Julia Extra Band 0328
fragen, welchen Mann sie meinte. Sie kannte nur einen, der so eine Aufregung hervorrufen konnte, und spürte ihr Herz plötzlich im Hals schlagen. Zwei Tage hatte sie Antonio Cavelli nicht gesehen. Zwei Tage und zwei schlaflose Nächte waren vergangen, seit sie in seinem Büro gesessen und vorgegeben hatte, seine Frau werden zu wollen. Und immer noch brütete sie über ein Entkommen aus der Falle, in die sie sich selbst hineinmanövriert hatte …
„Und er ist nicht allein“, fuhr Emma wichtig fort. „Zwei andere Männer und eine Frau sind bei ihm. Ich habe angewiesen, ihnen in der Lounge einen Kaffee zu servieren. Das ist doch okay?“
Victoria nickte abwesend. Was hatte das zu bedeuten? Vielleicht hatte er seinen Irrtum doch noch eingesehen und über ihre Vorschläge nachgedacht. Ein heller Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf.
„Lass mich mal sehen …“ Victoria stand vom Schreibtisch auf und durchquerte die geräumige Diele, die ihr Apartment mit dem Restaurant verband. Dort gab es ein kleines Fenster, direkt hinter der Rezeption. Als sie sich auf Zehenspitzen stellte, konnte sie Antonio sehen, der mit seinen Begleitern plauderte.
Während sie nachts wach in ihrem Bett lag, hatte sich Victoria immer wieder gefragt, ob Antonio Cavelli wirklich so attraktiv und souverän war wie in ihrer Erinnerung oder ob sie sich das nur einbildete … wie den unglaublichen Antrag, den er ihr gemacht hatte.
Victoria schluckte heftig und zwang ihren Blick zu den anderen Personen in seiner Begleitung. In einem erkannte sie den ekelhaften Tom Roberts wieder, der andere Mann war Ende dreißig und recht gut aussehend, wenn auch nicht annähernd so …
Reiß dich zusammen! rief Victoria sich zur Ordnung und wandte ihre Aufmerksamkeit der attraktiven Blondine an Antonios Seite zu, die nicht älter als Mitte bis Ende zwanzig sein konnte und deren Traumfigur in dem engen schwarzen Etuikleid, mit dem knappen Bolero darüber, perfekt zur Geltung kam.
Als sie wieder zu Antonio schaute, wandte dieser den Kopf in Richtung der Rezeption, und für den Bruchteil einer Sekunde begegneten sich ihre Blicke, bevor Victoria mit einem unterdrückten Fluch auf den Lippen hastig abtauchte.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Emma hinter ihr besorgt.
„Ja, natürlich.“
Stirnrunzelnd musterte die Rezeptionistin das brandrote Gesicht ihrer Chefin. „Soll ich ihm sagen, dass du in einer Minute bei ihm sein wirst?“
Die zögerliche Frage veranlasste Victoria dazu, die Handflächen gegen ihre brennenden Wangen zu pressen und an sich hinunterzuschauen. Sie hatte nicht geplant, heute Vormittag im Restaurant zu erscheinen, und trug deshalb zu ihren bequemen, aber etwas fadenscheinigen Jeans nur ein schlichtes, übergroßes weißes T-Shirt.
„Sag ihm … sag ihm einfach, ich hätte zu viel zu tun und würde ihn anrufen, sobald …“
„Soll ich ihm das wirklich so weitergeben?“, unterbrach Emma sie unglücklich.
„Dann sag ihm, ich sei gezwungen, den Termin zu verlegen, weil …“
„Er sieht nicht aus wie ein Mann, der sich so ohne Weiteres vertrösten lässt.“
Victoria seufzte und lief zurück in ihr Apartment, die verstörte Emma dicht auf den Fersen. Ratlos schaute sie um sich. Am liebsten hätte sie einfach die Jalousien heruntergelassen und die Tür hinter sich abgeschlossen. Aber das wäre pure Feigheit und passte nicht zu ihr.
Gereizt wandte sie sich um. „Sag ihm …“
Die Worte erstarben auf ihren Lippen, als sie Antonio Cavelli hinter Emma im Türrahmen lehnen sah.
„Wenn du mir etwas zu sagen hast, Victoria, dann doch lieber offen ins Gesicht.“
Die kalte Stimme in ihrem Rücken ließ Emma herumwirbeln. „Oh, verzeihen Sie, aber ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen, um …“
„Schon verziehen“, schnitt er ihr mit einem trägen Lächeln das Wort ab. „Lassen Sie uns doch bitte jetzt allein.“
Ohne einen Blick in Richtung ihrer Chefin beeilte sich Emma, das Apartment zu verlassen, und hörte gerade noch, wie die Tür hinter ihr geschlossen wurde.
Das ist immer noch mein Apartment und mein Restaurant! machte sich Victoria empört bewusst. Seit wann nahmen ihre Angestellten Befehle von Antonio Cavelli entgegen? Und wieso maßte sich dieser arrogante Kerl plötzlich an, über ihr Leben zu bestimmen?
„Gibt es ein Problem, Victoria?“
„Das einzige Problem sind Sie“, platzte sie heraus. „Außerdem haben Sie mich geduzt!“
„Wir sind verlobt. Schon vergessen?“
„Das hier ist mein
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