Julia Extra Band 0328
verdrängte er die vagen Gefühle, die er ohnehin nicht verstand. Er fragte: „Wie wird dein Vater wohl reagieren, wenn er uns morgen zusammen in der Zeitung sieht? Man wird nämlich in der ganzen Welt über diesen Ball heute Abend berichten …“
Zitternd versuchte Angel, ihm die Hand zu entziehen, doch er hielt sie umklammert. In diesem Moment hasste sie ihn. Das Einzige, was sie davon abhielt, sofort aus dem Wagen zu springen, war der Anruf von Delphi am frühen Abend, bei dem ihre Schwester ihr begeistert erzählt hatte, dass sie Stavros in einem Monat heiraten würde. Angel war überrascht gewesen, dass Leo wirklich zu seinem Wort gestanden hatte.
Ihre Stimme klang belegt. „Du weißt doch genau, wie er reagieren wird. Er wird schäumen vor Wut. Und er wird zutiefst gedemütigt sein.“
Fragend hob Leo eine Braue. „Ach wirklich? Oder habt ihr beide all das genau so geplant?“
Angel fühlte sich in die Ecke gedrängt. Sie hasste es, dass er ihr so sehr misstraute, und schlug zurück. „Und wenn schon? Du wirst es ohnehin nie erfahren.“
Leo rückte näher, und Angel wich zurück. Doch es nützte ihr nichts, denn er streckte seine Hand aus und strich ihr über den Nacken. Mit der anderen umfasste er ihre Brust. Entsetzt merkte sie, wie ihre Knospe sich hart gegen die Seide drückte. Träge fuhr er mit seinem Daumen darüber, und Angel unterdrückte ein Aufstöhnen. Wie schaffte er es nur, eine solche Wirkung auf sie auszuüben?
„Ich weiß, Angel. Aber von jetzt an werde ich über alles, was du tust, im Bilde sein, bis ich deiner überdrüssig bin. Deshalb ist all das, was ihr zusammen ausgekocht habt, sinnlos.“
„Aber wir haben nicht …“
Leo verschloss mit seinem Mund ihre Lippen, und alles löste sich in einen Wirbel drängenden Verlangens auf. Genau das hatte sie sich gewünscht, seit er sie in ihrem Zimmer abgeholt hatte. Hilflos gab sie sich seinem Kuss hin.
Angel realisierte nicht, dass der Wagen angehalten hatte und der Chauffeur sich räusperte. Sie spürte nur, dass Leo sich von ihr löste und dass sie aufkeuchte, als sie die Augen öffnete. Triumphierend lächelte Leo sie an, als er ihre hart aufgerichteten Knospen betrachtete.
„Perfekt.“
Ehe Angel begriff, was er damit meinte, war er schon ausgestiegen und half ihr ebenfalls heraus. Sie fühlte sich benommen. Alles, was sie wahrnahm, war Leos Hand und eine Flut von Lichtern und Fragen. Jetzt war sie öffentlich zu Leos Eigentum geworden.
Als Angel später auf ihrem Stuhl saß, fühlte sie sich völlig fehl am Platz. Sie war so lange aus Athen weg gewesen, dass sie sich nie richtig in die feine Gesellschaft der Stadt eingegliedert hatte. Ihr Mund verzog sich. Nun, jedenfalls sicher nicht so, wie Leo glaubte. Trotzdem kannte sie einige der Gäste. Sie bemerkte deren Blicke und Getuschel, und es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass es sie berührte. Vor einer halben Stunde war sie in den Waschraum gegangen und hatte gehört, wie zwei Frauen sich bei den Waschbecken unterhielten.
„Kaum zu fassen, dass er mit ihr hier ist!“
„Du hast recht. Man sollte doch eher annehmen, dass er ihr und dieser schrecklichen Familie aus dem Weg geht, nach all dem, was die getan haben …“
Die andere Frau hatte widerlich aufgelacht. „Stell dir nur vor, was ihr kümmerlicher Vater für ein Gesicht macht, wenn er die zwei zusammen sieht! Es würde mich nicht wundern, wenn Leo Parnassus sie nur aus Rache nimmt. Er hat sie praktisch den ganzen Abend ignoriert …“
Lüstern hatte die andere Frau aufgeseufzt und gemeint: „Ich hätte nichts dagegen, wenn er mich aus Rache nimmt …“
Als ihr die verletzenden Worte jetzt wieder einfielen, straffte sie sich. All das gehörte zu Leos Plan. Die ständige Demütigung.
In diesem Augenblick bemerkte Angel, wie Lucy Levakis sich ihr näherte. Sie war Engländerin und mit Aristotle Levakis verheiratet, Leos Geschäftspartner. Lucy war die Einzige, die aufrichtig nett zu Angel gewesen war – auch wenn sie zweifellos von deren Geschichte wusste. Aristotle hingegen hatte ihr den ganzen Abend fragende Blicke zugeworfen, weil er ihr vermutlich unlautere Motive unterstellte. Schließlich war er derjenige gewesen, der sie vor ein paar Wochen bei der Party in der Villa erkannt hatte. Übelkeit stieg in ihr hoch. Ob er wusste, dass Leo sich rächen wollte?
Lucy setzte sich und meinte im Plauderton. „Sie sahen ein bisschen verloren aus. Also dachte ich, dass ich mich zu Ihnen geselle. Männer, also
Weitere Kostenlose Bücher