Julia Extra Band 0327
soll er mir nichts kaufen. Also, wo kann ich mit wenig Geld hingehen?“
„In Secondhandläden. Da wüsste ich genau den richtigen für dich“, erwiderte Sarah mit leuchtenden Augen. „Dort gibt es eine Frau, die immer die schönsten Sachen abgibt. Mir sind sie leider zu eng und zu lang. Aber für dich wären sie perfekt, und die Sachen sind hinreißend. An manchen hängen sogar noch die Etiketten dran.“
Am nächsten Tag gingen sie in diesen Laden und hatten Glück. Die geheimnisvolle Frau hatte gerade kurz zuvor eine neue Lieferung abgegeben.
Die Kleidungsstücke passten Isabelle wie angegossen, sodass sie kurze Zeit später komplett neu ausgestattet den Laden wieder verließ.
Luca wartete bereits auf sie, als sie zu Hause ankam, in jeder Hand eine Tüte mit der Aufschrift des Secondhandladens.
„Wo warst du?“, fragte er neugierig.
„Shoppen“, antwortete sie knapp.
Er war erstaunt. „In einem Secondhandladen?“
„Warum nicht? Wenn ich mir schon was für Italien kaufen muss, kann ich es mir nicht leisten, in die Designerläden zu gehen.“
„Du willst dich meiner Familie in Secondhandkleidung vorstellen?“, sagte er entsetzt.
Herausfordernd sah Isabelle ihn an. „Das nennt sich Recycling und ist äußerst umweltfreundlich.“
„Aber ich hatte dir doch angeboten …“
„Ich weiß“, unterbrach sie ihn. „Und ich habe abgelehnt. Es ist sinnlos, ein Vermögen für neue Kleider auszugeben, weil sie mir sowieso nicht mehr lange passen werden. Und ich hasse Verschwendung. Hast du ein Problem damit?“
Luca biss die Zähne zusammen. „Nein.“
Isabelle unterdrückte ein Lächeln. „Gut. Nur dass wir beide wissen, woran wir sind. Keine Angst, es sind alles sehr gute Sachen. Ich werde dir keine Schande machen.“
„Das hätte ich auch nie angenommen.“
„Schön. Und was ist in deiner Tüte?“, erkundigte sie sich.
„Lebensmittel. Einige davon müssten dringend in den Kühlschrank“, erwiderte er.
„Du hättest mich vorher anrufen sollen.“
„Hab ich auch. Aber du bist nicht drangegangen.“
In diesem Augenblick meldete sich ihr Handy mit mehreren Signaltönen. Isabelle holte es heraus und sah, dass mehrere unbeantwortete Anrufe darauf waren. „Sorry. Da war ich wohl gerade in der U-Bahn. Komm rein. Ich stell den Wasserkocher an.“
„Das mach ich. Du kannst ja solange deine neuen Kleider aufhängen.“ Luca ging in die Küche und machte Tee.
Isabelle kam herunter, als er gerade die Teebeutel in den Müll warf.
„Perfektes Timing. Hier, Ingwer-Zitronen-Tee.“ Luca hielt ihr einen Becher hin.
„Danke. Und wie war dein Tag?“, erkundigte sie sich fröhlich.
„Viel zu tun. Ich habe übrigens unsere Flüge gebucht“, berichtete er. „Am Freitagmorgen um halb sieben müssen wir am Flughafen sein. Wir fliegen nach Pisa, weil mein Wagen in Florenz ist. Ich werde ihn mir an den Flughafen bringen lassen.“
Den Wagen bringen lassen? Allmählich begann Isabelle zu dämmern, worauf sie sich da eingelassen hatte. Eine düstere Vorahnung befiel sie. Vielleicht hätte sie doch mit Luca zu Harrods gehen sollen. Andererseits hatte sie jetzt wenigstens ihren Stolz gewahrt. Aber schon am Freitag? Oje.
8. KAPITEL
Luca und Isabelle landeten am späten Vormittag bei schönstem Märzsonnenschein. Isabelle war heilfroh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, da sie auf dem gesamten Flug mit heftiger Übelkeit kämpfen musste.
Sie war blass und schrecklich nervös wegen ihrer bevorstehenden Begegnung mit Lucas Familie.
„ Isabella ? Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er besorgt.
„Es geht mir bestimmt gleich wieder besser“, antwortete sie.
„Wir nehmen die Autobahn, das geht schneller“, meinte er. „Sie erwarten uns zu einem späten Mittagessen.“
Luca trug das Gepäck zu seinem Wagen, der auf dem Kurzzeitparkplatz bereitstand. Es war der schicke italienische Sportwagen, mit dem er Isabelle im Januar zum Flughafen gebracht hatte.
Er verstaute die Gepäckstücke im Kofferraum und half Isabelle dann beim Einsteigen. Mit einem kleinen Seufzer ließ sie sich in den warmen Ledersitz sinken.
„Alles okay, cara ?“
„Ja, es wird schon besser“, erwiderte sie.
Luca fuhr los und drückte mit einer Hand beruhigend Isabelles Bein. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ihr Magen war wie zugeschnürt. Und je näher sie ihrem Ziel kamen, desto schlimmer wurde es. Zum Glück war die Autobahn nach Rom gut ausgebaut. Doch sie wand sich recht
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