Julia Extra Band 0327
Hätte ihr Mann eine Affäre mit Louisa gehabt, hätte sie die Haushälterin wohl nicht über den grünen Klee gelobt, oder?
Irgendwie ergab das alles keinen Sinn.
„Was verheimlichst du mir?“ Erneut schaute er sie forschend an. „Du sprichst nie von deiner Familie oder von Freunden zu Hause. Warum nicht? Wieso fährst du nie in deine Heimat?“
Erschrocken sah sie ihn an und strich nervös den viel zu weiten grauen Wollrock glatt. Ihre Hände bebten. „Das tut nichts zur Sache.“ Sie drehte sich um. „Wenn das dann alles wäre, werde ich jetzt gehen.“
„Nein, verdammt!“ Mit Riesenschritten durchquerte er das Zimmer und verstellte Louisa den Weg. „Du bleibst hier! Erst beantwortest du meine Fragen. Ich …“ Ich brauche dich. Fast hätte er es ausgesprochen. In letzter Sekunde biss er sich auf die Lippe. Seit Jahren hatte er diese Worte nicht mehr gesagt. In der Welt, die er sich aufgebaut hatte, war kein Platz dafür.
Durch das offene Fenster sah er die Lichter über Istanbul. Minarette reckten sich wie schwarze Dolche gen Abendhimmel. Über die Meerenge schallte der Ruf eines Muezzins zum Gebet.
Rafael widmete seine Aufmerksamkeit wieder Louisa. Die Atmosphäre im Zimmer hatte sich verändert. Es knisterte zwischen ihnen. Er begehrte sie so sehr, dass alles andere unwichtig wurde.
„Bitte machen Sie den Weg frei, Mr. Cruz“, flüsterte sie mit versagender Stimme.
Es war unübersehbar, wie erregt auch sie war. „Nein.“
„Sie können mich hier nicht festhalten.“
Rafael konnte sein Verlangen kaum noch unterdrücken. Es kostete ihn große Selbstbeherrschung, ruhig zu bleiben.
„Bist du sicher?“, fragte er leise.
Er sehnte sich danach, sich tief in ihr zu verlieren, alles zu vergessen, was ihn zu zerbrechen drohte.
Dann vernahm er Louisas schnelle Atemzüge, und als er tief einatmete roch er ihren Duft nach Seife, reiner Baumwolle und frischen Rosen.
Wäre er klug gewesen, hätte er sie jetzt gehen lassen. Er würde eine andere Frau für sein Bett finden. Das französische Starlet mit dem Schmollmund, das er vor einigen Tagen kennengelernt hatte. Oder irgendeine andere Frau. Es spielte keine Rolle.
Solange es nicht Louisa Grey war.
Unwillkürlich fiel sein Blick auf ihren Mund. Die wunderschönen, sinnlichen Lippen waren ungeschminkt und schimmerten rosig. Er war völlig verrückt nach Louisa. Sein Verlangen nach ihr war so stark, dass es ihm fast Angst machte. Mit ihr zu schlafen war unglaublich gewesen. So fantastischen Sex hatte er noch nie gehabt.
Könnte er doch nur wieder eins mit ihr werden, dann wäre sein Schmerz sicher schnell vergessen. Sie war wie eine Droge, die Trauer und Verzweiflung vertrieb. Er wollte Louisa schnell und hart nehmen, bis das Feuer in seinem Körper erloschen und der Schmerz in seinem Herzen zu Asche verbrannt war. Erst dann würde er Louisa wieder gehen lassen …
Rafael bemerkte, wie sie am ganzen Körper bebte.
Sie wollte ihm entkommen und ihm und sich selbst versagen, wonach sie sich beide sehnten.
Doch dieses unerfahrene Mädchen kam nicht gegen ihn an. Als er in Paris mit ihr geschlafen hatte, war sie noch Jungfrau gewesen. Sie wäre nicht in der Lage, ihm jetzt zu widerstehen. Er wollte sie besitzen, bis er alles um sich her vergaß und sie unter ihm vor Lust erbebte.
Langsam zog Rafael sie an sich.
Sie versuchte, ihm zu widerstehen, doch er hielt sie einfach fest. Langsam hob sie den Blick und schaute Rafael in die Augen. Obwohl sie recht groß war für eine Frau, musste sie zu ihm aufsehen.
Ihre schönen braunen Augen glänzten. „Lass mich bitte gehen“, bat sie leise.
Sein Griff wurde nur noch härter. „Fürchtest du dich so sehr?“, erkundigte er sich ruhig.
Sie atmete tief durch. „Ja.“
Behutsam umfasste er ihr Gesicht. „Vor mir?“
„Nein. Wenn du mich wieder küsst, wenn du mich in dein Bett legst, habe ich Angst …“
„Wovor hast du Angst?“
Beschämt senkte sie den Blick. „Ich habe Angst, vor Sehnsucht nach dir zu vergehen.“
Das hatte er nicht erwartet! Erstaunt schaute er sie an.
Louisa sah wieder auf und berührte seine vom Bartwuchs raue Wange. „Du hast mir so gefehlt“, gestand sie leise. „So sehr.“
Erschüttert schaute er ihr tief in die Augen. Dann nahm er ihre Hand, küsste sie und zog Louisa an sich. Verlangend nahm er sich ihren Mund und küsste sie leidenschaftlich und ausdauernd.
In diesem langen Kuss lag die ganze Sehnsucht, all das unterdrückte Begehren, die sich im Monat
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