Julia Extra Band 0327
geflüstert?
„Du verschwendest deine Zeit, Emelia“, brummte er. „Ich kenne jeden Zentimeter deines Körpers, und du kennst jeden von meinem.“
Nervös sah sie auf den Boden hinunter und schluckte ein paar Mal. „Ich wäre jetzt gerne allein.“ Mit dem Handrücken fuhr sie sich über die Stirn. „Mir geht es nicht besonders gut.“
Javier blickte sie überrascht an. „Warum hast du denn nichts gesagt? Was stimmt mit dir nicht? Hast du Kopfschmerzen? Die Ärzte meinten, Kopfschmerzen können öfter auftreten, nachdem …“
„Ist nicht so schlimm“, unterbrach sie ihn und tupfte sich mit einer Ecke des Handtuchs die feuchte Stirn ab. „Nur hinter den Augen sticht es fürchterlich. Mir ist richtig übel davon. Vielleicht der Klimawechsel. Hier ist es um einiges heißer als in England.“
„Du warst nur etwas über eine Woche in England“, gab er zu bedenken. „Kaum genug Zeit, um Schwierigkeiten mit der Akklimatisierung zu haben, meinst du nicht?“
„Oh, ja, natürlich. Das habe ich ganz vergessen.“
Ein trauriger Schatten überzog ihr Gesicht, und Javier verspürte Mitgefühl für ihre schwierige Situation. „Bald gibt es Essen. Soll ich dich hinunterbegleiten, oder findest du den Weg?“
Mit beiden Händen umklammerte sie ihr Handtuch. „Es geht schon, danke.“
Er nickte kurz und verließ das Badezimmer.
Als Emelia nur eine halbe Stunde später die Treppe hinunterkam, fühlte sie sich, als wäre sie als Hollywoodstar verkleidet. Von den eleganten Schuhen bis hin zum teuren Haarschmuck trug sie nur Dinge, die genauso gut jemand anderem gehören könnten.
Aus der Bibliothek hörte sie Javiers Stimme, der ziemlich aufgebracht auf Spanisch telefonierte. Und obwohl Emelia nicht alles verstehen konnte – so schnell, wie er sprach –, stachen zwei Sätze doch besonders hervor: Nein, es wird keine Scheidung geben. Das Geld gehört dir nicht, es hat dir nie gehört, und so lange ich lebe, wird es auch so bleiben.
Der Hörer wurde geräuschvoll aufgeknallt, und Emelia kam nur ein paar Schritte weit, bevor Javier hinter ihr in der Eingangshalle auftauchte.
„Wie lange stehst du schon hier draußen?“, fragte er barsch.
Als sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, schmeckte sie ihren Lipgloss. „Ich kam nur gerade vorbei und habe deine Stimme gehört. Du warst ja auch ziemlich laut.“
Seine Miene war finster. Er fluchte, dann stöhnte er plötzlich auf und strich sich mit gespreizten Fingern durch die Haare. „Gut, dass du kein Spanisch mehr verstehst“, seufzte er. „Normalerweise fluche ich nicht in Gegenwart einer Frau, aber die dritte Frau meines Vaters ist einfach eine habgierige, berechnende Unruhestifterin.“
Für einen Moment erwog Emelia, ihm zu beichten, dass sie seine Sprache sehr wohl noch beherrschte, wenn auch nur in Teilen. Aber dann entschied sie sich dagegen. Merkwürdig: Ihn hatte sie vergessen, aber sie erinnerte sich an jedes Wort Spanisch, das sie während der letzten zwei Jahre gelernt hatte?
Nach den Andeutungen, die sie gerade eben beim Telefonat aufgeschnappt hatte, fragte Emelia sich, wie glücklich ihre Ehe wirklich gewesen war. Hatten sie vielleicht vorgehabt, die Scheidung einzureichen? Die Presse hatte laut Javier ja ebenfalls Spekulationen über eine mögliche Affäre mit Peter Marshall zum Besten gegeben. Nur wenige Männer ließen sich gefallen, dass ihr intimstes Privatleben in den Klatschspalten dieser Welt breitgetreten wurde.
Und Javier war ein stolzer, in sich gekehrter Mann – jedenfalls, soweit Emelia das beurteilen konnte. Es gab so vieles, was sie nicht über ihn wusste. Und es fiel ihr schwer, ihm Fragen zu stellen, weil sie befürchtete, die Antworten könnten ihr nicht gefallen.
„Diese Situation muss sehr schwer für dich sein“, begann sie, obwohl ihr die Problematik überhaupt nicht vertraut war.
Wieder seufzte er und nahm dann ihren Arm, um sie ins Esszimmer zu führen. „Mein Vater war verrückt, Izabellas Mutter für Claudine Marsden zu verlassen. Dieses Weib hat eine zutiefst zerstörerische Ader. Was er in ihr gesehen hat, ist mir vollkommen schleierhaft.“
„Manche Männer sind einfach so“, erwiderte Emelia. „Mein eigener Vater gehört dazu.“
„Hat dein Vater Kontakt zu dir aufgenommen, während du im Krankenhaus warst?“
Ihre Lippen wurden schmaler. „Nein, warum sollte er auch? Für ihn bin ich längst gestorben. Er hat mir ins Gesicht gesagt, dass er mich nie wiedersehen will. Und ich habe keinen
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