Julia Extra Band 0339
seinen markanten maskulinen Duft ein. Adan trug sie in den hinteren Bereich des Jets und ließ sie vorsichtig auf das große Doppelbett sinken. Er streifte ihr die Schuhe ab und deckte Isabella zu. „Schlaf gut“, sagte er leise.
Als er schon an der Tür war, erwiderte sie: „Ich … es tut mir leid, Adan.“
Er neigte nur kurz den Kopf und zog die Tür hinter sich zu.
Adan warf sich unruhig im Bett hin und her. Immer wieder stellte er sich vor, wie Isabella nebenan schlummerte.
Er musste zugeben, dass er auf ihren erschütterten Gesichtsausdruck nicht vorbereitet gewesen war. Als sie aus dem Badezimmer gekommen war, hatte sie verweint und geradezu gequält ausgesehen. Angesichts der Zeitungsartikel über ihre Hochzeit, über Rafiks Geburt und über ihren angeblichen Tod war sie wie vor den Kopf gestoßen gewesen.
Adan schüttelte den Kopf. Für Mitgefühl war kein Platz, er musste tun, weswegen er nach Hawaii geflogen war. Das war von großer Wichtigkeit für sein Land und auch für seinen Sohn. Er würde Rafiks Glück um nichts in der Welt aufs Spiel setzen. Isabella war zwar seine Mutter, doch sie hatte ihren Sohn einfach zurückgelassen, auch wenn sie sich vielleicht tatsächlich daran nicht erinnerte. Und was auch immer geschehen war, ihr Vater hatte ihr dabei geholfen. Mit Hassan Maro würde Adan sich noch befassen, jetzt befasste er sich erst einmal mit Isabella.
Er schlug die Decke zurück und stand auf. Da er ohnehin nicht schlafen konnte, würde er die Zeit zum Arbeiten nutzen. Nachdem er geduscht und sich rasiert hatte, zog er eine weiße Dischdascha und die traditionelle dunkelrot jahfarische Kufiyas an.
Die Vorbereitungen fürs Frühstück liefen bereits auf Hochtouren. Als Adan hinzukam, hielt das gesamte Personal inne und verneigte sich tief. Trotz der Ehrerbietung, die er als Prinz bereits erfahren hatte, musste Adan sich an seinen neuen Status als König noch gewöhnen. Er war ungeduldig und kam am liebsten immer gleich zur Sache, doch er wusste, dass den Menschen die äußere Form noch immer sehr wichtig war. In Jahfar wurden die alten Traditionen von vielen noch sehr geschätzt.
Adan ließ sich Kaffee in sein Arbeitszimmer bringen, wo er sich an den großen Schreibtisch aus edlem Holz setzte. Nach längerer Internetrecherche stellte er fest, dass ein Gedächtnisverlust, bei dem man einen bestimmten Menschen und die mit ihm zusammenhängenden Ereignisse vergaß, zwar selten war, aber durchaus vorkam. Er beschloss, Isabella ärztlich untersuchen zu lassen.
Adan rief seinen Assistenten in Jahfar an und wies ihn an, Hassan Maro für den nächsten Tag in den Palast zu bestellen und einen qualifizierten Psychologen zu finden. Nachdem er aufgelegt hatte, kam eine E-Mail von Jasmin, in der sie ausführlich vom Anprobieren des Brautkleides berichtete. Schuldbewusst dachte Adan daran, dass er ihr bei seiner Abreise nicht erzählt hatte, wohin er fliegen würde.
Jasmin und er kannten sich schon seit ihrer Kindheit. Geknistert hatte es nie zwischen ihnen, doch sie mochten einander. Die liebevolle, freundliche Jasmin würde Rafik und den noch kommenden Kindern eine gute Mutter sein. Sie war eine sichere Wahl, die richtige Wahl.
Adan arbeitete noch eine Weile und frühstückte dabei. Als er aufstand und in den Aufenthaltsbereich ging, sah er dort Isabella auf demselben Sessel sitzen wie am Abend zuvor. Sie hatte die nackten Beine ausgestreckt und betrachtete erneut die Zeitungsartikel.
Als er sich näherte, blickte sie auf, ohne zu lächeln, was sie früher immer getan hatte. Nichts erinnerte mehr an die sanftmütige, fügsame und unschuldige Frau von damals. Plötzlich wurde Adan bewusst, dass sie so leicht zu vergessen gewesen war wie ein Möbelstück, das man als selbstverständlich hinnahm.
Die Frau, die da vor ihm saß, war dagegen sinnlich, geheimnisvoll und alles andere als fügsam. In ihr brannte ein Feuer, das er bisher nie bemerkt hatte. Und er konnte einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken.
Ohne das Make-up, das sie auf der Bühne trug, war Isabellas Gesicht so rein wie das eines Engels. Ihr Haar mit den goldenen Strähnen, die nicht vom Friseur stammten, war ebenso wild wie am Vortag. Bisher hatte er sie immer nur mit geglättetem Haar gesehen, das sie für gewöhnlich in einem lockeren Knoten getragen hatte. Ihr unkonventioneller Look war ihm fremd. Heute trug sie ein blaues Baumwollkleid, das für seinen Geschmack zu viel von ihr preisgab, dazu Sandalen.
„Hast du gut
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