Julia Extra Band 0339
geschlafen?“, fragte er.
Ausgeruht wirkte Isabella nicht, und ihre grünen Augen hatten noch immer einen schmerzlichen Ausdruck. „So gut, wie man es erwarten kann.“
„In etwa drei Stunden sind wir in Jahfar.“
„Und was passiert dann?“
„Einiges, nehme ich an“, antwortete Adan bewusst mehrdeutig.
„Und wann … wann kann ich Rafik sehen?“
Sie schluckte, bevor sie den Namen sagte – den Namen seines Sohnes, wie Adan sich innerlich sagte. Denn ihr Sohn war er schon seit zwei Jahren nicht mehr.
„Ich fürchte, du wirst ihn gar nicht sehen können.“
4. KAPITEL
Fassungslos blickte Isabella ihn an. Sie hatte das Gefühl, man würde ihr das Herz herausreißen. Doch sie hatte schon genug geweint: gestern im Badezimmer, nachts im Bett … Und so hielt sie mit aller Macht die Tränen zurück. Aber sie würde sich auch nicht einfach Adans Anordnungen fügen.
„Ich hatte das eigentlich nicht als Frage gemeint“, sagte sie.
In seiner Dischdascha und mit der Kopfbedeckung sah Adan unnachgiebig und sehr attraktiv aus. Seine dunklen Augen funkelten in seinem markanten Gesicht, und sein Mund war auch dann unglaublich sinnlich, wenn er die Lippen missbilligend zusammenpresste.
„Du wirst ihn nicht sehen können“, wiederholte er. „Das würde ihn nur durcheinanderbringen.“
„Er ist doch erst zwei“, entgegnete Isabella aufgebracht. „Wie sollte ihn das durcheinanderbringen?“
Adan atmete hörbar aus. „Du weißt doch überhaupt nichts über Rafik. Ich werde mir nicht von dir sagen lassen, was gut für meinen Sohn ist.“
„Für unseren Sohn!“ Sie stand auf und fügte hinzu: „Ich bin schließlich seine Mutter!“
„Du hast ihn zur Welt gebracht“, erwiderte Adan kühl. „Das allein macht noch keine Mutter aus dir.“
Isabella ballte die Hände zu Fäusten. Ihr Herz schlug wie verrückt, und die fast abgeklungene Migräne ließ es hinter ihren Schläfen pochen.
„Das ist mir klar.“
„Ach wirklich?“, fragte Adan aufgebracht. „Und seit wann, wenn ich fragen darf? Hast du daran gedacht, als du dein Baby allein im Haus deines Vaters zurückgelassen hast?“
Jedes seiner Worte traf sie wie ein Schlag ins Gesicht, doch sie musste Adan die Stirn bieten und sich nicht von seiner Wut und seiner Verachtung niederringen lassen. „Ich habe ihn allein gelassen?“, fragte sie. Warum, um alles in der Welt, hatte sie das getan? „Und du willst Rafik auch künftig seine Mutter vorenthalten, obwohl du mich wiedergefunden hast?“
„Er braucht dich nicht.“
Seine Worte versetzten Isabellas Herz einen schmerzhaften Stich. Doch sie ließ sich von seiner Wut nicht einschüchtern, sondern kam einen Schritt näher und sah Adan mit funkelnden Augen an. „Und was, verdammt noch mal, willst du dann von mir?“
„Das weißt du. Du hast es ja selbst gesagt.“
Plötzlich wurde ihr schwindelig, und vor ihren Augen schienen schwarze Punkte zu tanzen. Nein, dachte Isabella. Sie würde nicht bewusstlos werden, nur weil er sich scheiden lassen wollte. Sie kannte ihn nicht und liebte ihn auch nicht. Dass er sie zurückwies, war nicht wichtig. Rafik war wichtig, ihr kleiner Sohn. Auf keinen Fall würde sie ihn wieder aufgeben, nachdem sie ihn gerade erst gefunden hatte.
„Ich werde mich nicht von dir scheiden lassen“, sagte Isabella leise und nachdrücklich.
„Dir wird gar nichts anderes übrig bleiben, Isabella“, entgegnete Adan kalt. „Oder hast du vergessen, dass wir aus Jahfar stammen?“
„Damit meinst du wohl, dass du als Mann die ganze Macht hast.“ Sie hob das Kinn. „Nein, das habe ich nicht vergessen. Aber ich werde es dir auch nicht einfach machen.“
„Wie bitte?“, fragte Adan drohend. Und dann brach er plötzlich in tiefes, volles Gelächter aus. Und natürlich hatte er recht: Isabella konnte nichts tun, rein gar nichts.
„Ich werde tun, was auch immer ich tun muss“, entgegnete sie dennoch. „Ich werde nicht zulassen, dass du mir mein Kind wegnimmst, bevor ich es überhaupt kennenlernen kann!“
Adan kam noch einen Schritt näher und baute sich drohend vor ihr auf. „Deine Entscheidung hast du schon vor zwei Jahren gefällt. Und jetzt gibt es nichts, was du mir entgegensetzen könntest.“
Eine Weile lang sahen sie einander starr in die Augen. Als Adan die Hand hob, zuckte Isabella zusammen, wich jedoch nicht zurück. Dann strich er ihr ganz sanft mit den Fingern über Wange und Hals. Wo immer er sie berührte, schien ihre Haut zu brennen.
Als Isabella
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