Julia Extra Band 0325
Deine Wünsche für dreißig Tage zu vergessen.“ Der sinnliche Ausdruck in ihren Augen verschwand. Ernst schaute sie ihn an. „Das muss ich wissen, ehe ich mich dazu entschließe, hier bei dir zu bleiben.“
Er runzelte die Stirn. Fürchtete sie sich vor ihm? Er trat einen Schritt auf sie zu, sodass sie zu ihm aufschauen und ihn direkt ansehen musste. „Ich will dir etwas erklären, Alyssa“, sagte er mit fester Stimme. „Du hast nichts zu befürchten, wenn du hierbleibst – am allerwenigsten von mir. Du legst die Regeln fest, und ich werde mich daran halten. Im Moment gibt es in meinem Leben keine Frau, und ich brauche auch keine. Was du da unten siehst, ist mein Leben. Du bist nur auf dem Papier meine Frau. Das werde ich nicht vergessen. Und ich werde es respektieren. Aber nach diesen dreißig Tagen erwarte ich von dir, dass du gehst. Ich muss sicher sein, dass du dann gehen willst. Für Beziehungen habe ich keine Zeit. Die einzige längerfristige Verpflichtung in meinem Leben sind die Ranch und die Stiftung. Darum will und muss ich mich kümmern. Sie sind alles, was ich brauche und alles, was ich will.“
Nachdem er seine freimütige Erklärung beendet hatte, fragte sie: „Warum hast du mich dann überhaupt geküsst?“
Clint bemerkte das Blitzen in ihren Augen. Sie begann, seine Worte persönlich zu nehmen. „Es gibt mehrere Gründe, warum wir uns geküsst haben“, begann er langsam. „Neugier. Verlangen. Begierde. Nur gut, dass wir alle drei abgehakt haben, ehe wir zur Ranch gehen. Ich versichere dir, dass du für mich keine Versuchung mehr sein wirst, der ich nachgeben werde.“
Alyssa war sich nicht sicher, ob ihr gefiel, was sie hörte. Fand er ihren Kuss so langweilig, dass er keine Lust verspürte, sie ein zweites Mal zu küssen? Kim hatte immer behauptet, dass ihre Wirkung auf Männer minimal sei und dass sie gar keine Ahnung von wirklicher Lust und wahrer Leidenschaft hätte.
Clint hatte ihre Cousine Lügen gestraft. Bei seinem Kuss hatte sie echte Begierde gespürt. Er hätte sie beinahe um den Verstand gebracht.
„Also“, unterbrach er ihre Gedanken, „willst du jetzt mit mir auf die Ranch fahren, oder soll ich dich in die Stadt zurückbringen?“
Sie schaute ihn an. „Ich habe mich noch nicht entschieden.“
„Na gut. Ich möchte nur nicht, dass du in Gewissenskonflikte gerätst.“
Aus Clints harschen Worten glaubte sie, eine gewisse Ungeduld herauszuhören. Die hatte sie schon zuvor im Restaurant bemerkt. Sie schaute hinunter zur Ranch und wieder zu Clint. „Heute Nacht bleibe ich hier.“
„Dann lass uns gehen. Ich habe noch eine Menge zu tun.“ Auf einmal war Clint gar nicht mehr davon überzeugt, dass es eine gute Idee war, Alyssa einzuladen, bei ihm zu übernachten.
Sie gingen zum Truck zurück. Schweigend betrachtete sie die Landschaft, als sich der Wagen in Bewegung setzte. Der Mann, der zumindest auf dem Papier ihr Ehemann war, hatte ihr eine Kostprobe von wahrer Leidenschaft gegeben. Und sie hatte sie genossen.
Gab es etwa eine wilde, ungezähmte Seite in Clint – eine, von deren Existenz er vielleicht selbst nichts wusste? Diese Wildheit hatte sich in seinem Kuss gezeigt. In ihren Augen war dieser Mann ein Vulkan, dessen Gefühle wie heiße Lava in seinem Inneren brodelten und jederzeit ausbrechen konnten. Über die Konsequenzen wollte sie lieber nicht nachdenken – über diese heiße, unbeherrschte Leidenschaft, die alles verschlingen konnte.
Gibt es irgendwo eine Frau auf dieser Welt, überlegte sie, die Clint Westmoreland zähmen könnte?
Schon vom Felsvorsprung aus betrachtet wirkte das Haus riesig. Doch wenn man erst einmal davorstand, erkannte man erst seine wirkliche Größe. In einem solchen Haus konnte man sich ohne Weiteres aus dem Weg gehen, auch für vier Wochen. Er hoffte, dass Alyssa genauso dachte.
Die Haustür wurde geöffnet, und Chester kam heraus. Er war Clints Koch und Hausmeister; er ging ihm zur Hand, wenn Reparaturen auf der Ranch anfielen. Und er war ein Riese – fast ein Meter neunzig groß und hundertzwanzig Kilo schwer.
Auf den ersten Blick wirkte der Fünfundsechzigjährige ziemlich einschüchternd und kräftig wie ein Bär. Doch wenn man ihn erst einmal näher kannte, merkte man schnell, dass er ein gutmütiger Teddybär war.
Chester fühlte sich als Ersatzvater der Drillinge. Er erzählte gern, dass er Doc Shaw geholfen hatte, sie auf die Welt zu bringen. Aus diesem Grund glaubte er auch zu wissen, was das Beste für Clint
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