Julia Extra Band 0325
sie eine Zeit lang nicht in Waco war. Kim hatte sich nämlich nicht damit begnügt, ihr die Hochzeit zu vermasseln. Sie schien fest entschlossen, Alyssa das Leben auch in Zukunft zur Hölle zu machen. „Nein, damit haben sie kein Problem“, antwortete sie schließlich. „Was ist mit deinen Leuten?“
„Meine Familie ist mit allem einverstanden, was ich mache. Wir mögen uns zwar sehr, lassen uns aber unseren Freiraum.“ Sein Blick und sein Lächeln jagten heiße Schauer durch ihren Körper.
„Zugegeben – um Casey haben Cole und ich uns schon sehr gekümmert. Wir fühlten uns für sie verantwortlich, vor allem als sie anfing, mit Jungs auszugehen. Aber seit ihrer Hochzeit mit McKinnon halten wir uns natürlich aus ihrem Leben heraus.“
„Ist sie schon lange verheiratet?“
Er schüttelte den Kopf. „Seit Ende November. Cole und ich könnten uns keinen besseren Mann für unsere Schwester wünschen.“
Alyssa lächelte versonnen. „Das hört sich sehr nett an.“
„Es stimmt. Meistens stehen wir sogar auf seiner Seite. Casey kann nämlich verdammt dickköpfig sein.“
„Du hast nur noch deine Geschwister?“
„Zumindest haben wir das geglaubt. Meine Mutter war die Schwester von Onkel Sid. Sie zog zu ihm auf die Ranch, als ihr Mann bei einem Rodeo angeblich ums Leben gekommen war und sie mit uns schwanger war.“
Verwirrt schaute Alyssa ihn an. „Angeblich ums Leben gekommen?“
„Ja. Das ist die Geschichte, die sie sich mit Onkel Sid ausgedacht hatte und allen erzählte. Dabei war unser Vater noch äußerst lebendig. Sie glaubte jedoch, sie würde ihm einen Gefallen tun, wenn sie ihm verschwieg, dass sie schwanger war und aus seinem Leben verschwand. Deshalb sind Cole, Casey und ich in dem Glauben aufgewachsen, unser Vater sei tot.“
„Wann hast du die Wahrheit herausgefunden?“
„An Moms Sterbebett. Sie wollte, dass wir alles erfuhren.“
Sogleich musste Alyssa an das Geheimnis denken, das ihr Großvater auf seinem Sterbebett offenbart hatte. Er hatte ihr gestanden, dass er ihr Vater und nicht ihr Großvater war – eine Offenbarung, die ihr Leben vollkommen verändert hatte. Es hatte Eifersucht in ihrer Familie gesät – in einer Familie, deren Mitglieder sich ohnehin nie besonders nahe gewesen waren. „Was ist danach passiert?“, erkundigte sich Alyssa interessiert.
„Cole und ich beschlossen, unseren Vater zu suchen. Wir wussten natürlich, dass es nicht einfach sein würde, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Immerhin waren wir schon erwachsene Männer Ende zwanzig. Es wäre eine gewaltige Überraschung für ihn.“
„Habt ihr ihn denn gefunden?“
Wieder lachte er, und wieder spürte sie dieses Prickeln auf ihrer Haut. „Ja, haben wir. Und noch eine Menge Cousins und Cousinen, von deren Existenz wir überhaupt nichts ahnten. Westmorelands aus allen Ecken des Landes. Plötzlich waren wir Teil einer großen Familie, die uns mit offenen Armen empfing. Sie gaben uns sofort das Gefühl, zu ihnen zu gehören. Es war überwältigend.“
Am Klang seiner Stimme glaubte Alyssa zu erkennen, dass er noch immer tief bewegt war. Er konnte sich glücklich schätzen, Teil einer solchen Familie zu sein. Allerdings war ihr aufgefallen, dass er nicht erwähnt hatte, wie seine Schwester auf den plötzlich wiederauferstandenen Vater reagiert hatte.
„Wie war es denn für deine Schwester, als sie euren Dad das erste Mal sah?“, erkundigte sie sich deshalb.
Sie brannte darauf, es zu erfahren. Nur zu deutlich war ihr noch in Erinnerung, was sie gefühlt hatte, als Isaac Barkley ihr gestand, ihr Vater zu sein. Einerseits wünschte sie sich, es früher erfahren zu haben. Es hätte eine Menge erklärt, und zusammen wäre es ihnen sicher leichter gefallen, mit dem Hass und der Eifersucht ihrer Verwandten fertig zu werden. Aber kurz nach seinem Geständnis war er gestorben und hatte sie alleingelassen.
„Für Casey war es schwieriger, sich mit den Tatsachen abzufinden. Sie hatte fest an das geglaubt, was Mom uns all die Jahre erzählt hatte. Es dauerte eine Weile, bis sie mit ihm warm geworden war. Aber das ist nun vorbei. Inzwischen lebt sie sogar in Montana, um in seiner Nähe zu sein. Dort hat sie auch McKinnon kennengelernt und sich in ihn verliebt.“
Alyssa seufzte. Könnte sie doch auch jemanden fürs Leben finden. Aber das war unmöglich, solange Kim Barkley noch lebte, die sich vorgenommen hatte, alles, was Alyssa glücklich machen könnte, zu zerstören.
„Wir sind jetzt auf meinem
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