Julia Extra Band 0345
einzigen schnellen Bewegung könnte er sie alles vergessen lassen, direkt hier, auf Theos Couch. Das war eine viel reizvollere Aussicht als das Gespräch über dieses Thema weiterzuführen, dessen miserabler Ausgang von vornherein feststand. Heißer Sex, angefeuert durch wirbelnde Emotionen … Fast konnte er es auf der Zunge schmecken. Aus Zoes Körpersprache konnte er ablesen, dass sie sich mit aller Macht gegen den gleichen Gedanken wehrte – aus den rosigen Wangen, aus dem heftigen Heben und Senken ihrer Brust, aus den Fäusten, die sie an den Seiten geballt hielt. Sie schaute ihm in die Augen, und sie wollte ihn. Es war von Anfang an so gewesen …
„Lehne das Angebot deines Großvaters ab, agape mou.“ Ablenken und zerstreuen … er wusste genau, was er tat. „Verzichte auf sein Geld und geh mit mir, und zwar jetzt gleich. Ich verspreche dir, du wirst es nie bereuen. In einer Stunde sind wir wieder zu Hause und genießen gemeinsam unsere Siesta, die deinen wunderschönen Körper so entspannt.“
„Mein Großvater ist krank, und du willst …“ Angewidert drehte sie sich zu ihm um – nur ließ sich nicht genau bestimmen, wem der Abscheu galt. Sie schlang die Arme um sich, um das wilde Hämmern ihres Herzens zu beruhigen. „Und Toby? Du hast schließlich gesagt, ich muss an ihn denken und nicht nur an mich selbst.“
„Toby wird es an nichts fehlen, solange er unter meiner Obhut steht.“
Schon seltsam, wie Worte, die wohl Zuversicht wecken und beruhigen sollten, alles in ihr gefrieren lassen konnten. „Unter deiner Obhut? Als was genau? Vielleicht als Erbe eines Vermögens?“
Wir sind also wieder bei diesem Punkt angekommen? Warnend kniff Anton die Augen zusammen. „Lass es! Hör auf, mir zu unterstellen, ein Mitgiftjäger zu sein, oder du stellst dich besser auf einen harten Kampf ein!“
Zoe schob sich das Haar von den Schultern. Der Kampf fand schon jetzt statt – ihr Misstrauen kämpfte mit einem tieferen Instinkt, der ihr sagte, dass Anton nicht auf Geld und Macht aus war. „Wenn du also nicht die Kontrolle über Theos Geld erlangen willst, dann erkläre mir, weshalb du uns hergebracht hast“, verlangte sie. „Und erkläre mir, warum er davon gesprochen hat, dass du dich rächen willst.“
Sein Schweigen war machtvoll. Er saß auf dem Sofa und musterte Zoe mit abschätzigem Blick unter halb geschlossenen Lidern. Sie konnte nichts aus seinen Augen ablesen, doch nichts auf der Welt würde sie dazu bringen, ihre Fragen zurückzunehmen, und sie würde Antworten bekommen. In ihrem Magen begann es zu flattern. Sie wünschte sich verzweifelt, dass er eine einleuchtende Erklärung für das harte Wort Rache hatte.
Als das Schweigen immer weiter anhielt und Anton sich mit nervtötender Langsamkeit vom Sofa erhob, musste Zoe den Impuls unterdrücken zurückzuweichen. Der Feind – der Begriff schoss ihr in den Kopf und machte ihr klar, was sie anscheinend so unbedingt vergessen wollte.
Er stand dort in einem Aufzug, den er selbst als lässig bezeichnete, und sah überwältigend aus – der knallharte smarte Tycoon mit Stil. Äußerlich ließ sich nichts finden, was Anlass zu Kritik gegeben hätte. Aber was wusste Zoe eigentlich über sein Wesen, das er nicht einmal zeigte, wenn er in ihren Armen lag?
Anton war ein Fremder für sie, noch dazu ein gefühlloser, denn sonst wäre sie jetzt gar nicht hier in Griechenland. Zu diesem Schluss kam Zoe. Sie verfluchte sich still dafür, dass sie es sich je erlaubt hatte, etwas anderes zu denken.
„Antworte mir, Anton.“ Sie war zu beunruhigt, um das ängstliche Beben in ihrer Stimme unter Kontrolle zu halten.
Er schaute in das Glas, das er noch immer in der Hand hielt. Als er bemerkte, dass es leer war, ging er zum Barschrank, um es aufzufüllen. Zoe folgte ihm mit dem Blick, und das Herz zog sich in ihrer Brust zusammen. Sie ahnte, etwas hören zu müssen, das sie in Stücke reißen würde.
„Ich will mich an niemandem rächen.“ Seine Worte klangen nüchtern und wurden begleitet von dem Geräusch des Kognaks, der auf den Glasboden floss.
Sie bemühte sich, die richtigen Worte zu finden. „Aber … es gibt einen Grund, weshalb du es wollen könntest?“
Er nickte. „Ja.“
Zoe hielt den Atem an. „… und dieser Grund hat mit meinem Vater zu tun.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Wieso hat Theo dir vor all den Jahren den Platz meines Vaters überlassen?“
Da war sie – die alles entscheidende Frage. Darauf
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