Julia Extra Band 0325
Flügel, die vom Wohnzimmer aus in alle vier Himmelsrichtungen gingen. Clints Schlafzimmer lag im Nordflügel. Das Haus schien wie für einen König gemacht – und für seine Königin. Offenbar umgab Clint sich gern mit schönen Dingen, was die teuren Möbel und die kostbaren Gemälde deutlich zeigten. Geld jedenfalls schien für ihn keine Rolle zu spielen.
Er hatte sie alleingelassen und gesagt, dass er in ein paar Minuten zurückkommen würde. Trotzdem ließ das wilde Hämmern ihres Herzens nicht nach. Auch die Schmetterlinge in ihrem Bauch wollten nicht zur Ruhe kommen.
Ihr Blick fiel auf ihre Reisetasche. Sie hatte nur ihre Kosmetiksachen, Wäsche zum Wechseln, ein extra großes T-Shirt für die Nacht sowie eine Jeans und ein Top eingepackt. Wenn sie sich dazu durchringen würde, dreißig Tage zu bleiben, müsste sie zuvor noch nach Waco fliegen, um weitere Sachen zu holen. Ob ihre Freunde sie schon vermissten? Sie hatte keinem erzählt, wohin sie fuhr und aus welchem Grund. Nur ihre Tante Claudine wusste Bescheid, und sie würde keinem etwas verraten. Alyssa lächelte. Ihre sechzigjährige Großtante war geschmeichelt, dass ihre Nichte sie als Einzige eingeweiht hatte.
Als Clint an die Schlafzimmertür klopfte, hatte Alyssa ihre wenigen Sachen schon eingeräumt. Zuvor hatte sie mit Tante Claudine telefoniert und erfahren, dass Kim sich bereits nach ihr erkundigt hatte. Obwohl ihre Tante ihr versichert hatte, dass sie sich deswegen keine Sorgen zu machen brauchte, war Alyssa beunruhigt.
Erneut klopfte Clint, und rasch ging sie zur Tür. Er sollte nicht glauben, sie habe sich hingelegt und sei eingeschlafen. Er stand im Türrahmen und schaute auf sie hinunter. „Bist du bereit für einen Rundgang?“
Der forschende Blick aus seinen dunklen Augen verunsicherte sie noch mehr. Einen Moment lang überlegte sie, ob es nicht besser wäre, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, anstatt an seiner Seite durchs Haus zu laufen. Doch erstens wäre das sehr unhöflich gewesen, und zweitens war sie fest entschlossen, sich nicht mehr von einem Mann beeindrucken oder einschüchtern zu lassen. Keiner sollte mehr über ihr Leben bestimmen. Diese Lektion hatte Kevin sie gelehrt, und sie würde sie nie mehr vergessen. „Clint …“
„Ja?“
Er trat einen Schritt näher, doch sie rührte sich nicht vom Fleck. „Ist was?“, fragte sie unwillkürlich.
„Sag du’s mir“, antwortete er mit einem leichten Schulterzucken.
Was soll ich ihm sagen, überlegte Alyssa verwirrt. Die Nähe dieses Mannes, sein fantastischer Körper, dessen Wärme sie zu spüren glaubte, brachten sie vollkommen durcheinander. „Ich wollte sagen“, stammelte sie, „wenn du viel zu tun hast, kann ich mich auch allein umschauen.“
„Ich habe nichts zu tun, also komm“, erwiderte er.
Die Furchen auf seiner Stirn waren noch tiefer geworden. Abrupt drehte er sich um, und Alyssa spürte instinktiv, dass ihm etwas nicht passte. Vermutlich die Tatsache, dass er sie eingeladen hatte, auf der Ranch zu übernachten.
Nach der Besichtigungstour drinnen traten sie ins Freie. Alyssas Begeisterung über die geschmackvoll eingerichteten Zimmer hatte ihm gefallen, obwohl er nicht so recht wusste, warum. Er hatte nie viel Aufheben um seinen Besitz gemacht, und was andere darüber dachten, war ihm eigentlich egal. Es musste ihm gefallen und nicht seinen Gästen.
„Kommt deine Schwester aus Montana dich oft besuchen?“
Täuschte er sich, oder war Alyssa kleiner geworden? Als er auf ihre Füße schaute, entdeckte er den Grund: Sie hatte die hochhackigen Schuhe gegen ein Paar Slipper getauscht. Kluges Mädchen. Eine Ranch war wirklich nicht der Ort für Stöckelschuhe. „Bis jetzt war sie nur einmal hier, aber wahrscheinlich kommen sie und McKinnon demnächst hierher. Wieso?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich frage nur so. Und was ist mit Cole?“
Verständnislos schaute er sie an. „Was soll mit ihm sein?“
„Lebt er auch hier?“
„Nein. Er hat eine Wohnung in der Stadt, aber die meiste Zeit ist er unterwegs.“ Plötzlich wurde Clint klar, warum sich Alyssa nach seinen Geschwistern erkundigte und ob mit ihrem Besuch zu rechnen war. „Falls du dir Gedanken machst, was meine Geschwister über unsere Situation denken, vergiss es. Sie stellen bestimmt keine Fragen.“
Als sie ihn weiterhin zweifelnd anschaute, fügte er hinzu: „Und das hat nichts damit zu tun, dass manchmal Frauen bei mir übernachten. Meine Familie respektiert mein
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