Julia Extra Band 0328
wartete sie auf eine Reaktion von ihm, doch Antonio ließ sich Zeit mit der Antwort.
„Ich vermute … ja.“
Der Schmerz fuhr ihr wie ein Dolch in die Brust. Doch irgendwie schaffte sie es, den Kopf hochzuhalten und ihre Würde zu wahren. Aber es kostete sie ungeheure Kraft. „Ich habe einen Flug gefunden, der bereits heute Abend um halb neun geht.“
„Heute Abend?“ Antonio sah geschockt aus, und Victoria schöpfte Hoffnung.
„Ja, allerdings mit Zwischenstopp in Rom.“
„Ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist“, sagte er steif. „Außerdem finde ich es ziemlich überhastet. Du musst doch nicht gleich zurückfliegen.“
„Nicht …?“ Victoria hob die Brauen. „Sag mir einen Grund, der dagegen spricht.“
Noch deutlicher konnte sie ihm keine Brücke bauen. Einige Herzschläge lang glaubte sie, er würde näher kommen und sie in die Arme nehmen, doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und sein Blick wurde dumpf.
„Die Dinge sind nun mal so, wie sie sind.“ Er hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. „Aber wenn es nach mir geht, könnten wir alles trotzdem eine Weile weiterlaufen lassen wie bisher.“
Das war alles, was er ihr anbieten konnte?
Victoria spürte heißen Zorn in sich aufsteigen. Sie hatte etwas Besseres verdient!
„Das halte ich für keine gute Idee, Antonio …“ Ihre Stimme bebte verdächtig. „Nächste Woche soll mein neues Restaurant eröffnet werden, und ich möchte rechtzeitig zurück sein, um die letzten Vorbereitungen zu begleiten.“
Damit wollte sie gehen, doch er hielt sie am Handgelenk zurück. „Darum können sich deine Angestellten kümmern.“
Die Berührung seiner Finger machte sie schwach. Wie gern hätte sie sich in seine Arme geschmiegt und gesagt: Ja, ja! Ich bleibe! Solange du mich haben willst! Aber das ließ ihr Stolz nicht zu.
„Wir hatten doch eine gute Zeit zusammen, oder willst du das leugnen?“, führte Antonio heiser an.
Es wäre so einfach, ihm zuzustimmen. Sie war so kurz davor, aber dann dachte Victoria an Nathan und erinnerte sich an das Aufleuchten in seinen Augen, wann immer er Antonio sah … und an die stürmische Art, mit der er sich jedes Mal in seine Arme stürzte. Je länger sie blieb, desto enger würde sich ihr kleiner Sohn an Antonio binden.
Es wäre einfach nicht fair. In erster Linie musste sie an Nathan denken. Zum Glück war er noch so klein, dass er die Zeit in Italien bestimmt bald vergaß. Je älter er wurde, desto schwerer würde es sein.
„Ja, wir hatten eine gute Zeit …“, gab sie leise zu, und als sie ihn anschaute, lag ein gequälter Schmerz in ihren Augen, „… aber das reicht mir nicht, Antonio. Ich habe ein Kind, und ich muss unsere Zukunft mit Sorgfalt planen. Nathan steht für mich an erster Stelle, immer …“
Antonio schwieg und ließ es zu, dass sie seinen Arm von ihrem löste. „Du weißt, ich kann dir keine Versprechungen machen …“, sagte er mit schwerer Stimme, aber er sprach bereits zu ihrem Rücken.
An der Tür drehte sie sich ein letztes Mal um. „Ich weiß, und ich muss nach Hause zurückkehren.“
10. KAPITEL
Als Victoria sich einen Weg durch das überfüllte Restaurant bahnte, schallten ihr von allen Seiten Lob und Glückwünsche für den grandiosen Abend entgegen.
Das Essen war fantastisch und das Interieur ebenso erlesen wie außergewöhnlich.
„Wir haben es geschafft!“, freute sich Berni, der Chefkoch, und strahlte Victoria entgegen, als sie die Küche betrat. „Der Eröffnungsabend ist ein umwerfender Erfolg, und zukünftig findet man uns unter den Top Ten der besten und angesagtesten Restaurants in Sydney!“
„Langsam, Berni“, warnte seine Chefin lachend. „Wir dürfen uns nicht von der Begeisterungswelle davontragen lassen. Es ist unser erster Abend!“
„Nein, du verstehst nicht!“ Er nahm Victoria bei der Hand, führte sie zur Schwingtür, die in den Speisesaal führte, und hielt sie ein Stück auf, damit sie hindurchsehen konnte. „Siehst du den Mann dort drüben an dem Tisch neben dem Fenster sitzen? Das ist Paul Scott, einer der schärfsten und kompetentesten Restaurantkritiker. Und er hat mich eben erst zu sich zitiert, um mir kundzutun, dass er das gesamte Menü außerordentlich genossen habe und wir nicht versäumen sollen, morgen im Daily Journal seine Bewertung zu lesen.“
„Wirklich?“ Victoria wandte sich mit großen Augen zu ihrem Chefkoch um.
Der lachte stolz. „Ja, wirklich! Wir sind gemachte Leute,
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