Julia Extra Band 0328
Innerste erbeben.
„Ich werde mich um dich kümmern, und das ist okay“, erklärte er sanft. „Du hast mein Wort.“ Sekundenlang ruhte sein Blick auf ihrem Mund, dann schaute er Victoria in die Augen, und plötzlich schien die Zeit stillzustehen.
Abrupt brach Antonio den Blickkontakt ab und wandte sich zum Gehen. „Die Bedingungen für unsere Ehe werden von meinen Anwälten aufgesetzt, und ich werde sie dir rechtzeitig zusenden, damit du sie gründlich studieren kannst, ehe du deine Unterschrift daruntersetzt.“
Wie konnte er sie so berühren und im nächsten Moment so kalt und nüchtern über Geschäftliches reden? Victoria versuchte, den Kloß in ihrem Hals runterzuschlucken. Was, zur Hölle, war nur mit ihr los? fragte sie sich verstört.
„Oh, und noch ein Letztes!“ Antonio wandte sich ihr noch einmal zu. „Lass dir von Tom nichts gefallen. Er ist nur mein Finanzverwalter. Wie viel Geld du brauchst und wie du es verwendest, entscheidest du allein, okay?“
Erwartete er jetzt ein Dankeschön von ihr? Und wenn ja, in welcher Form?
Offensichtlich nicht, gab sich Victoria in der nächsten Sekunde selbst die Antwort, denn Antonio war bereits verschwunden. Instinktiv berührte sie ihre Lippe an der Stelle, wo vor Kurzem noch sein Finger gelegen hatte. Wie war es nur möglich, dass eine so flüchtige Berührung sie so nachhaltig aus der Fassung bringen konnte?
5. KAPITEL
Als Victoria gemächlich in der von Antonios Privatchauffeur gesteuerten Luxuslimousine durch die Straßen fuhr, versuchte sie nicht daran zu denken, was gerade mit ihr geschah. Selbst ihre Rechtfertigung, mit der sie versucht hatte, die Ereignisse der letzten Tage zu erklären, klang hohl und abgedroschen.
Die Vernunftehe mit Antonio Cavelli gehe ich nur wegen meines Sohnes ein …
Seit dem Tag, an dem Antonio mit dem neuen Team in ihrem Apartment aufgetaucht war, hatte sie ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Trotzdem übernahm er ihr Leben Stück für Stück und ließ sie spüren, dass er jetzt die Kontrolle hatte.
Und dieser Gedanke ängstigte sie.
Als sie gestern Abend ihren Koffer aus den Tiefen ihres Wandschranks hervorgeholt und für Italien gepackt hatte, war sie fast krank vor Angst gewesen. Sie erinnerte sich an das Versprechen, das sie sich selbst gegeben hatte, als sie das Haus ihrer Tante für immer verließ: dass sie ihr Leben zukünftig ausschließlich in die eigenen Hände nehmen und niemandem erlauben würde, sie je wieder zu verletzen oder auszunutzen.
Kurzfristig war sie sogar versucht gewesen, die Hochzeit einfach abzublasen. Doch dann dachte sie wieder an Nathan und dass sie zumindest ihm eine möglichst sorgenfreie Zukunft schuldete – egal, was für einen verheerenden Einfluss Antonio Cavelli auf ihren Seelenfrieden hatte!
Ihre Ehe war nicht mehr als ein befristeter Business-Deal, der sie nur vorübergehend zu Mrs. Cavelli machte. Aber danach würde sie wohlhabender sein, als sie es sich je erträumt hatte. Besitzerin eines neuen, stylischen Restaurants, an einer der besten Adressen der Stadt!
Konnte man mehr verlangen als einen befriedigenden Job, der mit einem wunderschönen Heim gekoppelt war – inklusive eigenem Garten und Swimmingpool für Nathan?
Nein! entschied Victoria energisch und wischte sich eine Träne von der Wange.
Während sie in Italien sein würde, würden andere Leute dieses fantastische Leben für sie einrichten, sodass sie erholt und voller Tatendrang in ihre neue Rolle schlüpfen konnte. Die Eröffnung des Restaurants war in sechs Wochen geplant. Und einer der wenigen positiven Momente dieser Woche war der gewesen, als sie ihrem Personal hatte mitteilen können, dass nicht nur alle übernommen würden, sondern ihnen zusätzlich noch eine Gehaltserhöhung winkte.
Und die verdienten sie, denn seit zwei Jahren standen ihr alle treu zur Seite und waren fast so etwas wie eine Familie für Victoria geworden. Sie übernahmen ihre Schichten, wenn Nathan krank war, hielten abends abwechselnd ein Auge auf ihn, wenn ihre Chefin zu eingespannt war und er in einem Bettchen im kleinen Raum hinter der Küche schlummerte.
Lächelnd schaute Victoria auf den kleinen Jungen hinab, der auf ihrem Schoß saß, und küsste ihn zärtlich auf die dunklen Locken. Nie wieder würde sie ihn mitten in der Nacht wecken und von seiner provisorischen Schlafstatt in sein Bett in ihrem Apartment hinübertragen müssen.
Für heute hatte sie Nathan ein neues Outfit gekauft, und in dem weißen Hemd zur
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