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Julia Extra Band 0297

Julia Extra Band 0297

Titel: Julia Extra Band 0297 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Miranda Lee , Annie West , Jennie Lucas
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Beine sind so anmutig wie zu Universitätszeiten.
    Dabei fühlte sie sich in Wahrheit gerade sehr verletzlich. Doch ihn nun fortzuschicken war einfach unmöglich. Damit würde sie Kyros nur überdeutlich zu verstehen geben, dass er immer noch eine gewisse Macht über sie besaß. Und das war ja nicht der Fall, oder? Jedenfalls nicht mehr!
    Außerdem war Alice neugierig. Sie hatte nicht Jahre damit zugebracht, sich zu fragen, was aus dem einzigen Mann geworden war, den sie je geliebt hatte, um ihm dann die Tür vor der Nase zuzuschlagen.
    War das nicht die Gelegenheit, die Dinge ein für alle Mal zu ändern? Die schlechten Erinnerungen zu löschen und durch neue zu ersetzen? Zu erkennen, dass Kyros nur ein x-beliebiger Mann war, mit dem sie überhaupt nichts mehr verband? Wäre es nicht wundervoll, wenn ihr das gelang?
    Sie machte einen Schritt zurück. „Du kommst wohl besser herein“, meinte sie.
    „Endlich“, sagte Kyros. Die Schwelle zu übertreten, empfand er als kleinen Sieg.
    Unvermittelt musste er an seinen ersten Besuch in dem gemütlich eingerichteten Haus denken. Die vielen Bücherregale waren ihm aufgefallen, die weichen Kissen auf den Sofas, die unzähligen Gemälde und Fotos an den Wänden. Damals war ihm alles fremd vorgekommen.
    Ihre Mutter hatte einen Kuchen gebacken. Die Tassen, in denen der zart duftende Tee gereicht wurde, waren aus so erlesenem Porzellan, dass sie fast durchsichtig wirkten. Zu seinen Füßen kauerte der Hund, der ihn mit feuchten braunen Augen um einem Leckerbissen anbettelte.
    „Aber du darfst ihm nichts geben“, kicherte Alice. „Er ist ein richtiger Gierschlund.“
    Natürlich fütterte er den Hund, woraufhin alle lachten. War das, ging es ihm damals durch den Kopf, ein geheimer Test, den er gerade bestanden hatte? Denn danach hatte Alice ihm mit einem Lächeln tief in die Augen gesehen. In diesem Moment hatte er …
    Was eigentlich?
    Ein Gefühl der Gefahr verspürt?
    Oh, ja. Zusammen mit der Gewissheit, sich zu sehr in etwas zu verstricken. Er war noch viel zu jung, um sich für immer fest zu binden. Und wenn es einmal so weit war, dann nicht mit jemandem wie Alice.
    Jetzt, zehn Jahre später, starrte er in ihr hübsches Gesicht. Hinter der viel zu dick aufgetragenen Schminke verbargen sich die faszinierendsten Augen, die er je bei einer Frau gesehen hatte. Grün und tief wie eine Lichtung mitten im Wald. Und wie ihre Haare wie ein Wasserfall aus Mondlicht über ihren nackten Rücken fielen. Es war, als höre er den Ruf längst vergessener Poesie. In seinen Lenden empfand er ein süßes Ziehen. Hastig ließ er sich auf eines der Sofas fallen, bevor Alice etwas davon mitbekam.
    „Also, was genau tust du in England“, fragte sie und flüchtete mit großen Schritten auf die andere Seite des Raumes.
    Kyros streckte die Beine aus und beobachtete amüsiert, wie Alice auf dem Sessel Platz nahm, der am weitesten von ihm entfernt stand. Der Anblick des Streifens Haut zwischen Strumpf und Kleid raubte ihm fast den Verstand. „Ich habe eine Hochzeit besucht“, erwiderte er gedehnt.
    Das war nun wirklich das Letzte, womit sie gerechnet hatte. Alice bohrte die Fingernägel in die weiche Sessellehne. Kyros und Hochzeiten harmonierten in etwa so gut wie Wasser und Strom. Dabei klang allein das Wort in ihren Ohren unbehaglich vertraut, hatte sie doch einst gehofft, er würde sie heiraten! Was für eine Närrin war sie doch gewesen! „Wessen Hochzeit?“
    „Die meines Zwillingsbruders Xandros.“
    „Xandros?“
    „Du klingst überrascht.“
    Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Überrascht trifft es nicht einmal annähernd. Ich dachte, dein Bruder leide unter einer Treue-Phobie … zumindest legt die Anzahl seiner Liebschaften das nahe.“
    „Anscheinend kann selbst der wildeste Liebhaber der Welt gezähmt werden. Denn nun hat er eine Frau namens Rebecca geheiratet …“
    Alice verspürte einen schmerzhaften Stich. „Sie ist keine Griechin?“, unterbrach sie ihn rasch.
    „Nein, Engländerin.“ Ihre Blicke trafen sich. „Genau wie du.“
    Nein, ganz und gar nicht wie ich, dachte Alice und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Damals hatte Kyros ihr erklärt, ihre Herkunft sei zu verschieden, als dass eine Beziehung wirklich funktionieren könnte. Die kulturellen Unterschiede würden einer gemeinsamen Zukunft den Todesstoß versetzen. Vielleicht jedoch hatte er diese Gründe nur vorgeschoben, als perfekte Entschuldigung, um eine jugendliche Romanze zu beenden.

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