Julia Extra Band 0325
alt war. Später erfuhr Alyssa, dass Jessie sich schuldig fühlte, weil er seine Frau wegen seiner zahlreichen Affären in den Selbstmord getrieben hatte. Um seine Schuldgefühle zu kompensieren, hatte er Kim total verwöhnt. Sie war es gewohnt, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, und weil sich das mit Alyssas Ankunft schlagartig änderte, hasste Kim sie von Anfang an – abgrundtief.
Alyssa konnte sich an keine Zeit erinnern, in dem Kim nicht versucht hatte, ihr das Leben schwer zu machen. Sie hatte böse Streiche angezettelt und es so hinbekommen, dass stets Alyssa als Schuldige dastand. Glücklicherweise hatte Grandpa Isaac gemerkt, was los war, und sich auf Alyssas Seite gestellt. Doch je mehr er Partei für Alyssa ergriff, umso heimtückischer und bösartiger wurde Kim.
Ohne Unterstützung ihres Großvaters und ihrer Großtante, dessen war sich Alyssa sicher, hätte sie ihre Teenagerzeit kaum unbeschadet überstanden. Dass ihre Mutter sie nicht ein einziges Mal besuchte und sich auch sonst in keiner Weise um die Tochter kümmerte, machte ihre Lage nicht besser.
Kim erzählte überall, dass Alyssa die Wohltätigkeit der Barkleys schamlos ausnutzte und es einige Familienmitglieder gab, die daran zweifelten, dass Todd Barkley wirklich ihr leiblicher Vater war. Das hatte Alyssa nichts ausgemacht, denn die Zuneigung ihres Großvaters war so groß, wie man sie nur einer wirklichen Enkelin gegenüber empfindet.
Kurz vor seinem Tod hatte sie dann herausgefunden, dass sie in Wahrheit seine Tochter war – eine Entdeckung, die die gesamte Familie schockierte, vor allem, weil er ihr in seinem Testament die Hälfte seines Besitzes vermachte. In Kims Augen war das der endgültige Beweis dafür gewesen, dass Alyssa nichts weiter als eine Erbschleicherin war.
„Alyssa …“
Ihre Tante brachte sie in die Gegenwart zurück. „Ja, Tante Claudine?“
„Ist es denn so schlimm, wenn du einen Monat mit diesem Mann zusammen sein musst? Wenigstens wird die Ehe dann annulliert – falls es das ist, was du wirklich möchtest.“
Unwillkürlich musste Alyssa lächeln. Ihre Tante versuchte schon wieder, Heiratsvermittlerin zu spielen. „Natürlich will ich das. Clint und ich wollen es beide. Wir kennen uns doch überhaupt nicht, und wie er sagte, sind wir das Opfer eines bürokratischen Fehlers. Ich finde es wirklich nicht gerecht, dass wir darunter leiden müssen“, erklärte Alyssa.
Sie hörte ihre Tante lachen. „Ich würde nicht darunter leiden, wenn ich mit einem fantastischen Mann unter einem Dach leben müsste – du hast doch gesagt, dass er wahnsinnig gut aussieht, oder?“
Ja, das hatte sie gesagt – und sie hatte es auch so gemeint. Clint sah wirklich toll aus – warum sollte sie das leugnen? Genau das war ja das Problem. „Ja, Tantchen, er ist ein Teufelskerl.“
„Dann schlage ich vor, dass du in Austin bleibst. Die einzige Alternative wäre, ihn hierher zu bringen. Aber du kannst dir ja wohl vorstellen, was dann los wäre. Kim wäre außer sich. Sie würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um … na ja, du weißt schon.“
Daran hatte Alyssa auch schon gedacht. Sie hätte gerne geglaubt, dass Clint nicht so eitel und schwach wie Kevin war, der Kims Verführungskünsten nicht widerstehen konnte. Die meisten Männer waren nun einmal hingerissen von Kim und ließen sich nur zu gern von ihr um den Finger wickeln. Sobald sie den Raum betrat, richteten sich die Augen aller Männer auf sie.
„Ich schicke dir ein paar Sachen, Alyssa. Außerdem wird es dir guttun, wenn du mal einen Monat lang Distanz zu dieser Familie hast“, meinte Claudine.
Komisch, dass ihr der gleiche Gedanke gekommen war. „Ich werde mir das alles heute Nacht durch den Kopf gehen lassen. Morgen sage ich Clint, wie ich mich entschieden habe. Wenn ich bleiben sollte, lasse ich es dich sofort wissen.“
„Gut. Den anderen erzähle ich erst mal nichts. Eleanors Tochter hat steif und fest behauptet, Kim und Kevin in irgendeinem Nachtclub gesehen zu haben. Kannst du dir vorstellen, dass die beiden immer noch zusammen ausgehen nach allem, was sie dir angetan haben? Ich habe übrigens gehört, dass Kevin befördert wurde. Er ist jetzt wohl Teilhaber in der Anwaltskanzlei oder so was Ähnliches. Vermutlich hat sich Kim deshalb wieder an ihn herangemacht. Nach wie vor ist sie fest entschlossen, sich einen reichen Ehemann zu angeln.“
Seltsamerweise wünschte Alyssa ihrer Cousine nur das Beste. Trotz all der Boshaftigkeiten, die Kim
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