Julia Extra Band 0297
kann.“
„Nein“, keuchte sie. „Nein“
„Du musst unser ungeborenes Kind retten.“ Paolo lächelte sie liebevoll an. „Erzähl ihm dann von mir.“
„Die Zeit ist um!“, brüllte Durand.
„Erschießen Sie mich“, rief Paolo unerschüttert zurück.
In dem Moment, als der Verbrecher die Pistole auf ihn richtete, sah Paolo hinter ihm zwei Männer auftauchen, die sich auf ihn stürzten.
Durand stieß einen wilden Schrei aus, dann strauchelte er und fiel, noch immer schreiend, über den Rand der Klippe. Sein Körper schlug mehrmals auf den Felsen auf, schließlich versank er im Meer.
Oben auf der Klippe erschien Fürstin Clothilde und wirkte zugleich rachsüchtig und königlich. „Ich dulde nicht, dass man meiner Tochter wehtut“, erklärte sie streng und sah Paolo bedeutungsvoll an. „Das darf niemand.“
Zwei Monate nach diesem dramatischen Ereignis ging Isabelle in Alexanders Zimmer im Palast rastlos hin und her.
„Hör bitte damit auf“, bat ihr Ehemann über den Rand des Börsenblatts hinweg, in dem er las. „Sonst trittst du noch Rillen in den Fußboden.“
„Ich bin aber so aufgeregt.“ Trotzdem gehorchte sie ihm und sank in einen bequemen Sessel. „Du und ich sind erst seit Kurzem verheiratet. Ich bin schwanger. Ich hätte von dir mehr Mitgefühl erwartet.“
„Wir haben alle unsere eigenen Methoden, mit Stress umzugehen“, erwiderte Paolo milde und blätterte weiter. „Ich zum Beispiel schaffe es, indem ich das Börsenblatt lese.“
Beinahe hätte sie ihm geglaubt, doch dann sah sie, wie er mit einem Fuß rhythmisch auf den Boden klopfte. Offensichtlich war Paolo genauso nervös wie sie.
Als Alexander ins Zimmer kam, sprangen beide auf wie unartige Schüler, die zum Direktor zitiert worden waren.
Ihr Sohn trug nicht mehr die maßgeschneiderte Galauniform von der Krönung, sondern sah wieder wie ein kleiner Junge aus. Bei der Krönungszeremonie am Vormittag in der Kathedrale von San Piedro war er jeder Zoll ein Fürst gewesen. Vor einem illustren Publikum aus gekrönten Häuptern und Staatsmännern hatte der Erzbischof den erst Neunjährigen zum Fürsten erklärt.
Natürlich lagen die Staatsgeschäfte weiterhin in den fähigen Händen von Fürstin Clothilde und ihren Ministern, aber Alexander war offiziell das Haupt des Kleinstaats – und eine sehr romantische Figur.
„Es tut mir leid, dass ich euch habe warten lassen“, begann er formell. „Nehmt doch bitte Platz.“
„Kein Grund, sich zu entschuldigen“, meinte Isabelle befangen.
„Wir wissen ja, dass du im Moment sehr beschäftigt bist“, ergänzte Paolo.
Sie warteten, bis Alexander saß, und nahmen dann Platz, wie befohlen.
„Ich bin ziemlich erschöpft“, meinte der Junge. „Ich glaube, ich lasse mir etwas Eiscreme bringen – wenn ihr nichts dagegen habt.“
„Natürlich nicht“, versicherte Paolo und verkniff sich ein Grinsen.
Trotz des majestätischen Auftritts, zu dem man den Jungen erzogen hatte, war er doch noch ein richtiges Kind. Zum Glück!
Isabelle hielt die Spannung nicht länger aus. „Alexander, wir müssen dir unbedingt etwas sagen“, begann sie und sah dann Hilfe suchend zu Paolo.
„Ja, stimmt“, bestätigte der.
Und sagte sonst nichts.
Was für eine große Hilfe, dachte sie leicht gereizt, aber vor allem liebevoll.
„Geht es um die Fabrik?“, erkundigte Alexander sich.
„Nein. Damit ist alles bestens“, versicherte Paolo schnell. „Wir bekommen jeden Tag neue Aufträge.“
„Dann lasst mich mal raten“, schlug der Junge vor und grinste spitzbübisch. „ Grandmère hat euch überredet, eine richtig große Hochzeit zu feiern, die man als Staatsereignis an die Medien verkaufen kann. Ich habe mich ja schon gewundert, warum du dich mit einer schlichten Trauung im Standesamt zufriedengegeben hast, Tante Isabelle. Eigentlich hätte ich gedacht, du würdest dir die größte Hochzeitstorte der Welt wünschen.“
Paolo lachte leise und dachte daran, dass sie am Abend vorher – zum ersten Mal von den typischen Gelüsten einer Schwangeren besessen – vier Stück Schokoladenkuchen gegessen hatte. Wenn sie so viel aß, waren er und ihre Mutter schuld. Sie brachten ihr ständig irgendwelche Leckerbissen, weil sie meinten, sie müsse doch jetzt für zwei essen.
Seufzend schüttelte Isabelle den Kopf. „Nein, Alexander, es geht nicht um eine Hochzeit. Wir …“, sie blickte zu Paolo, „… haben uns gründlich und lange überlegt, ob wir es dir sagen sollen, und wir sind zu
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