Julia Extra Band 0325
Privatleben. Außerdem hat keiner von uns etwas Unrechtes getan.“
„Du willst ihnen also die Wahrheit über mich erzählen?“
„Dass du meine Frau bist?“
„Ja.“
Er sah ihr in die Augen. „Warum sollte ich es nicht tun? Außerdem weiß Chester es schon, und wenn er es weiß, wissen es die anderen auch – oder zumindest bald. Er glaubt ohnehin, dass ich eine Frau brauche.“
„Warum?“
„Weil er befürchtet, dass ich mich nur noch mit Pferden beschäftige – ganz wie Onkel Sid. Der hat nämlich alles andere darüber vergessen – Privatleben, Familie … Chester will nicht, dass es mir genauso ergeht. Wenn er könnte, würde er mich sofort verkuppeln.“
Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. Clint entgingen die bewundernden Blicke nicht, die die Arbeiter auf der Ranch Alyssa hinterher warfen. Warum irritierte ihn das? Er presste die Lippen zusammen, bis sie nur noch ein dünner Strich waren.
„Die Ranch ist ja wirklich riesig“, sagte sie, um das Thema zu wechseln, was ihm nur recht war.
„Ja, das ist sie in der Tat.“
„Arbeiten viele Leute für dich?“
„Gut hundert. Und wie ich schon sagte, Alyssa, falls du dich dazu entscheidest, hierzubleiben, sind die Chancen, dass wir uns ständig sehen, ziemlich gering.“ Was ihn anging, würde ihm dieser Umstand während ihres Aufenthalts das Leben erleichtern.
„Wollen wir zurückgehen?“, fragte er schließlich.
Sie strich sich eine Locke aus dem Gesicht. „Ja. Und danke für die Führung.“
Während sie zum Haus zurückschlenderten, konnte er die Erinnerung an den Geschmack nicht vergessen, den ihr Kuss bei ihm hinterlassen hatte. Allein beim Gedanken daran …
Diese Reaktion irritierte ihn. Schließlich hatte er ihr hoch und heilig versprochen, dass er sich zurückhalten würde. Es galt, einen kühlen Kopf zu bewahren, egal, wie stark sein Verlangen und wie groß seine Begierde wurde. Er musste sich stets vor Augen halten, dass das Letzte, was er momentan in seinem Leben brauchte, eine Ehefrau war.
„Ich sag dir, Alyssa, dieses Mädchen führt nichts Gutes im Schilde.“
Alyssa nahm den Ohrring ab und hielt das Telefon ans andere Ohr. Sie konnte ihrer Tante nur beipflichten. Seit Monaten hatte sie nichts von Kim gehört – nicht seitdem sie das letzte Mal versucht hatte, eines ihrer Projekte zu sabotieren – eine Präsentation, die sie für einen ihrer Kunden vorbereitete.
Zwei Wochen lang hatte Alyssa zusätzlich Tag und Nacht arbeiten müssen, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen und rechtzeitig fertig zu werden. Natürlich hatte Kim wie immer jegliche Schuld abgestritten, und Alyssa hatte ihr wie so oft nichts nachweisen können.
„Vermutlich hast du recht, Tante Claudine, aber wie kann ich mich davor schützen? Du weißt, Kim ist stets für eine böse Überraschung gut.“ Und immer hatte Alyssa einen hohen Preis dafür zahlen müssen. Kims Repertoire an Boshaftigkeiten reichte von der Sabotage wichtiger Projekte bis zu einer Affäre mit Alyssas Verlobtem. Dann besaß sie auch noch die Frechheit, die Fotos, die sie bei Kevins Seitensprung gemacht hatte, Alyssa kurz vor der Trauung zukommen zu lassen.
Ihre Probleme mit Kim hatten begonnen, als Alyssa zu ihrem Großvater und ihrer Großtante zog. Ihre Mutter hatte ihr nie einen Grund genannt, warum sie ihre Tochter fortgeschickt hatte, aber Alyssa glaubte immer noch, dass die Schuld beim Liebhaber ihrer Mutter zu suchen war. Kate Harris war nicht entgangen, dass er ein Auge auf die pubertierende Dreizehnjährige geworfen hatte.
Von ihrer Mutter hatte Alyssa nie erfahren, wer ihr Vater war. Umso überraschter war sie, als sie ihr erzählte, dass es einen Großvater väterlicherseits gab. Kurz bevor ihre Mutter sie ins Flugzeug nach Waco gesetzt hatte, hatte sie Alyssa gestanden, dass sie die uneheliche Tochter von Isaac Barkleys verstorbenem Sohn Todd war. Todd gehörte ebenfalls zu den Texas Rangers und war bei einem Dienstunfall ums Leben gekommen.
Nach ihrer Ankunft in Waco hatte Alyssa sich schrecklich einsam gefühlt, aber im Lauf der Zeit stellte sich heraus, dass ihr nichts Besseres im Leben hätte passieren können, als bei Grandpa Isaac und Tante Claudine zu leben. Sie gaben ihr sofort das Gefühl, erwünscht, geliebt und beschützt zu sein.
Unglücklicherweise erregte das die Eifersucht ihrer Cousine Kim, die genauso alt war wie Alyssa. Kim war die Tochter von Grandpa Isaacs zweitem Sohn Jessie. Dessen Frau gestorben war, als Kim sechs Jahre
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