Julia Extra Band 0293
ihre drückte.
Bei der ersten Berührung begann Caitlins Puls zu rasen, während ihr die Knie ganz weich wurden, wobei ihr nicht einmal in den Sinn kam, gegen seinen Vorstoß zu protestieren. Stattdessen legte sie ihm die Arme um die Taille – auch, um nicht tatsächlich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Flynn zog sie mit einem Ruck an sich und vertiefte den Kuss. Während seine Zunge ihren Mund eroberte, drückte er Caitlin so fest an sich, als wollte er jede Grenze zwischen ihnen aufheben … sie eins werden lassen.
Vor viereinhalb Jahren hätte ein solcher Kuss nur eine Bestimmung gehabt, und sie beide hätten Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um das Ziel zu erreichen. Aber jetzt erinnerte sich Caitlin schlagartig an ihre Tochter, die zu Hause von einer Nachbarin betreut wurde, und damit auch an das eigentliche Motiv ihres Besuchs. Sie wollte nicht mit Flynn schlafen, sondern ihm sagen, dass er ein Kind gezeugt hatte. Und so begann sie, sich aus seiner stürmischen Umarmung zu winden.
Sofort wurde seine Enttäuschung offenkundig, durch den tiefen Seufzer und den enttäuschten Blick aus verhangenen jadegrünen Augen. Dann verzog er spöttisch die Lippen und meinte: „Tut mir leid, aber ich bin auch nur ein Mensch. Du scheinst immer noch die Fähigkeit zu besitzen, mich im Bruchteil einer Sekunde zu erregen. Aber nachdem, was zwischen uns geschehen ist, sollte ich gelernt haben, dem zu widerstehen.“
„Wir sollten über den Grund meines Kommens reden“, entgegnete Caitlin, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. Dabei bemühte sie sich, überzeugend zu klingen, obwohl sie noch ganz von dem leidenschaftlichen Kuss eingenommen war. Bebend vor Nervosität legte sie sich die Arme um den Oberkörper und ging nun doch zum Kamin. Einen Moment sah sie ins Feuer und überlegte noch einmal, wie sie es ihm sagen wollte. Aber da gab es keine Formulierung, um die bevorstehende Aussage abzuschwächen. Deshalb sah sie Flynn schließlich direkt an und erklärte: „Ich habe ein Kind …“
Sofort waren da Verwirrung und Schock in seinem Blick, und er wiederholte tonlos: „Ein Kind?“
„Ja, ein kleines Mädchen … Es heißt Sorcha.“
„Nun … dann hat es dir in London wohl nicht an männlicher Gesellschaft gemangelt!“
„Ich habe nie mit einem anderen Mann geschlafen, Flynn. Du bist Sorchas Vater.“
„Für wie blöd hältst du mich eigentlich?“, rief Flynn aufgebracht, und Caitlin dachte betroffen: Da hätte er mich auch gleich ohrfeigen können, ließ sich aber nichts anmerken.
„Ich halte dich nicht für blöd. Sorcha ist fast vier Jahre alt. Ich habe ihre Geburtsurkunde dabei, wenn du das Datum schwarz auf weiß sehen möchtest.“
Es dauerte seine Zeit, bevor Flynns Wut so weit verraucht war, dass es ihm gelang, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. „Wenn Sorcha meine Tochter ist, so wie du behauptest, warum hast du dich dann nicht früher mit mir in Verbindung gesetzt? Und wenn dein Vater nicht gestorben wäre, sodass du herkommen musstest, hättest du es dann überhaupt für nötig gehalten, mir von ihr zu erzählen?“
„Ich … ich habe dich nicht früher kontaktiert, weil ich nicht wusste, wie du die Neuigkeit aufnehmen würdest. Du hast mit mir so selten über deine Gefühle und Wünsche gesprochen. Wie hätte ich wissen sollen, ob du überhaupt Kinder willst? Als wir zusammen waren, hast du auch niemals ein Wort darüber verloren, ob du an einer dauerhaften Beziehung interessiert bist. Ich dachte, du hieltest es für eine Affäre … Und ich wollte nicht, dass du nur bei mir bleibst, weil ich von dir schwanger war.“
Flynn platzte beinah. „Und anstatt mir eine Chance zu geben, meine Meinung zu äußern, bist du einfach davongelaufen!“
Caitlin ließ den Kopf hängen und starrte auf den Fußboden. „Das klingt bei dir so, als wäre das eine leichte Entscheidung gewesen.“
„Auf jeden Fall hast du sämtliche Bedenken über Bord geworfen und bist gegangen.“
„Hör auf damit, Flynn!“
„Willst du mir wirklich allen Ernstes erzählen, ich hätte ein Kind, und es ist schon fast vier Jahre alt?“
„Ja.“
Er wandte sich ab. Doch dann erwog er für einen Augenblick die Möglichkeit, dass sie tatsächlich die Wahrheit sagte, und musste sich schuldbewusst eingestehen, dass er nie konsequent gewesen war, was Verhütungsmittel anging. Gerade bei Caitlin war seine Leidenschaft einfach so groß gewesen, dass er manchmal alles andere vergessen hatte. Außerdem hatte er
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