Julia Extra Band 0331
Elternhaus zu einem monatelangen Albtraum entwickelt, der ihr noch immer in den Knochen steckte.
Als die Gestalt draußen energisch den Türklopfer betätigte, kehrte Jenny abrupt in die Realität zurück. Sie atmete tief durch, zauberte ein professionelles Lächeln auf ihr Gesicht und ging zur Tür.
„ Dios mio! “, fluchte der unerwartete Besucher, kaum dass sie aufgemacht hatte. „Das ist ja wohl der ungemütlichste Ort, den ich je gesehen habe!“
Jennys Lächeln gefror, als sie seinem Blick begegnete. Diese samtschwarzen, dicht bewimperten Augen waren ihr ebenso vertraut wie alles andere an diesem Mann. „Rodrigo …“, stieß sie schockiert hervor. „Was, in aller Welt, machst du denn hier?“
Ohne zu antworten, drängte sich ihr vom Regen völlig durchweichter Exmann an ihr vorbei ins Foyer. Mit verdrossener Miene strich er sich das nasse schwarze Haar aus dem Gesicht, während Jenny mühsam versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen.
„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen“, stellte er fest, wobei ihm deutlich anzumerken war, dass er auf ihren Anblick ebenso wenig gefasst gewesen war, wie sie auf seinen.
Der verrückte Hoffnungsfunke, er könnte gekommen sein, um sich mit ihr zu versöhnen, erlosch augenblicklich. „Ich kümmere mich um die Pension, solange Lily in Australien ist“, informierte Jenny ihn steif. „Und was treibt dich hierher? Doch sicher nicht der Wunsch, Cornwall im Spätherbst kennenzulernen?“
Rodrigo verzog die wohlgeformten Lippen, als sei schon der bloße Gedanke eine Zumutung. „Ich habe morgen eine geschäftliche Besprechung in der Gegend und brauche ein Zimmer für die Nacht. Und jetzt sag bitte nicht, dass alles ausgebucht ist und ich wieder in diese Sintflut hinaus muss!“
„Bei so einem Wetter würde ich nicht einmal einen Hund vor die Tür jagen, Rodrigo“, versicherte Jenny ihm mit unbewegter Miene. „Im Übrigen hast du Glück. Um diese Jahreszeit kommen nur wenige Touristen, sodass wir nicht voll belegt sind.“ Genau genommen war er im Moment der einzige Gast, doch das verschwieg sie ihm wohlweislich.
Rodrigo atmete erleichtert auf und bedachte sie mit einem etwas schiefen Lächeln. „Es freut mich festzustellen, dass du mich trotz allem nicht genug hasst, um mich draußen meinem Schicksal zu überlassen.“
Unter seinem intensiven Blick schien Jennys Körpertemperatur um mehrere Grad anzusteigen. „Ich nehme an, dass du sofort auf dein Zimmer möchtest“, sagte sie betont sachlich. „Vermutlich kannst du es kaum erwarten, aus den nassen Sachen herauszukommen.“
Für ihre letzten Worte hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen, aber zum Glück verzichtete Rodrigo auf einen anzüglichen Kommentar. „Du sagst es“, bestätigte er nur. „Allerdings muss ich vorher noch mein Gepäck aus dem Auto holen.“
Wenige Minuten später kehrte er mit einem Koffer und einer schwarzen Ledertasche zurück, von der Jenny wusste, dass sie seinen Laptop enthielt.
„Gib mir deinen Mantel“, forderte Jenny ihn auf und wartete scheinbar gelassen, bis er sich von seinem Trenchcoat befreit hatte. In ihrem Innern tobte ein Aufruhr, aber davon sollte er um keinen Preis etwas mitbekommen.
Als sie das tropfnasse Kleidungsstück an einen Haken hinter der Tür hängte, stieg ihr ein Hauch von Rodrigos vertrautem Aftershave in die Nase, der prompt eine Flut höchst unerwünschter Erinnerungen auslöste. Entschlossen, sich nicht davon überwältigen zu lassen, schlang Jenny fest die Arme um sich, bevor sie sich zu ihrem Exmann umdrehte. „Und wo findet dein Meeting morgen statt?“, erkundigte sie sich beiläufig.
„In Penzance. Ich hatte dort ein Hotelzimmer gebucht, aber unterwegs hat mein Navigator plötzlich gestreikt, und ich habe mich hoffnungslos verfahren. Dann fiel mir wieder ein, dass Lily hier in der Gegend eine Pension namens Raven Cottage hat. Das Verrückte ist, dass ich nicht einmal danach suchen musste. Plötzlich tauchte das Haus vor mir auf, aber dass ich dich hier treffen würde, hätte ich im Leben nicht vermutet …“
Rodrigo zögerte, als wollte er noch etwas hinzufügen, und Jenny kämpfte mit aller Kraft gegen die hartnäckige Hoffnung an, die sich erneut in ihr regte. „Dann brauchst du das Zimmer nur für eine Nacht?“
„Ja“, bestätigte er, während er stirnrunzelnd seine handgearbeiteten italienischen Schuhe betrachtete, die durch den Regen völlig ruiniert waren. „Zum Glück, denn wie du schon vermutetest, ist
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