Julia Extra Band 0345

es wunderbar, dass du sie aus diesem Haus wegbringst. Aber sei gewarnt: Dad ist kein guter Verlierer. Er wird vor Wut toben.“
    Beruhigend streichelte Nick die Hand ihrer Mutter. „Alicia ist nicht mehr auf ihn angewiesen. Ich werde für sie sorgen.“
    Lauras Mutter sah ihn liebevoll an und wandte sich dann an ihre Tochter. „Es gibt nur ein paar Dinge, die ich von hier mitnehmen möchte, und die passen in Nicks Lieferwagen. Aber du musst unbedingt am selben Tag von hier fort. Entweder ziehst du zu uns oder zu Eddie, bis du dir eine eigene Wohnung leisten kannst. Wenn dein Vater herausfindet, dass ich ihn verlassen habe, kannst du auf gar keinen Fall hier bleiben.“
    „Nein, das wäre wirklich keine gute Idee. Ich frage Eddie, ob ich zu ihm ziehen kann. Dann könnt ihr beide in Ruhe euer neues Leben beginnen“, entschied Laura. „Es ist ja nicht für lange. Sobald ich mein erstes Gehalt bekommen habe, suche ich mir eine Wohnung in der Nähe meiner Arbeitsstelle.“
    „Wir müssen es Eddie erzählen“, sagte ihre Mutter mit einem ängstlichen Blick zu Nick.
    „Ja, wir müssen ihn so schnell wie möglich in unsere Pläne einweihen.“
    „Ich rufe ihn an und erzähle ihm alles“, schlug Laura vor. „Keine Angst, Mum, Eddie wird es verstehen.“
    Doch ihre Mutter schüttelte den Kopf. „Ich muss es ihm selbst sagen, Liebling.“
    „Gut. Ich wollte dir nur helfen.“
    „Das weiß ich. Du tust es schließlich seit Jahren“, antwortete Alicia. „Aber das ist jetzt vorbei.“
    „Das ist von nun an meine Aufgabe“, erklärte Nick fröhlich. „Laura, such du am besten schon einmal die Sachen zusammen, die du mitnehmen willst, und halte dich am entscheidenden Tag bereit. Alicia wird dir Bescheid geben.“
    „Wir müssen einen Tag wählen, an dem dein Vater nicht so früh nach Hause kommt. Ich kann es ihm nicht ins Gesicht sagen, seinen Zorn würde ich nicht überstehen. Ich lasse ihm einen Abschiedsbrief da. Dann soll er seine Wut an dem leeren Haus abreagieren.“
    „Eine gute Idee“, stimmte Laura zu. „Wie wäre es mit Freitag? Dad hat gesagt, dass er sich am Freitag mit seinem Anwalt trifft, um den Gegenschlag vor Gericht vorzubereiten.“
    Wir werden die schmutzige Wäsche von Jake Freedman waschen, hatte er gehöhnt. Er wird nicht ungeschoren davonkommen. Das verspreche ich dir.
    Es geht mich nichts an, hatte Laura sich in Gedanken ermahnt. Unter gar keinen Umständen wollte sie wissen, was ihr Vater mit der schmutzigen Wäsche gemeint haben könnte. Sie mied alles, was mit Jake zu tun hatte. Obwohl schon viele Monate vergangen waren, hatte sie den Schmerz über ihre Enttäuschung noch immer nicht verarbeitet.
    „Also, am Freitag!“, rief ihre Mutter aufgeregt.
    Der Tag der Freiheit.
    Alicia drehte sich zu dem Mann, der ihr neuen Mut gegeben hatte. „Alex wird das Treffen mit seinem Anwalt unter gar keinen Umständen verpassen. Sobald er das Haus verlassen hat, rufe ich dich an.“
    „Und ich werde sofort kommen und dich holen“, versicherte Nick ihr.
    Es ging Laura zu Herzen, dass Nick die Liebe zu ihrer Mutter ins Gesicht geschrieben stand und ihre Mutter echtes Vertrauen zu ihm gefasst hatte. Sie musste schlucken, bevor sie wieder sprechen konnte.
    „Jetzt, wo alles geklärt ist, gehe ich am besten in mein Zimmer und überlege, was ich mitnehmen will. Euch lasse ich in Ruhe Zukunftspläne schmieden.“
    Zum Abschied küsste sie beide auf die Wange und kehrte erleichtert ins Haus zurück, weil ihre Mutter endlich den Mut zur Flucht gefunden hatte. Jetzt musste sie keine Angst mehr vor den Beleidigungen und Demütigungen ihres Vaters haben. Vielleicht war Nick Jeffries kein bildschöner Mann und besaß auch kein Vermögen, aber er war ein herzensguter Mensch. Für ihre Mutter schien allein diese Eigenschaft zu zählen.
    Vielleicht sollte Laura beim nächsten Mann ebenfalls auf diese Eigenschaft achten.
    Sie sollte Jake Freedmans starke sexuelle Ausstrahlung vergessen.
    Sie sollte alles vergessen, was sie an ihm geliebt hatte.
    Er war kein herzensguter Mensch.
    Ein Mann wie Nick hätte sie niemals benutzt, wie Jake sie benutzt hatte.
    In der nächsten Woche würde für Laura ein neuer Lebensabschnitt beginnen und sie würde alles hinter sich lassen, was mit ihrem Vater zu tun hatte. Dann würde es ihr sicher auch leichter fallen, Jake zu vergessen. Erst einmal wäre sie damit beschäftigt, sich im Berufsalltag zurechtzufinden und ein neues, unabhängiges Leben zu führen. Zum Glück musste