Julia Extra Band 0328
Boss!“
Victoria lächelte und versuchte, wenigstens eine Spur von Enthusiasmus in ihre Stimme zu legen. Sie sollte außer sich sein vor Stolz und Freude! Was, zur Hölle, war nur mit ihr los?
„Hör zu, Berni, ich leg mal eine kleine Pause ein und schau nach, wie der neue Babysitter mit Nathan zurechtkommt. In zehn Minuten bin ich zurück.“
„Du brauchst dich nicht zu beeilen. Der Betrieb nimmt langsam ab, und ich habe hier alles im Griff.“
„Danke.“ Victoria schlüpfte durch eine Seitentür und lief die wenigen Stufen zur Terrasse hinauf, die zu ihrem Apartment gehörte. Nach der Enge in dem vollbesetzten Restaurant war es eine Erleichterung draußen in der lauen Abendluft zu stehen. Sekundenlang schloss sie die Augen, atmete tief ein und aus, dann schaute sie hinunter auf ihr Restaurant.
Durch die Fenster konnte sie die flackernden Kerzenleuchter auf den festlich gedeckten Tischen sehen, hörte schwache Musikfetzen von dem Quartett zu sich heraufwehen, das sie für heute engagiert hatte. Sie spielten Puccini, und plötzlich stand Victoria der Abend in Venedig vor Augen, als Antonio sie geküsst hatte.
Sie hätte den Musikern verbieten sollen, dieses Stück zu spielen!
Victoria blinzelte wütend. Nein, sie würde jetzt nicht weinen! Das war er einfach nicht wert, und außerdem könnte sie dabei ihre Kontaktlinsen verlieren.
Eine warme Brise strich durch die Bougainvilleen und Jasminbüsche, zwischen denen Nathan und sie morgens ihr Frühstück genossen. Tief sog Victoria den betörenden Duft ein und versuchte ihre Fassung zurückzugewinnen.
Sie sollte überglücklich sein, dass ihr neues Geschäft so ein Erfolg war. Immerhin sicherte es ihr die Eigenständigkeit, auf die sie so großen Wert legte. Okay, Antonio hatte die Basis dafür geschaffen, aber sie würde ihm das Geld zurückzahlen, sobald sie dazu in der Lage war. Denn schenken lassen wollte sie sich von ihm nichts!
Von heute an würde es keine naiven Träume und albernen Hoffnungen mehr geben. Sie musste die wundervolle Zeit in seinen Armen für immer vergessen. Oder wie er Nathan in die Luft geschwungen und mit ihm gelacht hatte …
Besser, sie hielt sich vor Augen, wie Antonio Nathan und sie einfach hatte ziehen lassen.
Du weißt, ich kann dir keine Versprechungen machen, Victoria.
Die Worte hallten in ihrem Kopf wider und machten sie noch nachträglich wütend. Er hatte Sarah kommen lassen, damit diese ihr beim Packen half, dann war er einfach gegangen. Die alte Haushälterin war am Boden zerstört gewesen.
„Werden Sie zurückkommen, Signora?“
„Ich glaube nicht, Sarah. Diese Ehe hätte nie geschlossen werden dürfen. Das wissen Sie doch.“
„Nein“, protestierte die alte Haushälterin vehement. „Antonio und Sie passen perfekt zueinander. Und wenn er Sie jetzt gehen lässt, dann nur, weil er zu stolz ist und Angst hat, es zuzugeben.“
„Antonio hat vor gar nichts Angst, er will mich nur nicht. Denn wenn es so wäre, würde er jetzt hier bei mir sein. Er hätte nicht Sie geschickt.“
Daraufhin hatte Sarah geschwiegen. Wahrscheinlich, weil sie wusste, dass Victoria recht hatte. Doch als die Limousine vorfuhr, um Victoria zum Flughafen zu bringen, hatte Sarah geweint und Victoria fest in ihre mütterlichen Arme geschlossen.
Allein beim Gedanken an die schmerzliche Abschiedsszene füllten sich Victorias Augen erneut mit Tränen.
Als sie dann am Flughafen ankamen, stellte sich heraus, dass Antonio bereits zwei Plätze erster Klasse für sie und Nathan gebucht hatte. Vielleicht in der Hoffnung, dass ihr dadurch der Abschied leichter fiel? Und zur Restauranteröffnung hatte er ihr sogar ein riesiges Blumenbukett schicken lassen! Zusammen mit einer Karte auf der stand: Ich denke heute Abend an dich. Viel Glück, Antonio.
In einem Wutanfall hatte sie das Bukett in den Müll geworfen! Wie konnte er es nur wagen, sie so … flapsig und oberflächlich zu behandeln?
Victoria wandte sich abrupt um und betrat ihr Apartment. Ihre Babysitterin saß im offenen Wohnzimmer auf der Couch vor dem Fernseher. Als sie Victoria sah, sprang sie gleich auf. „Ist alles in Ordnung?“
„Ja, entspann dich, Margret. Ich brauchte nur eine kleine Pause und dachte, ich schau mal kurz zu Nathan rein.“
„Der schläft tief und fest.“
„Ich steck nur rasch den Kopf durch die Tür.“
Seit sie aus Italien zurück war, gab es nur wenige Momente, in denen Victoria sich glücklich fühlte. Und zwar immer dann, wenn sie mit ihrem kleinen
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