Julia Extra Band 0345
die Spange entgegen.
„Hübsch.“ Fast andächtig strich er über den antiken Schildpatthaarschmuck und betrachtete dann Megans seidiges Haar.
Sie erschauerte, versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. „Ich mag sie auch.“ Aber nicht so sehr wie deinen verführerischen Mund.
Emilio lächelte, ließ den Blick über die weichen braunen Locken gleiten, die ihr bildhübsches Gesicht umschmeichelten, und wurde wieder ernst. „Aber nicht so hübsch wie dies.“
Megans Alarmglocken begannen zu schrillen, als er die Hand nach ihr ausstreckte. Er darf dich nicht berühren!
Doch ihr Körper reagierte instinktiv sehnsüchtig nach Emilios Liebkosungen. Dagegen war sie machtlos.
Zärtlich schob Emilio ihr eine Strähne aus der Stirn. Die federleichte Berührung elektrisierte Megans Sinne sofort.
„Mir gefällt es besser, wenn du dein Haar offen trägst“, bemerkte Emilio leise. Der Anblick der auf dem Kopfkissen ausgebreiteten Locken nach dem Liebesspiel war sehr sinnlich gewesen. Und er liebte das Gefühl der seidigen Strähnen auf seinem nackten Körper, wenn Megan sich über ihn beugte. Sehnsüchtig strich er noch einmal über die lockige Pracht, dann riss er sich zusammen.
Wortlos nahm Megan ihm die Spange ab, richtete sich auf und warf das Haar mit einer heftigen Kopfbewegung über die Schultern. Sie war den Tränen nahe und überlegte, wer mehr Schuld an dieser Situation trug – Emilio oder sie selbst.
Sie hatte nicht gewusst, dass Rosanna und Philip liiert waren. Klar war ihr lediglich, dass Emilio sie am Flughafen wegen seiner Exfrau geküsst hatte. Dann hatte sie, Megan, ihn in sein Penthouse begleitet, obwohl oder gerade, weil sie genau gewusst hatte, wo das enden würde – in Emilios Bett!
Aber Emilios Motivation von Philip unter die Nase gerieben zu bekommen, verletzte sie zutiefst. „Dann werde ich mein Haar jetzt immer offen tragen“, verkündete sie heiser und gar nicht in dem beabsichtigten ironischen Tonfall. „Ich möchte dir ja gefallen“, fügte sie noch hinzu. Leider entsprach dies nur zu sehr der Wahrheit.
Er betrachtete sie aufmerksam. „Willst du mir nicht verraten, was dich plötzlich so gegen mich aufgebracht hat?“
Diese leise gestellte Frage ließ Megans Wut erneut aufflackern. „Lass mich mal überlegen.“ Gespielt nachdenklich berührte sie ihr Kinn. „Es könnte damit zu tun haben, dass ich mich nur ungern benutzen lasse. Was glaubst du wohl, wie ich mich gefühlt habe, als mein Bruder sich bei mir bedankt hat, weil ich bei deiner brillanten Idee mitgespielt habe? Weißt du, was er gesagt hat? Ich wäre ein prima Kumpel!“
Emilio konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. „Typisch Philip.“
Wütend stemmte Megan die Hände in die Hüften. „Mehr fällt dir dazu nicht ein? Sag mal, schämst du dich eigentlich gar nicht?“
„Wofür sollte ich mich schämen, Megan?“
Das wagte er auch noch zu fragen? Besaß dieser Mann denn überhaupt keinen Anstand? Sie lachte verächtlich. „Philip hält dich für ein Genie.“
Emilio verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete Megans wütenden Gesichtsausdruck. Schimmerten etwa Tränen in ihren wunderschönen goldbraunen Augen?
Verflixt! Warum musste Philip sich denn gerade im unpassendsten Augenblick melden? „Bist du anderer Meinung?“
„Allerdings!“ Wütend funkelte sie ihn an. „Ich halte dich für einen egoistischen Mistkerl, der andere Menschen für seine Zwecke missbraucht und den es nicht die Bohne interessiert, was sie von ihm halten.“
In gewisser Weise musste er ihr sogar recht geben. Bisher war ihm tatsächlich egal gewesen, was andere über ihn dachten. Das galt noch immer. Ihm war nur wichtig, was eine ganz bestimmte Person von ihm hielt.
„Trotzdem werde ich dir sagen, wie ich dich sehe: als kalt und berechnend!“
„Sehr interessant. Hast du sonst noch was auf Lager? Wie kommst du überhaupt zu der Behauptung, ich wäre berechnend?“
„Du bist zum Flughafen gefahren, um Rosanna zu treffen.“ Er gab vor, Philips Freund zu sein, hinterging ihn jedoch. „Und du hast mich geküsst.“
„Stimmt. Aber ich hatte ja keine Ahnung, dass du da sein würdest. Also kann mir das wohl kaum als Berechnung ausgelegt werden. Höchstens als Opportunismus.“
„Von mir aus kannst du dein Verhalten auch opportunistisch nennen. Schlimm genug, dass du mich benutzt hast, um Rosanna eifersüchtig zu machen, aber noch gemeiner finde ich, dass du es hinter Philips Rücken tust.
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