Julia Extra Band 0325
war. Diesbezüglich waren sie allerdings nicht immer einer Meinung. Chester war es auch gewesen, der Clint und Cole dazu gedrängt hatte, sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen, ebenso wie er Casey dazu überredet hatte, keinen Groll gegen ihren Erzeuger zu hegen und sogar freundschaftliche Gefühle für ihn zu entwickeln.
Jetzt, da Casey in Montana glücklich verheiratet war, wollte Chester ihre Brüder auch noch dazu bringen, ihrem Beispiel zu folgen. Er war der Ansicht, dass sie so schnell wie möglich heiraten und genauso glücklich werden sollten, wie er es in seiner mehr als dreißigjährigen Ehe gewesen war. Seine geliebte Ada war vor einigen Jahren gestorben. Noch immer spürte er die Lücke, die ihr Tod in seinem Leben zurückgelassen hatte.
Clint bemerkte Chesters prüfenden Blick sofort. Er musterte Alyssa von oben bis unten und schien zu überlegen, ob sie kräftig genug war für das harte Leben auf einer Ranch – und ob sie genug Mumm hatte, Clint im Zaum zu halten. Chester war schon immer der Meinung gewesen, dass der Golden Glade Ranch eine Frau fehlte, die ebenso intelligent wie stark war – und Clint eine Partnerin, die es mit ihm aufnehmen konnte.
Am Morgen hatte er Chester von dem Patzer seines ehemaligen Arbeitgebers erzählt. Jetzt beschlich ihn ein unangenehmes Gefühl bei dem Gedanken, ihm zu gestehen, dass er und Alyssa gezwungen waren, dreißig Tage wie Mann und Frau zusammenzuleben.
Für Chester wäre das ein Wink des Schicksals: Irgendjemand da oben versuchte, Clint etwas mitzuteilen. Er bemerkte den nachdenklichen Blick in Chesters Augen und runzelte irritiert die Stirn.
„Ich muss es einfach noch mal sagen, Clint – dein Zuhause ist wunderschön“, wiederholte Alyssa gerade.
Ihre Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Er schaute sie an. Die Sonne schien ihr ins Gesicht und machte sie noch attraktiver. Ihre matt schimmernde Haut ließ ihn an ihren Kuss denken und wie süß sie geschmeckt hatte. Selbst jetzt hätte er nichts dagegen, sie noch einmal zu küssen, noch einmal zu schmecken. Als sie seinen Blick erwiderte, spürte er wieder heißes Verlangen. Seine Reaktion gefiel ihm überhaupt nicht.
Ihr Blick verriet ihm, dass sie auf eine Antwort wartete. „Danke. Ich möchte dich erst mit Chester bekannt machen. Dann führe ich dich herum.“
Offenbar brannte Chester darauf, Alyssa kennenzulernen, denn er lief mit ausgestreckter Hand geradewegs auf sie zu. „Willkommen auf Golden Glade. Sie sind also Clints Frau. Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind.“ Ehe sie etwas entgegnen konnte, fügte er mit demselben strahlenden Lächeln hinzu: „Sie sind nämlich genau das, was Clint hier noch gefehlt hat.“
In dem Moment hätte Clint ihn am liebsten zusammengeschlagen.
Alyssa lächelte verunsichert. Es stimmte zwar, dass sie und Clint vor dem Gesetz verheiratet waren, aber das Ganze beruhte auf einem Formfehler. Ein Fehler, der korrigiert werden musste. Chesters Worte machten ihr einmal mehr die Ernsthaftigkeit ihrer Situation klar – und wie dringend sie dieses Problem aus der Welt schaffen mussten.
Da sie nicht wusste, wie sie auf Chesters Willkommensgruß und insbesondere auf seine Anspielung auf ihre Ehe reagieren sollte, wiederholte sie bloß: „Es ist eine fantastische Ranch.“
Clint war um den Truck herumgegangen und stand nun neben ihr. Der gereizte Blick, mit dem er den alten Mann bedachte, entging ihr nicht. Offenbar passte es ihm ebenfalls nicht, an ihre Situation erinnert zu werden.
„Vielen Dank. Clint leistet hier wirklich ganze Arbeit“, antwortete Chester. „Aber ich habe ihm schon tausend Mal gesagt, was der Ranch wirklich fehlt, und das ist …“
„Alyssa, darf ich dir Chester vorstellen“, unterbrach Clint ihn hastig. „Er ist hier Koch und Hausmeister.“
Unbeirrt, als sei Clint ihm nicht ins Wort gefallen, beendete Chester seinen Satz: „Was der Ranch wirklich fehlt, ist die Hand einer Frau.“
In Alyssas Kopf überschlugen sich die Gedanken. Warum sagte Chester so etwas? Wusste er nicht, dass ihre Ehe in Wirklichkeit gar nicht existierte? Sie warf Clint einen raschen Blick zu, aber seine Miene war undurchdringlich. Da es sie im Grunde nichts anging, was zwischen Clint und einem seiner Angestellten vor sich ging, sagte sie nur: „Schön, Sie kennenzulernen.“
Der Mann strahlte sie an. „Nein, Alyssa, es ist schön, Sie kennenzulernen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles.“
„Das mache ich schon“, schaltete Clint sich
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