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Julia Extra Band 0305

Julia Extra Band 0305

Titel: Julia Extra Band 0305 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trish Wylie , Kate Hewitt , Sabrina Philips , Valerie Parv
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egal.
    Der haarfeine Riss, der sich in ihrem Schutzpanzer gebildet hatte, war aufgebrochen. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie konnte nur noch fliehen.
    Blindlings bahnte sie sich einen Weg durch das Lokal, ohne auf das Geflüster ringsum zu achten, die empörten Rufe, die umgeworfenen Stühle, das scheppernd zu Boden fallende Besteck. Alles, was zählte, war ihre Flucht in die Freiheit.
    Sie wusste nicht, ob Demos ihr folgte – oder Esteban. Sie lief einfach weiter, aus dem Lokal und in die sternklare Nacht hinaus.

8. KAPITEL
    Es gab nichts, wohin sie fliehen konnte. Diese Erkenntnis dämmerte Althea, als sie auf den einzigen Ort zulief, den sie auf dieser verflixten Insel kannte: Demos’ Villa.
    Ihre Absätze klapperten auf dem Asphalt, ihr schwarzes Haar flatterte im Wind. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Chaos. Atemlos stürmte sie die steile, kurvige Straße hinauf, bis sie vor der stillen, dunklen Villa stand, drehte den Türknauf …
    Die Haustür war nicht abgeschlossen. Wie von Sinnen rannte sie die Treppe hinauf. Sie konnte nicht denken, nur fühlen. Schmerz, Verzweiflung und Schuldgefühle tobten in ihr.
    Und Wut. Maßlose Wut.
    Qualvolle Erinnerungen bestürmten sie wie eine reißende Flutwelle, die nicht mehr zu stoppen war. Und die sie auch nicht mehr stoppen wollte.
    Unversehens fand sie sich in dem luxuriösen Badezimmer mit seinen glänzenden Kacheln und flauschigen Handtüchern wieder. Sie drehte die Dusche voll auf, zerrte sich die Kleider vom Leib.
    Sie hatte das Bedürfnis, sich zu säubern. Sich reinzuwaschen.
    Mit geschlossenen Augen stand sie unter dem dampfend heißen Wasserstrahl. Das Wasser brannte auf ihrer Haut, linderte ihre Schmerzen, betäubte sie. Beinahe, jedenfalls.
    Sie stieß einen gellenden Schrei aus, als der Duschvorhang aufgerissen wurde. Schützend schlug sie die Arme um sich.
    Demos stand vor ihr. Sein Atem ging schwer, seine Miene war wutentbrannt. „Was zum Teufel machst du da?“
    „Verschwinde!“, schrie sie. „Hau ab!“
    Er ignorierte es. „Warum bist du aus dem Lokal gerannt, Althea? Was …“
    „Hau ab!“ Wie besessen hämmerte sie mit nassen Fäusten gegen seine Brust, durchnässte sein Hemd. Es war ihr in diesem Moment egal, dass sie nackt war, sie wollte nur allein sein. In Sicherheit sein. „Los, verschwinde!“, stieß sie verzweifelt hervor, doch Demos packte ihre Handgelenke und hielt sie fest.
    „Du bist meine Frau …“, begann er.
    Dass er ihre Ehe für einen Freibrief zu halten schien, der ihm das Recht gab, über sie zu verfügen, war mehr, als sie ertragen konnte.
    „Dann will ich nicht deine Frau sein! Ich will nichts von dir, gar nichts!“, rief sie aufgebracht und versuchte, ihn von sich zu stoßen. Er aber hielt sie mühelos in Schach, was sie nur noch rasender machte.
    „Du hast kein Recht dazu!“, schrie sie ihn an.
    Glühender Zorn, so rein und unverfälscht, wie sie ihn nie zuvor empfunden hatte, kochte in ihr hoch. Wie wild schlug und trat sie um sich, nach Atem ringend vor Anstrengung, doch Demos rührte sich nicht von der Stelle. Unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung stand er da. Ein Fels, den sie nicht wollte. Der ihr wie eine Gefängnismauer erschien, während sie sich nach Freiheit sehnte.
    Mitten in ihrem Tobsuchtsanfall stellte sie plötzlich fest, dass er sich nicht wehrte. Demos hatte ihre Handgelenke losgelassen, stand mit hängenden Schultern da und ließ ihre Schläge, Tritte und ihr Geschrei geduldig über sich ergehen.
    Durch einen Schleier von Tränen sah sie sein resigniertes Gesicht und erschrak. Er schien zu glauben, er habe diese Behandlung verdient. Als sei dies alles seine Schuld.
    Es machte sie nur noch wütender, noch verzweifelter. Sie wollte ihn zwingen zu reagieren, sich zu wehren, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Wollte, dass er etwas fühlte. Wollte ihm wehtun …
    Als ihre Kräfte allmählich nachließen, ihre Wut sich erschöpfte, kam eine andere Person in ihr zutage. Eine, die still und distanziert diesen längst überfälligen Zornausbruch mitangesehen hatte und nun zu weinen begann.
    Sie hatte nicht mehr geweint, seit ihre Mutter gestorben war. Schon damals, als Kind, hatte sie geahnt, dass ihre Tränen eine Tür öffnen würden, die sich womöglich nicht mehr schließen ließ. Sie hatte diese Tür fest verschlossen gehalten. Bis heute.
    Nun aber war die Tür aufgesprungen, stand sperrangelweit offen, und die Tränen flossen in Strömen, erst stumm, dann von immer heftigerem

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