Julia Extra Band 0328
sprang Tariq in einem Satz auf die Füße. Eine Bewegung, die sie heftig an den Kampfsprung eines Kriegers erinnerte. Er drehte sich um und sah mit undurchsichtiger Miene auf sie herab.
Halb nackt stand er vor ihr, sein dichtes Haar war zerzaust und hing ihm ins Gesicht. Ein ungezähmtes Tier, unnahbar, doch in seiner Haltung majestätisch. Er gehörte in diese Umgebung, die so vornehm und luxuriös war, wie Jessa es nie zuvor erlebt hatte. Und hier war sie, auf einem Teppich ausgestreckt, Jessa Heath aus Fulford, die nichts vorzuweisen hatte, nicht einmal ein Höschen, das sie hätte anziehen können.
Betont hatte Tariq die Absicht kundgetan, sie aus seinen Gedanken verbannen zu wollen. Allerdings hatte er nie erläutert, was er genau damit meinte und was danach geschehen sollte.
Ein langer Moment des Schweigens verging. Jessa konnte noch immer die Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen fühlen, und doch stand da ein wie in Stein gemeißelter Fremder vor ihr.
Es hatte schon Schlimmeres in ihrem Leben gegeben. Gleich, was nun passieren würde, es war ihre Wahl gewesen.
Jessa setzte sich auf und strich das Haar aus dem Gesicht. Es spielte nun keine Rolle mehr, wie zerzaust und aufgelöst sie aussah. Sein Mund und seine Hände mussten überall auf ihrem Körper gewesen sein. Doch was sollte er jetzt schon tun oder sagen? Würde er sie in seiner grausamen Härte verlassen? Dabei hatte sie es doch fast schon unbeschadet überlebt. Stolz blickte sie ihm ins Angesicht.
„Danke“, sagte sie so höflich es ihr möglich war. Sie nahm Zuflucht zu der Tonlage, die sie in vornehmen Restaurants und gegenüber Bankern verwendete. „Das war exakt, was ich mir gewünscht hatte. Was ich wollte.“
„Sehr erfreut“, spuckte er voller Ironie aus. „Mein Leben für die Liebe.“ Nun verspottete er sie ganz ungeniert.
„Nun gut.“ Sie erhob sich und sah sich suchend nach ihrem Kleid um. Es lag als zerknittertes Häufchen ein Stück weit entfernt. Zögernd machte sie einen Schritt darauf zun.
„Jessa.“ Es klang wie ein Befehl. Stumm sah sie ihn an, obwohl sie wusste, dass sie ihn ignorieren sollte. Dann nahm sie das Kleid auf und ging zur Tür. „Was hast du vor?“, fragte er.
„Mein Kleid …“ Sie machte eine ungeschickte Geste. Sie konnte sich nicht von ihm abwenden. Nicht, wenn er sie auf diese Art ansah.
„Du wirst das Kleid nicht mehr benötigen.“
„Warum nicht?“
Er bewegte sich nicht. Er sah sie nur an. Jessa erschrak, als sie spürte, wie ihr Körper schon wieder auf ihn reagierte. Schon wieder. Ihre Knospen richteten sich auf, zwischen ihren Beinen pulsierte es.
Es war absurd. Hatte sie nicht bekommen, was sie gewollt hatte? War ihr Wunsch nicht erfüllt worden? Warum den Abschied in die Länge ziehen? Egal, wie hungrig er auf sie war.
„Wir sind noch nicht fertig“, sagte er sehr ruhig und mit entschiedener Miene. „Wir haben gerade erst angefangen.“
9. KAPITEL
Tariq stand am hohen Fenster der Schlafzimmersuite, das einen wundervollen Blick über die Stadt bot. Die Morgendämmerung kroch mit langen rosa Fingern über die Dächer von Paris. Doch Tariq nahm das spektakuläre Schauspiel kaum wahr. Hinter ihm lag Jessa in dem riesigen Bett, das in der Mitte des Raums stand, die nackten Beine angezogen, während ihre Haut noch von den Ausschweifungen der vergangenen Nacht gerötet war. Er musste sie nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass es so war; er würde jede Änderung ihrer Atmung bemerken oder erkennen, wenn sie sich umdrehte und erwachte.
Ihm war, als sei ihr Körper gleichsam eine Verlängerung seines eigenen. Nach einer Nacht wie dieser vielleicht eine logische Erklärung, doch er hatte während seines ausschweifenden Liebeslebens auch andere Erfahrungen gemacht. Es hatte schon sehr viele solcher Nächte gegeben, aber noch nie hatte er sich danach mit einer Frau so verbunden gefühlt. Doch er wollte dieses Gefühl nicht, denn es führte ihm auch wieder deutlich vor Augen, wie er sehr er sich bemüht hatte, all das zu vergessen.
„Du erfüllst mich mit Leben“, hatte er ihr einmal gestanden. Sie hatte ihn ausgelacht – auf ihm liegend, nackt und wundervoll anzusehen, ihre Augen, ihre Miene erfüllt mit Licht.
„Du bist das Leben“, hatte sie ihm ins Ohr geflüstert. Worauf sie es prompt ihnen beiden bewiesen hatte.
Tariq hatte aufgehört zu zählen, wie oft er sie in dieser Nacht berührt hatte oder sie ihn. Er hatte nur wenig geschlafen und mehr Zeit damit verbracht, sie zu
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