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Julia Extra Band 0305

Julia Extra Band 0305

Titel: Julia Extra Band 0305 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trish Wylie , Kate Hewitt , Sabrina Philips , Valerie Parv
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aus und ließ sie los. „Wofür hältst du mich? Glaubst du, ich bin wie dieser Mistkerl, der dich missbraucht hat?“
    Sie hörte die Selbstvorwürfe, die Verletztheit in seiner Stimme und wusste, dass sie ihm alles erzählen musste. Er hatte ein Recht darauf, es zu erfahren. Und sie brauchte jemanden, dem sie sich anvertrauen, mit dem sie die Last der Schuld und der Scham teilen konnte, die sie so lange mit sich herumgeschleppt hatte. Sie atmete tief durch, bevor sie zu sprechen begann.
    „Ich war froh, als es aufhörte“, sagte sie leise, mit geschlossenen Augen. „Aber ich war auch …“
    „Ja?“
    „Enttäuscht“, kam es kaum hörbar über ihre Lippen, ein Eingeständnis größter innerer Qualen und erdrückender Schuldgefühle. Sie erinnerte sich noch gut an diese konfuse Mischung aus Sehnsucht und Selbsthass. „Was sagt es über mich aus, dass ich enttäuscht war?“, flüsterte sie verzweifelt.
    Demos antwortete nicht, und so gab sie sich selbst die Antwort, kleidete die Furcht, die sich tief in ihr Herz eingegraben hatte, erbarmungslos in Worte: „Es bedeutet, dass ich genau die Frau bin, die du im Nachtclub gesehen hast. Die Frau, für die mich alle halten und die ständig in den Schlagzeilen auftaucht. Schlimmer noch.“
    „Ist das der Grund, weshalb du die wilde Partyqueen spielst?“, fragte er ruhig, doch in seinen Augen flackerte die Erkenntnis auf. „Um dich selbst zu bestrafen?“
    „Auf diese Weise kann ich es kontrollieren“, erwiderte sie leise. „Vielleicht ist das ja meine wahre Natur …“
    „Nein, Althea.“ Demos strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es ist das, was du anderen vorspielst, aber das bist nicht du. Das kann ich bezeugen.“
    „Es tut mir leid“, flüsterte sie. „Du hast mich geheiratet, weil du ein völlig anderes Bild von mir hattest. Ich dachte, ich könnte so sein, wie du mich haben willst.“
    Nach kurzem Schweigen erwiderte er: „Wir alle tragen Altlasten mit uns herum. Es war unfair von mir zu erwarten, du seist frei davon.“ Althea glaubte, einen Anflug von Zärtlichkeit in seinen Augen zu sehen, als er behutsam ihre Wange berührte. „Ich bin kein Experte, aber ich halte den emotionalen Konflikt, in dem du dich damals befandest, für eine ganz normale Reaktion. Du warst ein Kind, das sich nach der Aufmerksamkeit seines Vaters sehnte, warst verwirrt und traumatisiert …“
    „Spiel nicht den Psychiater!“, unterbrach sie ihn ärgerlich, als ihr klar wurde, was er jetzt in ihr sah: eine Patientin. Ein Problem. Aber sie war auch seine Ehefrau, und so elend sie sich fühlte, es gab etwas, das sie wissen musste.
    „Und du?“, fragte sie. „Was schleppst du mit dir herum?“
    „Ich denke, das verschieben wir auf ein andermal“, sagte er tonlos, doch Althea bezweifelte, dass er jemals bereit sein würde, sein Geheimnis mit ihr zu teilen.
    Sie dachte an den Zwölfjährigen, der die Bürde eines Erwachsenen auf sich geladen hatte, nur um zwanzig Jahre später als leichtlebiger Playboy aufzutreten. An Briannas vorwurfsvolles Weißt du noch?, an die Duldsamkeit, mit der er ihren Zornausbruch hingenommen hatte …
    „Du hast es deinem Vater nie gesagt, oder?“, fragte er. „Deshalb bist du so wütend auf ihn.“
    Ihre Brust war so eng, dass sie kaum atmen konnte. „Er glaubte mir nicht“, erwiderte sie gepresst. „Ich habe es versucht, aber er hörte mir nicht zu. Immer wieder habe ich ihn gebeten, mich nicht mit … mit ihm allein zu lassen.“ Selbst jetzt konnte sie den Namen des Mannes nicht aussprechen, wollte nicht einmal an ihn denken. Nicht zuletzt deswegen hatte sich ihr ganzer Zorn gegen ihren Vater gerichtet. Es war ja niemand anders da gewesen. „Mein Vater hätte mich lieben und beschützen müssen“, sagte sie, „aber er tat es nicht. Das werde ich ihm nie verzeihen.“
    Eine Windböe ließ die Fensterläden klappern, dann kehrte Stille ein.
    Althea wünschte, ihr wäre leichter ums Herz, nachdem sie sich nun alles von der Seele geredet hatte. Doch es bedrückte sie zu sehen, wie Demos bereitwillig auch ihre Bürde noch auf sich nahm. Eine Bürde, um die er nicht gebeten hatte.
    Eine quälend lange Minute verstrich, ehe er sich zu ihr herabbeugte und ihr einen zarten Kuss auf die Stirn drückte. „Danke, dass du es mir erzählt hast. Schlaf gut.“
    Er stand auf und verließ den Raum. Und zum ersten Mal wollte Althea nicht, dass er ging. Zum ersten Mal wollte sie nicht allein sein.
    Aber ich bin allein, dachte

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