Julia Extra Band 0325
fortsetzen. Dennoch …
„Hast du eine feste Freundin?“, wollte sie wissen.
„Weder fest noch sonst wie. Mir fehlt die Zeit.“
Alyssa zog eine Augenbraue hoch. Seit wann nahmen Männer sich keine Zeit mehr für Frauen?
„Und wie sieht es bei dir aus?“, erkundigte er sich. „Gibt’s in deinem Leben einen Mann?“
Sie dachte an die gelegentlichen Anrufe von Kevin. Er hatte sich ein paar Mal bei ihr gemeldet und versucht, seinen Fehler wieder gutzumachen – als ob sie nicht wüsste, dass er noch immer mit Kim ins Bett ging. Kim bereitete es ein diebisches Vergnügen, ihr gegenüber Andeutungen zu machen, dass sie hin und wieder mit Kevin ausging. „Nein. Genau wie dir fehlt mir die Zeit.“
Er nickte. „Also kann uns niemand in die Quere kommen, und wir können die Angelegenheit ein für alle Mal regeln.“
So schnell konnte sie sich jedoch nicht zu einer Entscheidung durchringen. „Ich muss eine Nacht darüber schlafen“, sagte sie.
„Okay. Würde es dir dann etwas ausmachen, auf der Ranch zu übernachten?“, fragte Clint. „So kannst du sehen, ob es dir dort gefällt und ob du dort arbeiten kannst.“
Nach wie vor hätte sie ein Hotel bevorzugt, aber sein Argument war stichhaltig.
„Nun gut, Clint. Ich schlafe eine Nacht auf deiner Ranch, und morgen früh werde ich mich endgültig entscheiden.“
Er legte den Kopf schräg und sah sie an. „Mehr kann man nicht verlangen.“
3. KAPITEL
„Kannst du reiten?“
Alyssa warf Clint einen Blick zu. Es war schon schwer genug gewesen, ihm im Restaurant gegenüberzusitzen. Jetzt, in der Enge des Wagens, war seine Gegenwart noch intensiver. Sie ließ den Blick von seinem Gesicht zu den kräftigen Händen wandern, die das Steuerrad umklammerten.
„Alyssa?“
Fast wäre sie zusammengezuckt, als er ihren Namen aussprach. Sie hatte seine Frage noch nicht beantwortet.
„Ja und nein.“
Amüsiert schaute er sie an. „Entweder kannst du’s oder nicht.“
„Nicht unbedingt. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit. Ja, ich kann reiten, aber ich tue es lieber nicht.“
„Gibt es dafür einen Grund?“
„Ja. Pferde mögen mich nicht.“
Er lachte. „Dann hast du vermutlich noch nicht herausgefunden, wie du mit ihnen umgehen musst. Ein Pferd durchschaut einen Menschen instinktiv. Ob du zu aggressiv bist, zu nachsichtig … manchmal beides. Für mich gehören Pferde zu den Tieren, mit denen man am besten zurechtkommen kann.“
„Kein Wunder. Du zähmst sie ja auch“, entgegnete sie. Sie betrachtete die Landschaft, die umso schöner wurde, je weiter sie die Stadt hinter sich ließen.
„Das würde ich auch sagen, wenn ich sie nicht zähmen würde. Solltest du auf der Ranch bleiben, wirst du bestimmt Gefallen an Pferden finden. Da gehe ich jede Wette ein.“
„Ich habe ja nicht behauptet, dass sie mir nicht gefallen. Ich bin nur zu oft von ihnen abgeworfen worden, um sie nett zu finden. Ich weiß, wann ich aufhören muss.“
Er lachte. „Ich nicht. Hätte ich jedes Mal aufgegeben, nachdem ich abgeworfen wurde, dann wäre ich schon seit Jahren nicht mehr auf ein Pferd gestiegen.“
Alyssa schaute Clint verstohlen aus den Augenwinkeln an. Er musterte sie mit einem Blick, der ihr Herz schneller schlagen ließ und ihr fast den Atem raubte. Sie räusperte sich. „Was ist?“
Es schien, als wäre ihm erst durch ihre Frage bewusst geworden, dass er sie die ganze Zeit angestarrt hatte. „Nichts“, murmelte er.
Alyssa wusste sehr wohl, dass ihn etwas beschäftigte, und zwar das Gleiche, was auch ihr schon eine ganze Weile durch den Kopf ging, seitdem sie eng nebeneinander im Auto saßen. Erneut schaute sie aus dem Fenster und überlegte, dass es nicht einfach sein würde, mit ihm auf der Ranch zu leben. Das einzig Positive daran war, dass er die meiste Zeit nicht da war.
„Glaubst du, dass deine Familie ein Problem damit hat?“
Sie drehte den Kopf zu ihm. Er hatte den Blick fest auf die Straße gerichtet. Gut. Jedes Mal, wenn er sie anschaute, weckte er in ihr längst vergessene Gefühle. „Ein Problem womit?“, fragte sie zurück.
„Dass du eine Weile bei mir auf der Ranch wohnst. Das heißt, falls du dich dafür entscheidest.“
Alyssa seufzte. Hätte sie ihm erzählen sollen, dass einige Mitglieder ihrer Familie es am liebsten sähen, wenn sie Waco für immer den Rücken kehrte? Es war zu kompliziert und zu persönlich, um es zu erklären. Das war das einzig Gute an diesen dreißig Tagen. Vielleicht war es gar nicht schlecht, wenn
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