Julia Extra Band 0293
wollte nicht, dass die Kleine etwas davon mitbekam, falls Flynns Mutter sich irgendwie negativ über sie äußern sollte.
Ein wenig befangen fuhr Caitlin sich jetzt durchs Haar und erklärte achselzuckend: „Bridie hat versprochen, mit ihr zu backen.“
Ohne Caitlin aufzufordern, ihr zu folgen, wobei sie ihr aber unterschwellig zu verstehen gab, dass sie genau das erwartete, wandte sich Mrs. MacCormac ab und schritt in den angrenzenden Salon. Dort brannte tatsächlich ein einladendes Feuer im wunderschönen marmornen Kamin, und die helle Wintersonne, die durch die französischen Fenster hereinflutete, rückte die floralen und gestreiften Bezugsstoffe der eleganten antiken Möbel und weichen modernen Kissen ins rechte Licht. Letztere gaben der verblassenden Grandezza früherer Tage hier und da den zeitgenössischen Kick. Flynns Haushälterin kümmerte sich wirklich großartig um das altehrwürdige Haus und pflegte das Interieur wie ihr eigenes.
Doch Caitlin wandte die Aufmerksamkeit rasch Flynns Mutter zu, die inzwischen hoheitsvoll in einem hübsch gestreiften Sessel thronte. Da Caitlin nicht klar war, worauf Estelle MacCormac hinauswollte, blieb sie lieber stehen, anstatt sich zu ihr zu setzen.
„Ich weiß nicht, ob es Ihnen bekannt ist, Miss Burns, aber die Beziehung zwischen mir und meinem Sohn ist ein wenig getrübt, seitdem Sie die Gefilde hier verlassen haben. Heute komme ich ihn das erste Mal seit mehr als einem Jahr besuchen. Bei unserem letzten Zusammentreffen war die Situation zwischen uns unglücklicherweise so schwierig wie noch nie. Er trägt mir sehr nach, dass ich mich, wie er glaubt, Ihnen gegenüber nicht korrekt verhalten hätte. Zum Teil schreibt er mir die Schuld dafür zu, dass Sie gegangen sind. Das hat er mir mehr als nur einmal deutlich zu verstehen gegeben.“
Bei der Vorstellung, dass Flynn sie gegenüber seiner Mutter verteidigt und ihr, Caitlin, gar nicht die ganze Schuld zugeschoben hatte, tat ihr Herz einen Sprung. „Es muss wohl alles sehr schwer für ihn gewesen sein“, sagte sie dann und meinte es auch so. Bestimmt war es für ihn nach dem Weggang seiner Exfrau und ihr selbst noch zusätzlich belastend gewesen, dass er sich mit seiner Familie überworfen hatte. Das hatte mit Sicherheit das Gefühl des Verlustes und der Einsamkeit noch verstärkt …
„Ich vermisse meinen Sohn, Miss Burns. Sie haben selbst ein Kind … als Mutter werden Sie sicher nur das Beste für Ihre Tochter wollen. Ist mein Sohn ihr Vater?“,fragte sie dann unvermittelt. „Sagen Sie mir die Wahrheit!“
Erschrocken sah Caitlin zu ihr, auch weil sie erstaunt war, dass Flynns Mutter nach all dieser Zeit immer noch Zweifel daran hegte, dass sie, Caitlin, ihrem Sohn – und nur ihm – von Herzen zugetan gewesen war. „Ja, das ist er.“
„Dann waren Sie also tatsächlich schwanger, als Sie ihn verlassen haben?“
„Das ist richtig.“
„Ich habe mir schon gedacht, dass Sorcha das Alter haben könnte, um seine Tochter zu sein. Aber obwohl Sie in anderen Umständen waren, haben Sie sich entschlossen, es ihm nicht zu sagen?“
„Ich … ich konnte es ihm nicht sagen“, erklärte Caitlin und überlegte dann, ob sie da tatsächlich so etwas wie Bedauern in Estelles vorwurfsvollem Blick gesehen hatte.
„Und wieso nicht?“
Caitlin atmete tief durch, um sich zu beruhigen, ehe sie begann: „Ich habe mit angehört, was Sie an jenem Tag zu Flynn gesagt haben, Mrs. MacCormac … an dem Tag, an dem Sie den Streit mit ihm hatten, weil er mit mir ging. Ich war nach Oak Grove gekommen, um ihn zu treffen. Das Fenster des Salons stand offen, und Ihre Stimme war draußen deutlich zu hören.“
Estelle MacCormac sah sie aufmerksam an, ließ aber keine Regung erkennen.
„Kurz vorher hatte ich mir wegen der Beziehung zu Flynn schon eine Standpauke von meinem Vater anhören müssen und war ohnehin aufgeregt und verzweifelt“, fuhr Caitlin fort. „Aber als ich Sie dann sagen hörte, ich würde Flynn nur benutzen und wahrscheinlich versuchen, ihn mit einer Schwangerschaft in die Falle zu locken … Nun, was glauben Sie, was das in mir ausgelöst hat? Sie haben da ein ganz furchtbares Urteil über mich gefällt, obwohl Sie mich gar nicht kannten!“
„Ich habe mich in etwas eingemischt, das mich nichts anging … das weiß ich inzwischen auch. Aber wenn ich die Größe aufbringe, diesen Fehler zuzugeben, Caitlin, sind Sie dann großzügig genug, um meine Entschuldigung zu akzeptieren?“
Caitlin war
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