Julia Extra Band 0328
Tagesgeschäft des Restaurants überwachen, und Tom, den du ja bereits kennengelernt hast, kümmert sich um den Finanzrahmen.“
Als Victoria dem Blick des gedrungenen Mannes begegnete, der sie die ganze Zeit zuvor so vehement unter Druck gesetzt hatte, konnte sie sehen, dass er mit dem Arrangement ebenso wenig glücklich war wie sie. Na toll! dachte sie, dann sind wir uns ja wenigstens in einem Punkt einig!
„Hören Sie“, wandte sich Victoria energisch an die neue Crew, ehe die noch weitere Papiere auf ihrem Kaffeetisch ausbreiten und Zukunftspläne schmieden konnte. „Ich weiß, dass Sie alle nur den Ihnen gegebenen Anordnungen folgen und versuchen, Ihren Job so gut wie möglich zu machen, aber ich bin es gewohnt, Entscheidungen, die mein Restaurant betreffen, allein zu fällen.“
Alle verharrten mitten in ihrer Bewegung und starrten erst sie, dann Antonio sprachlos an. Der schüttelte nur den Kopf und bedeutete ihnen mit einer ungeduldigen Geste weiterzumachen, was sie auch beflissen taten.
„Was ist los, Victoria? Selbstverständlich obliegt dir die Kontrolle sämtlicher Aktionen dieses Teams. Sie alle sind nur da, um dir zu helfen.“
Wem wollte er das denn verkaufen? Die drei waren nicht mehr als Marionetten, und an den Fäden zog Antonio Cavelli höchstpersönlich. Aber aus einem plötzlichen Impuls heraus verzichtete Victoria darauf, ihm das unter die Nase zu reiben. Momentan blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen, wenn sie ihre Autorität nicht völlig einbüßen wollte.
„Ich habe da ein paar passende Objekte ausgesucht, die ich Ihnen gern präsentieren würde“, wandte sich Claire in deutlich zugänglicherem Ton als zuvor an Victoria. „Dies hier liegt direkt am Darling Harbour … und dies hier in der Rocks Area …“
Victorias Augen weiteten sich, als die Frau verschiedene Hochglanzprospekte vor ihr ausbreitete. Es handelte sich ausschließlich um Topadressen und ein flüchtiger Blick auf die angepriesenen Vorzüge bewies ihr nur, was sie schon vorher gewusst hatte. Jedes einzelne von ihnen lag weit außerhalb ihrer finanziellen Reichweite.
„Mein Auftrag lautete, nur Objekte mit dazugehöriger Wohnmöglichkeit auszusuchen. Dies hier verfügt sogar über eine überdachte Außenveranda, auf der man etliche Gäste bewirten kann.“ Claire schob ihr ein Hochglanzfoto hin, das einen wahren Wohntraum zeigte. „Und daneben gibt es noch einen kleinen privaten Garten mit Swimmingpool.“
Das Objekt war einfach zauberhaft! „Das muss ein Vermögen kosten!“, entfuhr es Victoria gegen ihren Willen.
Tom Roberts murmelte etwas vor sich hin, das sie nicht verstand, wurde aber durch einen scharfen Blick von seinem Boss zum Schweigen gebracht.
„Du brauchst nur zu nicken, dann gehört es dir“, erklärte Antonio ruhig.
Sie schaute zu ihm hinüber und begegnete einem konzentrierten Blick, der nichts von seinen Gedanken preisgab. Victoria konnte weder die Situation noch den Mann einschätzen, der ihr ein großzügiges Angebot nach dem anderen machte. Was waren das für geheimnisvolle Geschäfte, bei denen sie ihm von Nutzen sein konnte? Was wollte er wirklich von ihr?
„Dir gefällt also das Objekt mit dem kleinen Garten und dem Swimmingpool?“, hakte Antonio nach, da sie keine weitere Reaktion zeigte.
„Natürlich mag sie es!“ Wie Tom es sagte, klang es seltsam abfällig.
„Tom!“ Antonio hatte seine Stimme kaum erhoben, die Wirkung auf seinen Finanzexperten war trotzdem so nachhaltig, dass er Victoria fast leidtat. Sein fast kahler Schädel schien zwischen den massigen Schultern zu versinken wie der Kopf einer Schildkröte in ihrem Panzer. Die Haut war leichenblass, und auf der Oberlippe erschienen feine Schweißperlen.
„Ich mag es“, bekannte Victoria spontan, um von dem unglücklichen Kerl abzulenken. „Aber natürlich muss ich es mir anschauen, ehe ich irgendeine Entscheidung treffe.“
„Kein Problem“, erklärte Claire sofort. „Ich werde einen Besichtigungstermin für heute Nachmittag vereinbaren.“
„Nun, ich denke, um die Details könnt ihr beiden euch dann kümmern“, entschied Antonio zufrieden. „Ich habe jetzt einen Termin mit meinem Architekten.“
„Du verlässt uns?“, fragte Victoria und wunderte sich mindestens ebenso über den enttäuschten Unterton in ihrer Stimme, wie anscheinend auch Antonio, der ihr einen scharfen Blick zuwarf.
„Tut mir leid, aber ich habe keine Wahl“, erwiderte er überraschend
Weitere Kostenlose Bücher