Julia Extra Band 0325
ein.
Alyssa und Chester sahen ihn an. „Ich dachte, du hättest so viel zu tun“, entgegnete Chester gedehnt.
„Das kann warten.“ Clints Antwort überraschte Chester ebenso sehr wie Alyssa.
Sie hätte schwören können, ein zufriedenes Leuchten in Chesters Augen zu sehen. „Wie du willst“, meinte der alte Mann. „Ich muss mich ohnehin um das Abendessen kümmern.“ Er lächelte Alyssa noch einmal zu, ehe er wieder im Haus verschwand.
„Ich zeige dir dein Zimmer, ehe ich dich durchs Haus führe“, schlug Clint vor.
Fasziniert schaute Alyssa zu, wie Clint zum Wagen ging, um ihre Reisetasche zu holen. Der Mann bewegt sich geschmeidig wie ein Raubtier, dachte sie bewundernd.
Als könnte er ihre Blicke auf seinem Rücken spüren, drehte er sich abrupt um. „Alles in Ordnung, Alyssa?“, fragte er beiläufig.
Am liebsten hätte sie die Arme vor der Brust verschränkt, um sich vor seinem forschenden Blick zu schützen. Doch das hätte ihre Unsicherheit verraten. Stattdessen sagte sie nur: „Na klar.“
Er nickte kurz, ehe er die Autotür öffnete und die Tasche herausnahm. Sie wusste, dass ihm die Situation genauso unangenehm war wie ihr selbst. Aber sie würden es wieder hinbiegen. Vor fünf Jahren hatte sie erlebt, dass Clint Westmoreland für jedes erdenkliche Problem eine Lösung parat hatte. Schon damals hatte sie ihn wegen dieser Fähigkeit bewundert.
„Hier entlang“, forderte er sie auf. Er stand nur wenige Zentimeter vor ihr, und unwillkürlich ging ihr Atem schneller. Sie musste schlucken. Es war nicht so, dass sie nicht schon vorher Zeit zusammen verbracht hatten.
Als sie vor fünf Jahren ihren Geheimauftrag erledigten, waren sie eine Woche lang praktisch unzertrennlich gewesen, um ihre Tarnung nicht auffliegen zu lassen. Sie hatten in einem Hotelzimmer übernachtet – sie im Bett, er auf dem Sofa. Doch trotz dieser fast schon intimen Nähe hatte sie seine Gegenwart nicht so aus der Fassung gebracht wie jetzt.
Dieses Mal jedoch übte Clint Westmoreland eine unerklärliche Wirkung auf sie aus. Seinerzeit war es ihr vor allem wichtig gewesen, ihren Job als Texas Ranger anständig zu erledigen, sodass alles andere – inklusive Clint Westmoreland – in den Hintergrund trat. Jetzt jedoch gab es keinen Auftrag, der sie ablenkte. Wie um alles in der Welt würde sie dreißig Tage an der Seite dieses Mannes und unter demselben Dach mit ihm überleben?
Er öffnete die Haustür und ließ ihr den Vortritt. Ihr war ganz beklommen zumute, als sie hineinging. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass ihr Leben nie mehr dasselbe sein würde, sobald sie über diese Schwelle trat.
4. KAPITEL
Clint straffte den Rücken, als Alyssa sein Haus betrat. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann ihm die Gegenwart einer Frau so sehr bewusst gewesen war, dass alles an ihr, selbst ihr Geruch, sich unauslöschlich in sein Gedächtnis einbrannte.
Aber sie bleibt ja nur dreißig Tage, beruhigte er sich. Dreißig Tage vergehen wie im Flug. Das würde er schon schaffen. Seine Arbeitstage auf der Ranch waren lang und anstrengend. Das Pferdetraining und die Stiftung seines Onkels würden ihn so sehr in Beschlag nehmen, dass er nicht auf dumme Gedanken kam.
Alyssa stand mitten in seinem Wohnzimmer und schaute sich um. Vor lauter Staunen brachte sie kein Wort heraus. Hatte sie geglaubt, nur weil er die meiste Zeit im Freien verbrachte, würde er keinen Wert auf ein behagliches Zuhause legen?
„Das ist alles so schön hier“, sagte sie schließlich leise.
Er nahm das Kompliment bereitwillig entgegen. „Danke. Ich habe eine Innenarchitektin mit der Einrichtung beauftragt. Sie hat sich um jedes Zimmer gekümmert – inklusive der Gästezimmer.“
Neugierig schaute sie ihn an. „Hast du oft Gäste?“
„Kann man so sagen. Die Westmorelands sind eine große Familie, und sie kommen gern zu Besuch. Ich habe dir ja schon erzählt, dass unsere Cousins und Cousinen Cole, Casey und mich mit offenen Armen aufgenommen haben. Wir verstehen uns wirklich prächtig.“
Er schaute auf seine Uhr. „Komm, ich zeige dir dein Zimmer, damit du dich ein wenig frisch machen kannst. Den Rest des Hauses lernst du dann später kennen.“
Das Zimmer, in das Clint Alyssa führte, war ebenso luxuriös eingerichtet wie das Wohnzimmer und wie vermutlich auch die anderen Gästezimmer, von denen es ungefähr zehn gab. Nach Auskunft von Clint hatte sein Onkel ein großes Haus geführt und gerne Freunde um sich versammelt.
Das Haus besaß vier
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