Julia Extra Band 0327
Schultern. „Worauf genau willst du hinaus?“
Misstrauisch verzog sie das Gesicht. „Ich habe keine Ahnung, was hier vor sich geht. Du behauptest, wir wären glücklich verheiratet, dabei scheinst du mich nicht einmal zu mögen – geschweige denn zu lieben.“
Zumindest machte er ein erschrockenes Gesicht. „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über Gefühle zu reden“, sagte er ausweichend. „Zuerst musst du dich mal vollständig von deinem fürchterlichen Unfall erholen. Deshalb möchte ich auch, dass du in der Nähe der Villa bleibst.“
„Womit habe ich mich früher beschäftigt, wenn du im Ausland unterwegs warst?“
Dasselbe hätte Javier sie gern auch gefragt. Wie lange ihre Beziehung zu Peter Marshall dauerte, beispielsweise. Wie oft sie sich mit ihrem Liebhaber getroffen hatte, während er das Geld für sie verdiente. Wie viele ihrer Shoppingtrips nach London reine Alibiausreden für ihre amourösen Abenteuer mit Marshall waren.
„Oft hast du in unserem Fitnessraum trainiert, bist schwimmen gegangen oder hast an deinem Klavier geübt“, erklärte Javier, obwohl diese Behauptung reine Vermutung war.
Ratlos sah Emelia auf ihre manikürten Finger hinunter. Wann hatte sie damit aufgehört, auf ihren Nägeln herumzukauen? Und wie konnte sie mit so langen Fingernägeln überhaupt Klavier spielen?
„Dann habe ich nicht unterrichtet?“
„Nein. Du warst nicht länger daran interessiert, Kinder zu unterrichten. Du meintest, es passt nicht mehr zu deinem Lebensstil.“
Ziemlich fragwürdig, wie Emelia fand. „Das soll ich gesagt haben?“
Er sah sie lange an. „Du hast eine Menge Dinge gesagt, Emelia.“
„Was noch?“ Sie traute sich kaum nachzuhaken.
„Zum Beispiel wolltest du keine Kinder haben. In diesem Punkt hast du nicht mit dir reden lassen.“
Ihre Augen wurden größer. „Keine Kinder?“
Javier nickte. „Du wolltest nicht zu stark gebunden sein.“
Wie in Zeitlupe legte sie eine Hand an seinen Kopf, als müsste sie fühlen, ob er noch an seinem Platz saß. „Ich kann nicht glauben, dass ich keine Kinder wollte. Das klingt so unfassbar selbstsüchtig!“ Dann sah sie zu ihm hoch. „Hast du dir Nachwuchs gewünscht?“
„Nein, absolut nicht“, sagte er klar. „Kinder brauchen extrem viel Aufmerksamkeit, und das kann sogar die stärkste Ehe belasten.“
„Haben wir denn Eheprobleme gehabt?“, hakte sie nach.
Javier schien seine Antwort sorgfältig abzuwägen. „Es gibt in fast allen Beziehungen vor allem zu Beginn gewisse Anpassungsschwierigkeiten. Für uns beide war es nicht ganz so leicht. Ich reise sehr viel, und für dich waren mein Land und die Sprache etwas völlig Neues. Und weil ich mich unbedingt auf meine Geschäfte konzentrieren möchte, wenn ich unterwegs bin, konntest du mich nicht zu Auslandsterminen begleiten. Es hätte mich nur unnötig abgelenkt. Manchmal bist du trotzdem mitgekommen und hast dich schrecklich gelangweilt, während du auf mich warten musstest. Schließlich dauern manche Konferenzen und Verhandlungssitzungen unvorhersehbar lange.“
„Also entschied ich mich, zu Hause zu bleiben und die Unternehmergattin zu spielen“, schloss Emelia mit deutlicher Ironie in der Stimme.
„Emelia.“ Javier nahm ihre Hand und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. „So waren die Dinge eben zwischen uns. Wir wollten es beide so. Du schienst mit diesem Arrangement ausgesprochen zufrieden zu sein. Die Regeln waren dir klar, und du hattest kein Problem mit ihnen. Man hätte schwören können, du wärst für diese Rolle als Unternehmergattin geboren.“
Unglücklich sah sie auf ihre verschlungenen Hände hinunter. „Als kleines Mädchen wollte ich immer in die Zukunft sehen können. Und jetzt wünsche ich mir, einen Blick in meine eigene Vergangenheit werfen zu dürfen.“
Er ließ ihre Hand los und stand auf. „Manchmal ist es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Man kann sie ohnehin nicht mehr ändern.“
Mit gerunzelter Stirn zog sie ihre Bettdecke bis zum Kinn hoch. „Sehen wir uns noch, bevor du morgen fährst?“
Doch Javier schüttelte den Kopf. „Ich muss sehr früh los.“ Dann beugte er sich vor und gab ihr einen leichten Abschiedskuss auf den Mund. „Buenas noches.“
„Buenas noches.“ Ihr Flüstern war kaum zu hören, als er den Raum verließ.
Aldana arbeitete in der Küche, als Emelia am nächsten Morgen die Treppe hinunter ins Erdgeschoss kam. Die Atmosphäre zwischen beiden Frauen war eisig, aber Emelia
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