Julia Extra Band 0328
heller Anzughose hinterlassen.
„Ist schon in Ordnung“, wehrte er lachend ab. „Wirklich …“
„Komm, Nathan, nimm dir einen Keks und belästige Signor Cavelli nicht länger.“
„Nennen Sie mich doch bitte Luc.“ Antonios Vater nahm dankend das Erfrischungsgetränk an und beobachtete, wie Nathan es sich auf dem Schoß seiner Mutter bequem machte. „Ich würde sagen, jetzt sind Sie es, die gleich klatschnass sein wird“, stellte er schmunzelnd fest.
„Kein Problem, daran bin ich gewöhnt.“
Sinnend beobachtete Luc Cavelli den dunkelhaarigen Jungen, wie er genüsslich und selbstvergessen an seinem Biskuit knabberte. Ihm fiel auf, wie schwarz seine Augen waren und wie goldbraun die zarte Kinderhaut.
„Er ist ein netter kleiner Kerl.“
„Das finde ich auch“, gestand Victoria lächelnd. „Aber natürlich bin ich voreingenommen.“
„Er sieht ein bisschen aus wie Antonio.“
Hatte sie da so etwas wie einen Hoffnungsschimmer in seiner Stimme gehört?
„Ist Nathan sein Sohn?“
Langsam schüttelte Victoria den Kopf. „Nein, das ist er nicht.“
„Verzeihung, es stand mir nicht zu, danach zu fragen“, entschuldigte sich Luc und seufzte. „Wie albern von mir. Antonio hat mir ja mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass er das nicht ist, als er Sie in mein Haus brachte. Es ist nur … die beiden sehen sich irgendwie ähnlich …“
„Das liegt wohl in erster Linie an den dunklen Haaren und Augen.“ Sie stand auf, setzte Nathan auf dem Boden ab und bot Antonios Vater von den Biskuits an, doch der schüttelte den Kopf. Verzweifelt suchte sie nach einem neuen, unverfänglicheren Thema. Luc musterte sie so intensiv, dass sie sich zunehmend unwohler und irritiert fühlte.
„Ich muss mich noch für mein unmögliches Verhalten an jenem Abend Ihnen gegenüber entschuldigen“, hob er plötzlich an.
„Ich denke, wir vergessen das am besten“, schlug Victoria nervös vor.
„Das ist mehr, als ich verdiene …“ Er lächelte. „Ich war nur so schrecklich verärgert. Ich versprach Antonio, ihm meine Firmenanteile zu überschreiben, wenn er heiratete und ein Kind zu präsentieren hätte. Ich meinte natürlich ein leibliches Kind, um die Blutlinie der Cavellis fortzuführen, habe das aber in meiner schriftlichen Forderung nicht explizit niedergelegt. Und das hat er ausgenutzt …“
Die Worte träufelten wie tödliches Gift in Victorias Hirn.
„Also hat Antonio uns nur präsentiert …“, sagte sie wie erloschen.
Was hatte er noch gesagt, als er ihr vorschlug, seine Frau zu werden?
Ich brauche kurzfristig und nur vorübergehend eine komplette kleine Familie, ohne weiter reichende Bindungen und Verpflichtungen.
Victoria hob die Hand, fuhr sich mit zitternden Fingern durchs Haar und versuchte, die Erinnerung zu verdrängen. Sie wollte nicht mehr daran denken, was er damals gesagt hatte. Seit Wochen hatte sie die Realität aus ihrem Leben ausgeschlossen.
Luc schaute erneut zu Nathan hinüber, der sich inzwischen wieder zufrieden seinen Spielsachen widmete. „Ich hätte meine Frustration nicht an Ihnen auslassen dürfen“, warf er sich vor. „Nur, als Antonio mir an jenem Abend entgegenschleuderte, dass er niemals ein eigenes Kind zeugen würde, war ich einfach außer mir.“
„Was ich durchaus verständlich finde“, murmelte Victoria heiser.
Am liebsten hätte sie die Ohren vor der Wahrheit verschlossen, doch sie wusste, dass es ebenso albern wie naiv war. Sie hatte sich die letzten Wochen in falscher Sicherheit gewiegt. Und jetzt bewies ihr jedes Wort von Luc Cavelli, wie weltfremd und dumm sie gewesen war.
„Ich weiß, es ist unsinnig …“, unterbrach Antonios Vater ihre stummen Selbstvorwürfe, „… aber als die Leute, die Sie, Nathan und meinen Sohn zusammen sahen, mir erzählten … Ich gebe zu, dass ich hoffte, er hätte mich angelogen, aber das war leider nur Wunschdenken.“
„In so einer wichtigen Sache würde er Sie nie anlügen“, erwiderte Victoria leise und fragte sich, warum sie Antonio auch noch verteidigte.
Luc seufzte. „Was soll’s … so ist das Leben.“ Erneut schaute er zu Nathan hinüber. „Ich bezahle eine ganze Horde Anwälte, die alle böse mit mir sind, weil ich sie in dieser Sache nicht vorher konsultiert habe. Aber, um ehrlich zu sein, hatten sie alle nicht das richtige Händchen dafür.“
Victoria nickte schwerfällig. „Anwälte können die Dinge noch unnötig komplizieren. Am besten wäre es meiner Ansicht nach, Sie würden
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