Julia Extra Band 0345
Kreditgeber hatten keine Gnade gezeigt. Schuld an allem war Costarella gewesen. Ihn hatte es nicht interessiert, wie man die Firma und Hunderte von Arbeitsplätzen retten konnte. Für ihn war nur wichtig, dass er die eigene Tasche füllte, indem er das Haus und die Firma verkaufte.
Nur wenige Wochen nach dem Tod der Mutter war auch sein Vater gestorben. Zwei Beerdigungen in kürzester Zeit. Jake konnte Costarella nicht die Schuld an beiden Todesfällen geben, aber seinen Vater hatte er ganz bestimmt auf dem Gewissen.
Jetzt stand Jake auf der Schwelle seines Erzfeinds und sann auf Rache. Costarella ahnte nicht, dass er nur auf den richtigen Moment wartete, um endlich zuzuschlagen. Nein, er hielt ihm sogar noch seine Tochter als Köder hin, die dem vielversprechenden Nachwuchsmanager seiner Firma eine goldene Zukunft in Aussicht stellte.
Die Tür ging auf. Eine Frau stand vor Jake, die sofort sein Interesse weckte. Sie war wirklich wunderschön: Lange schwarze Locken, unfassbar blaue Augen, üppige Lippen, die sich über strahlend weißen Zähnen zu einem perfekten Lächeln formten. Sie trug ein enges, dunkelrotes Top, das so tief ausgeschnitten war, dass man die Ansätze ihrer vollen Brüste sah, und dazu eine Jeans, die ihre makellose Figur zur Geltung brachte und ihre verführerisch langen Beine betonte. Das Raubtier in Jake hätte sich am liebsten sofort auf sie gestürzt und sexuelle Beute gemacht.
Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. „Mein Name ist Jake. Jake Freedman.“ Hoffentlich hatte sie nicht bemerkt, wie sehr ihr Anblick ihn verwirrte.
Laura Costarella konnte einem Mann den Verstand rauben.
Er musste wirklich auf der Hut sein.
„Hallo, ich bin Laura, die Tochter des Hauses.“
Wie aus weiter Ferne hörte sie sich diese Worte sagen. Jakes Anblick nahm ihr den Atem. Er war nicht nur attraktiv. Gut aussehende Männer hatte Laura schon oft getroffen. Ihr Bruder hatte viele solcher Freunde, Schauspieler, die in Fernsehserien mitspielten. Aber warum verursachte dieser Mann bei ihr Herzrasen, warum spürte sie ein Kribbeln im Bauch?
Sein Haar war dunkelbraun und so kurz, dass die leichten Wellen kaum auffielen. Von seinen Augen war Laura sofort gefesselt. Sie waren ungewöhnlich geformt, leicht mandelförmig und unglaublich sexy. Die gerade Nase, das kantige Kinn und der markant geformte Mund ließen sein Gesicht ungeheuer männlich wirken. Er wäre die Idealbesetzung für James Bond, dachte Laura. Und sie hatte das unbestimmte Gefühl, als könnte er ebenso gefährlich werden wie der Filmheld.
Auch die Statur passte. Er war so groß wie ihr Vater, dabei aber schlanker. In der schwarzen Jeans und dem weißen Hemd wirkte er ungeheuer männlich. Die aufgekrempelten Ärmel enthüllten durchtrainierte Unterarme. Jake strahlte so viel reine Männlichkeit aus, dass ihre Weiblichkeit sofort reagierte. Obwohl sie wusste, dass dieser Mann die rechte Hand ihres Vaters war, zog er sie magisch an.
„Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte Jake und streckte ihr die Hand entgegen. Sein Lächeln machte ihn noch attraktiver.
„Ganz meinerseits“, antwortete Laura. Als sie Jakes Hand nahm, schien ein Stromstoß durch sie zu fahren. Am liebsten hätte sie die Hand sofort zurückgezogen. „Bitte kommen Sie herein“, sagte sie schnell. Sie brauchte eine Entschuldigung, um den Körperkontakt mit ihm abzubrechen.
„Tochter des Hauses“, wiederholte er nachdenklich. „Heißt das, Sie wohnen noch zu Hause?“
Sein neugieriger Blick verriet Laura, dass er im Geist bereits seine Chancen durchspielte.
„Das Haus ist sehr groß“, erklärte sie nüchtern. Groß genug, um ihrem Vater aus dem Weg zu gehen.
Jake Freedman musste wesentlich älter sein als ihre Freunde von der Universität. Schließlich besetzte er in der Firma ihres Vaters bereits eine hohe Position. Bei diesem Gedanken fiel ihr wieder ein, dass sie ihn wie die Pest meiden sollte. Ganz bestimmt gäbe es nicht die kleinste Gemeinsamkeit zwischen ihnen beiden.
„Meine Familie sitzt auf der Terrasse und genießt die Sonne“, sagte sie und führte ihn durch einen langen Flur. „Erst bringe ich Sie zu Dad, dann hole ich Ihnen etwas zu trinken. Was darf ich Ihnen anbieten?“
„Ich hätte gern ein Glas Wasser.“
Die Antwort überraschte sie. „Keinen Whiskey auf Eis wie mein Vater?“
„Nein.“
„Und wie wäre es mit einem Wodka-Martini?“
„Nur ein Glas Wasser, bitte.“
Also doch kein James Bond, dachte Laura
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