Julia Extra Band 0331
haben am Valentinstag immer Teenager ihr erstes Date gehabt und den Abend niemals vergessen. Manche kommen jedes Jahr am vierzehnten Februar wieder her, selbst noch nach vierzig Jahren.“
„Ich wusste ja immer, dass du eine Romantikerin bist, Sienna Rossi!“
„Tut mir leid, ich glaube nicht mehr an Romantik. Aber für die Paare, die einen Tisch reserviert haben, ist es ihr besonderer Tag. Außerdem ist es ein gutes Geschäft für Maria.“
„Das nehme ich dir nicht ab. Du bist die geborene Romantikerin. Zwecklos, es zu leugnen. Und was sagt dein Freund dazu, wenn du am Valentinstag arbeitest?“
„Mein Freund? Oh. Im Moment bin ich gerade solo. Und du?“, fragte Sienna und versuchte, möglichst gleichgültig zu klingen. „Muss ich einen Tisch für dich und deine Freundin frei halten?“
Brad lächelte. „Nicht in diesem Jahr, danke. Vergib die Tische an die Männer, die ihren Frauen zeigen wollen, wie viel sie ihnen bedeuten. Darum geht es schließlich.“
„Ganz meine Meinung. Denn eigentlich hoffe ich, dich überreden zu können, an dem Abend der Gastkoch zu sein. Tante Maria zuliebe. Außerdem hast du ihr versprochen, dass du für sie kochen würdest!“, erinnerte Sienna ihn.
Er nickte, bevor er sich wieder zum Kochfeld umdrehte. „Ja, und ich halte meine Versprechen. Gleichzeitig läuft aber auch der Countdown bis zur Eröffnung meines eigenen Restaurants. In sechs Wochen kommen Gäste durch die Tür. Ganz zu schweigen von Gastronomiekritikern aus der ganzen Welt. Außerdem ist die Küche nicht fertig, ich habe keine Speisekarte, und ich muss einen hohen Kredit abbezahlen. Weißt du was?“
Mit angehaltenem Atem wartete Sienna darauf, dass Brad ihr erklärte, er müsse sich um seinen eigenen Kram kümmern und könne unmöglich am Valentinstag Pasta und Pizza für picklige Teenager und Rentnerehepaare in einer kleinen Trattoria zubereiten.
Natürlich. Er war Brad Cameron. Preisgekrönter internationaler Küchenchef. Klar, dass er nicht persönlich für Marias Gäste kochen wollte. Wahrscheinlich würde er einen seiner vielen Lakaien schicken, die nach seiner Pfeife tanzten.
Was hatte sie sich eigentlich gedacht? Wohl eher geträumt.
„Marias Soße ist seit Weihnachten im Gefrierfach gewesen. Frisch zubereitet war sie sicher köstlich, aber ich musste allerhand tun, um sie zu retten. Hast du Appetit auf ein warmes Essen? Dann werde ich dir erzählen, wie ich dieses Lokal rechtzeitig zum Valentinstag wieder in Schuss bringen will.“
Brad zog den alten Terrassenstuhl heraus und klopfte auf den Sitz.
„Es ist angerichtet, Eure Hoheit. Ich bedaure, dass nicht fein gedeckt ist, aber dafür habe ich den Tisch blitzblank geschrubbt, während ich mir meinen Masterplan ausgedacht habe. Feinschmeckerniveau hat das hier zwar nicht, doch alles ist sauber. Vorausgesetzt, dass du dich dazu herablassen kannst, an Marias altem Küchentisch zu essen? Nur dieses eine Mal? Es bleibt unser kleines Geheimnis.“
„Sehr witzig“, erwiderte Sienna mit zusammengekniffenen Augen und setzte sich auf den Stuhl, während Brad sich weiter um das gemeinsame Abendessen kümmerte.
Ein herrlicher Duft erfüllte die Küche. Neugierig schaute Sienna zum Herd, um zu sehen, was ihr alter Teenagerschwarm aus Marias dürftigen Vorräten gezaubert hatte. Und war ganz überwältigt beim Anblick von Brads breiten Schultern und der gut sitzenden Cargohose.
Er kochte ihr eine warme Mahlzeit.
Vielleicht konnte sie ihm ja verzeihen, dass er versucht hatte, sie zu ertränken.
„Erzähl mir mehr über deinen Masterplan, mit dem du dieses Restaurant in Schuss bringen willst!“, unterbrach sie die Stille. „Habe ich etwas verpasst, während ich mir im Speiseraum die Füße abgefroren habe?“
Brad ignorierte ihre sarkastische Anspielung. Er hatte nicht vor, hier alles an sich zu reißen.
„Weil meine Küche nicht pünktlich fertig wird, habe ich weniger Zeit, um an den Rezepten für meine Speisekarte zu arbeiten. Ich habe zehn Schlüsselgerichte.“ Er nahm ein Sieb und zog die abgegossenen Nudeln vorsichtig unter die Soße. „Die meisten Küchenchefs haben drei oder vier. Ich nicht. Ich möchte für den Eröffnungsabend zehn perfekte Rezepte haben. Und das hier braucht noch immer mehr Basilikum.“
In einem Tontopf auf der Fensterbank hatte eine Pflanze so gerade eben noch überlebt. Sienna beobachtete, wie Brad ein Büschel abrupfte, zurück zur Arbeitsplatte ging und die grünen Blätter geschickt in schmale Streifen
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