander …“
„Ellie, was für eine angenehme Überraschung!“
Während sie die Gangway heraufkam, merkte er
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