Julia Extra Band 0331
deshalb nicht fertiggebracht, dieses und andere Fotos allesamt zu vernichten oder in dem Koffer wegzuschließen, zusammen mit den schönen Hochzeitseinladungen und den Brautjungferndiademen, die ihre zukünftige Schwiegermutter aus Los Angeles geschickt hatte?
Damals hatte Sienna ihr empfindsames und liebendes Herz gleich mit weggeschlossen.
Fest kniff sie die Augen zusammen, als ein altvertrauter Schmerz sie zusammenzucken ließ.
Die vergangenen vier Jahre hatte sie nur überlebt, indem sie hohe, dicke Mauern aus Professionalität um sich errichtet hatte. Na und? Sie musste sich vor dieser Art Schmerz schützen und brauchte Zeit, ihr Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Damit sie nicht noch einmal an einen Kontrollfreak von Küchenchef geriet.
Und jetzt war Brad Cameron wieder in ihr Leben getreten. Während sie seine Renovierungspläne besprochen hatten, war sie nahe daran gewesen, unvorsichtig zu werden. Das machte ihr Angst.
Sie lief ernsthaft Gefahr, dieselben Fehler wieder zu begehen.
Konnte sie sich überhaupt dagegen wehren, dass sie sich zu Brad hingezogen fühlte? Vergebens kämpfte sie dagegen an. Denn er verfügte über die nötigen Waffen: gutes Aussehen, Charisma und ein Selbstbewusstsein, das an Arroganz grenzte.
Wie eine Motte flog sie ins Licht und in die Hitze eines Feuers. Dazu bestimmt, von den Flammen verzehrt zu werden und unterzugehen.
Nur wusste Sienna nicht, ob sie es diesmal schaffte, ihren gefährlichen Kurs zu verlassen.
Sie musste gegen die Anziehungskraft ankämpfen, bevor die Sache nicht mehr unter Kontrolle zu halten war.
Es war vier Jahre her, dass sie jemandem erlaubt hatte, die Macht über ihre Gefühle zu haben. Und sie hatte ja gesehen, wohin das führte!
Wenn Maria nur wüsste, was sie hier angestellt hatte, dachte Sienna. Doch abgesehen von Brad, war dieses Projekt die Ablenkung, die sie brauchte.
Also gut. Sie musste nur die nächsten zehn Tage überstehen.
Dann würde sie ins Greystone Manor zurückkehren und sich ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft stellen. Allein.
7. KAPITEL
„Raus aus den Federn!“
„Hm. Wer? Was?“
Sienna steckte den Kopf unter Tante Marias Steppdecke heraus und blinzelte müde. Ihr Blick fiel auf die breiten Schultern von Brad, der gerade die Vorhänge öffnete, um das schwache Tageslicht hereinzulassen.
Es regnete noch immer.
„Oh, das ist doch nicht dein Ernst …“, murrte Sienna und zog sich die Decke wieder über den Kopf. „Was machst du in meinem Zimmer? Geh weg!“
„Und dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Schlafmütze.“
Mit dem Zeigefinger lüpfte Brad die Steppdecke, und Sienna blickte kurz zu ihm hoch. Er hatte sich rasiert, das Haar war noch feucht vom Duschen, und er roch so gut, wie es ein Mann gleich am Morgen tun sollte. Frisch und sauber. Einfach zum Anbeißen, dachte Sienna.
„Nettes Outfit, übrigens. Ich kann erkennen, dass du modebewusst bist wie eh und je.“
Unwillkürlich packte Sienna die Steppdecke mit beiden Händen und wickelte sie sich fest um den Oberkörper, um den dicken rosa-weißen Baumwollpyjama zu verbergen, den sie in Marias Kleiderschrank gefunden hatte.
„Es war hier eiskalt, als ich in den frühen Morgenstunden endlich ins Bett gekommen bin.“
„Dabei hättest du gar nicht frieren müssen. Mein Zimmer ist gleich auf der anderen Seite des Flurs.“ Frech zwinkerte Brad ihr zu, bevor er sich unaufgefordert an das Fußende ihres Bettes setzte.
„Oh, bitte! Lass die frivolen Anspielungen. Sag mir lieber, was du so früh hier drin zu suchen hast? Oder ist es schon spät?“
„Fast neun. Kaum zu glauben, dass jemand so lange schlafen kann“, tadelte Brad sie mit gespielter Empörung. „Heute Morgen mache ich noch eine Ausnahme, aber denk ja nicht, dass ich dir dieses Benehmen die ganze Woche durchgehen lasse. Wir haben viel zu tun, Mädchen!“
„Hey, einen Moment mal!“ Sienna setzte sich auf. „Es war deine Idee, sofort nach dem Abendessen damit anzufangen, den Masterplan auszuarbeiten! Ich habe dich gegen ein Uhr nachts in der Küche zurückgelassen, da hattest du den Kopf im Backofen, um irgendetwas nachzuprüfen. Schläfst du nie?“
„Nicht viel.“ Brad zuckte die Schultern. „Vier bis fünf Stunden reichen völlig. Außerdem hat mich unser kleines Vorhaben total aufgemöbelt. Die Telefonleitungen summen seit Tagesanbruch. Überall in London laden Männer Werkzeuge und Gastronomieausrüstung in Lieferwagen, während wir hier reden.“
„Wie hast du das
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