Julia Extra Band 0331
riss.
Konzentration, Energie, Anspannung. Alles in den wenigen Augenblicken, die es dauerte, etwas Basilikum zu zerreißen, das seine beste Zeit hinter sich hatte, und es in die Soße einzurühren.
Und Sienna erkannte den Jungen wieder, den sie als Sechzehnjährige in dieser Küche bei der Arbeit gesehen hatte. Äußerlich hatte er sich verändert, auch strahlte er jetzt das Selbstbewusstsein aus, das eine Karriere als Starkoch mit sich brachte. Aber das Aufblitzen von Leidenschaft selbst bei dieser einfachen Aufgabe war unverkennbar. Er hatte die Leidenschaft fürs Kochen nie verloren.
Es war faszinierend, Brad Cameron in Aktion zu erleben. Erstaunt und gerührt stellte Sienna fest, wie verletzlich er dabei wirkte.
Als er einen großen, tiefen Teller mit dampfender Pasta vor sie hinstellte, atmete Sienna das Aroma der Soße ein und schloss einen Moment lang entzückt die Augen.
Der Mann wusste genau, wie er die Mauer durchdringen konnte, die sie aufgebaut hatte!
„Basilikum, Oregano, Rosmarin, Knoblauch, Zwiebeln, Wurzelgemüse und Sellerie. Aber da ist noch etwas anderes. Chili und Majoran?“
Seine Gabel schwebte über dem Teller, während Brad darauf wartete, dass Sienna zuerst probierte.
„Ich schlage vor, dass du einfach kostest“, sagte er.
Sie probierte eine einzelne Nudel mit Soße, und ihre Augen fingen genießerisch an zu leuchten. „Wow! Das schmeckt köstlich.“
Brad verbeugte sich leicht auf seinem Barhocker und aß eine Weile schweigend, bevor er wieder sprach. „Freut mich, dass du es magst. Maria hat die grundlegende Flaschentomatensoße zubereitet, nur wird der Geschmack nach einiger Zeit im Gefrierfach zu fade. Deshalb die Extras. Chilischotenraspel, eine Prise geriebene Zitronenschale. Und Fenchel. Fein gemahlener Fenchelsamen. Kein Käse.“
„Fenchel. Das ist es. Und ich mag es. Sehr. Vegetarische Gerichte sind im Manor beliebt.“ Selig aß Sienna weiter. „Du hast recht. Parmesan ist dazu nicht nötig.“
„Genau. Natürlich wäre die Soße mit frischen Zutaten noch besser. Warte, bis du meine Pilz-Sahne-Soße auf Linguini probierst. Ich arbeite noch an der besten Kombination von getrockneten und frischen Pilzen, aber ich schaffe es. Oder besser gesagt, wir schaffen es.“
Langsam senkte Brad die Gabel in die Pasta, dann beugte er sich vor, sodass er Sienna direkt ins Gesicht sehen konnte. Seine blauen Augen verfehlten ihre magnetische Wirkung nicht.
„Ich bin ein Koch, der eine Küche braucht. Maria hat eine Küche, die einen Koch braucht. Das scheint mir den Weg zu weisen.“
Die Luft knisterte zwischen ihnen, als Sienna ihm einen heißen, intensiven Moment lang in die Augen sah, während Brad sie unverwandt anblickte.
Was sie dabei empfand, ließ keinen Zweifel daran, dass Brad Cameron noch immer fähig war, sie auf Wolke sieben schweben zu lassen. Und plötzlich schien es ihr sogar möglich, dass er sich in sie verliebte.
„Sprich weiter“, flüsterte sie schließlich.
„Was wäre, wenn ich das Bistro für die nächsten zehn Tage miete, um an meinen neuen Rezepten zu arbeiten? Dann muss es geschlossen bleiben, aber ich würde Maria den branchenüblichen Mietpreis zahlen. In bar, wenn du willst. Außerdem versüße ich das Geschäft mit einigen Sonderleistungen.“
„Was für Sonderleistungen?“
„Ich schulde Maria etwas. Und in einer Schrottküche kann ich nicht arbeiten. Gib mir zehn Tage, und ich bringe den Laden in Schuss. Die schöne Maria bekommt ein renoviertes Restaurant mit allen modernen Küchengeräten. Was sagst du dazu? Meinst du, du kannst mich bis zum Valentinstag ertragen?“
Mehrere Stunden später saß Sienna auf der Bettkante in dem muschelrosa Schlafzimmer im ersten Stock, das vor vier Jahren ihr Zufluchtsort gewesen war. Mit dem Zeigefinger fuhr sie über den silbernen Fotorahmen, den sie auf Marias Frisierkommode fand.
Ein glückliches Paar lächelte Sienna unter dem Glas hervor an. Sienna Rossi und Angelo Peruzi an dem Tag, an dem sie ihr eigenes Londoner Restaurant eröffnet hatten.
Mit dem lockigen schwarzen Haar und den dunkelbraunen Augen sah Angelo in seiner weißen Küchenchefkleidung so gut aus. Und dieses umwerfende Lächeln. Wie hätte sie sich denn nicht in ihn verknallen können?
Jung und verliebt, waren sie gemeinsam in das größte Abenteuer ihres Lebens gestartet. Ihr eigenes Restaurant. An jenem Tag war Sienna selig gewesen.
Schon immer hatten die Rossis ihre Familienfotos geliebt.
Vielleicht hatte sie es
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