Julia Extra Band 0327
kurvenreich durch die toskanischen Hügel und tauchte gelegentlich in lange, dunkle Tunnel ein.
Schließlich bogen sie auf eine kleine Nebenstraße ab, die sich durch die wunderschöne Gegend schlängelte. Wie auf einer Postkarte entfaltete sich die Landschaft der Toskana vor ihnen. Dunkle Zypressen standen wie Wächter entlang der Straßen, und die kleinen Dörfer auf den Hügeln stammten noch aus der Zeit, als sich die Bewohner gegen die Invasionsbestrebungen aus Florenz verteidigen mussten.
„Es ist wunderschön.“ Isabelle bewunderte den Ausblick, und allmählich wich ihre Anspannung ein wenig.
„Für mich der beste Ort der Welt“, sagte Luca. „Nicht nur, weil es mein Zuhause ist, sondern wegen seiner ganz eigenen strengen Schönheit. Aber hier gibt es natürlich auch Probleme, von denen die Touristen nichts mitbekommen. Es ist schwierig, die jungen Leute in den alten Dörfern zu halten. Nicht jeder möchte in der Landwirtschaft oder im Tourismus arbeiten. Deshalb ziehen sie in die Städte. Die Alten verlieren ihre Unterstützung, und in den Schulen gibt es kaum noch Kinder.“
„Aber deine Familie ist noch da, und du kommst auch immer wieder zurück“, meinte Isabelle.
„Wir gehören hier hin“, sagte er einfach.
Plötzlich begriff sie, dass dies wirklich sein Zuhause war. Aber trotz der großartigen Landschaft konnte sie sich kaum vorstellen, sich hier jemals heimisch zu fühlen.
Als Luca die Zufahrtsstraße hinauffuhr, sah er mehrere Fahrzeuge von Handwerkern vor dem Jagdhaus stehen.
Isabelle setzte sich auf. „Sind wir da?“
„Ja. Leider können wir nicht ins Jagdhaus, weil es gerade renoviert wird“, erwiderte Luca. „Deshalb werden wir im Haus meiner Eltern wohnen.“
Sie schaute geradeaus auf die von Zypressen gesäumte Auffahrt. Das Einzige, was sie sah, waren ein Dorf in einiger Entfernung und ein imposantes Bauwerk, das eher einem Schloss denn einem Haus ähnelte.
„Massimo wird da sein“, erklärte Luca. „Er leitet das Familienunternehmen und lebt hier mit seinen Kindern. Er ist alleinerziehend. Seine Frau starb kurz nach der Geburt ihres dritten Kindes an einer Gehirnblutung.“
„Wie furchtbar! Wie alt sind die Kinder denn?“, fragte Isabelle.
„Acht, fünf und drei. Sie wohnen in einem Gebäudeflügel.“ Nachdem sie einen großen Torbogen passiert und eine kiesbestreute Fläche vor dem gewaltigen Gebäude erreicht hatten, parkte Luca neben einem schwarzen Ferrari. „Gio ist auch hier. Ich hab mir schon gedacht, dass er kommen wird, um dich in Augenschein zu nehmen. Komm, wir gehen rein.“
Wie betäubt von den Ausmaßen des gewaltigen Bauwerks stieg Isabelle aus. Eine breite Treppe führte hinauf zu einer massiven Doppeltür, die nun aufging. Ein alter Mann humpelte die Stufen hinunter und streckte ihnen beide Hände entgegen, um sie zu begrüßen.
„Signore!“, rief er aus.
Lächelnd sah Luca ihn an und nahm seine ausgestreckten Hände, wie immer gerührt von der Herzlichkeit des alten Mannes. „Roberto! Wie schön, Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?“
„Gut, Signore . Und Ihnen?“
„Sehr gut, danke. Sind meine Eltern da?“, erkundigte sich Luca.
„ Sí , Signore . Sie warten schon, und Ihre Brüder sind auch da. Carlotta lässt ausrichten, dass sie das Essen warmhält, bis Sie so weit sind“, erwiderte Roberto.
„Gut, danke.“ Isabelle zuliebe wechselte Luca ins Englische. „Roberto, darf ich Ihnen eine Freundin von mir vorstellen? Isabelle Thompson. Sie wird für ein paar Tage unser Gast sein.“
Roberto sah Isabelle an, richtete sich noch etwas gerader auf und bedachte sie mit einem strahlenden Lächeln. „Signorina“, sagte er mit einer tiefen Verbeugung. „Willkommen im Palazzo Valtieri.“ Dann wandte er sich wieder Luca zu und umarmte ihn. „Schön, Sie wiederzusehen“, meinte er auf Italienisch. „Sie waren viel zu lange weg. Carlotta ist schon ganz aufgeregt. Sie kocht extra für Sie.“
Luca lachte. „Vielen Dank. Ich bringe jetzt unser Gepäck nach oben. Danach machen wir uns ein wenig frisch und gehen dann zu meinen Eltern. Sagen Sie Carlotta nur, dass wir da sind. Ach ja, und besorgen Sie uns Prosecco auf Eis. Es gibt etwas zu feiern.“
„ Sí, Signore. Sofort!“ Damit eilte er kopfschüttelnd und mit einem breiten Lächeln davon.
„Na, dann wollen wir mal reingehen“, erklärte Luca.
„Gibt es einen Stadtplan?“, erkundigte sich Isabelle trocken.
„So groß ist es nun auch wieder nicht.“
„Luca, es ist
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