Julia Extra Band 0345
und musste ein Kichern unterdrücken.
„Was machen Sie beruflich, Laura?“, fragte Jake.
„Ich arbeite als Empfangsdame“, erwiderte sie.
„Aha.“ Er sah sie an, als hätte er damit nicht gerechnet.
„Es ist ein Halbtagsjob in einer Arztpraxis. Ich gehe noch zur Universität und studiere Landschaftsarchitektur. Das Studium dauert vier Jahre, ich bin im letzten Semester.“
„Sie studieren und arbeiten? Ihr Vater unterstützt Sie also nicht?“, fragte er erstaunt. Offensichtlich fand er es befremdlich, dass ein reicher Vater nicht für die Ausbildung seiner Kinder aufkam.
Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Mein Vater würde niemals etwas unterstützen, das er nicht gutheißt. Das sollten Sie wissen. Schließlich arbeiten Sie für ihn.“
„Aber Sie sind seine Tochter.“
„Und gerade deshalb hätte ich mich seinen Wünschen fügen sollen. Immerhin darf ich hier wohnen. Mehr Unterstützung kann ich von meinem Vater nicht erwarten.“
„Vielleicht sollten Sie sich unabhängig von ihm machen.“
Die Bemerkung irritierte Laura. Schließlich musste Jake die Kunst, sich dem Willen ihres Vaters zu fügen, aus dem Effeff beherrschen. Doch auf keinen Fall wollte sie ihre Familienverhältnisse vor einem Fremden ausbreiten. Schon gar nicht vor einem Mann, der auf der Seite ihres Vaters stand.
„Meine Mutter braucht mich“, antwortete sie knapp.
Inzwischen waren sie bei der Terrassentür angelangt. Laura öffnete sie. „Dein Besuch ist hier“, rief sie ihrem Vater zu.
„Ah!“ Ihr Vater stand von seinem Stuhl am Gartentisch auf, der mit den Sonntagszeitungen übersät war. „Schön, dass Sie gekommen sind. Herrliches Wetter heute, nicht wahr?“
„Könnte nicht besser sein“, erwiderte Jake und machte ein paar Schritte, um die angebotene Hand zu schütteln.
Er wirkte selbstbewusst und entspannt. Von Laura ließ sich das nicht gerade sagen. Sie spürte noch immer die seltsame Anziehungskraft. Ihr nachzugeben, wäre verkehrt. Niemals durfte sie zulassen, dass ein Mann, der ihrem Vater ähnelte, ihr Leben durcheinanderbrachte.
„Hol deine Mutter, Laura. Sie zeigt Eddie gerade, was sie sich wieder für den Garten hat einfallen lassen. Bring beide mit, damit sie unseren Gast kennenlernen.“
„Mache ich“, gab sie zurück. Sie war froh, die beiden Männer allein lassen zu können. Allerdings wusste sie auch, dass sie bald zurück sein musste. Wenn ihr Vater etwas befahl, erwartete er sofortigen Gehorsam.
Der Garten war die Zuflucht ihrer Mutter. Am glücklichsten war sie, wenn sie mit dem Gärtner Nick Jeffries ihre neuesten Pläne besprechen konnte. Nick teilte ihre Leidenschaft für effektvolle Gartengestaltung und erledigte alle schweren Arbeiten. Auch Laura liebte den Garten, liebte alles, was mit Landschaftsgestaltung zu tun hatte. Damit schuf man etwas Schönes, anstatt es zu zerstören – wie ihr Vater es mit seiner Arbeit tat.
Wie es Jake Freedman tat.
Das durfte sie auf keinen Fall vergessen. Denn sie würde sich niemals mit jemandem verstehen, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte zu zerstören.
„Mum, Eddie …“, rief sie. Die beiden standen neben dem Teich und bewunderten die Solarleuchten, die Nick angebracht hatte. „Dads Gast ist da.“
Das freundliche Lächeln auf dem Gesicht ihrer Mutter verschwand. Sie warf ihrem Sohn einen ängstlichen Blick zu, als fürchtete sie, dass er sofort aufbrausen würde.
Eddie legte besänftigend den Arm um sie. „Keine Angst, Mum, ich werde kein böser Junge sein.“
Ihre Mutter lächelte kurz.
Zurzeit spielte Eddie in einer Soap Opera die Rolle des bösen Jungen. Seine dunkle Mähne, der Dreitagebart und die durchdringenden blauen Augen machten ihn zu einem beliebten Postermotiv. Oft wurde er auf einem Motorrad abgebildet. Auch heute trug er schwarzes Leder, hatte aber wegen der Hitze die Jacke ausgezogen. Auf seinem weißen T-Shirt prangte eine Harley Davidson. In der Fernsehserie spielte er tatsächlich einen Motorradfahrer, und zum Ärger seines Vaters lief er auch privat so herum.
Die drei gingen zur Terrasse zurück. Eddie und Laura nahmen ihre Mutter in die Mitte. Sie wollten dafür sorgen, dass sie einen schönen Muttertag verlebte. Warum sie ihren Mann nicht verließ, hatten die beiden Geschwister nie verstanden. Die Ehe war trostlos und traurig. Das Leben mit einem herrischen Ehemann schien in Alicia Costarella jeden Funken Willenskraft zerstört zu haben, ein eigenständiges Leben zu führen.
Laura hatte ihre
Weitere Kostenlose Bücher