Julia Extra Band 0350
Road, The Serpentine, Piccadilly Circus und Battersea klangen in ihren Ohren aufregend und magisch. Wie reine Poesie …
„Wenn ich einmal nach Übersee reise, dann lieber nach Amerika“, verkündete Karli. „Jimbo will mit mir nach Las Vegas fliegen.“
„Wow! Wann denn?“
Karli winkte grinsend ab. „Sobald einer von uns beiden einen Job findet, der mehr als das Allernötigste einbringt. Also in etwa hundert Jahren.“
„Ja, das liebe Geld ist auch mein Problem“, pflichtete Molly ihr seufzend bei. „Die Hypothek auf dem Haus verschlingt fast meine ganzen Ersparnisse, und die Mieten in London sind horrend. Ich habe das im Internet gecheckt.“
„Aber vielleicht würde es gehen, wenn du das Haus zur Ferienvermietung anbietest.“
„Ich weiß nicht …“ Die Vorstellung, dass fremde Leute sich hier im Dreiwochentakt die Klinke in die Hand gaben, während sie sich am anderen Ende der Welt befand, behagte Molly gar nicht. Immerhin war Pandanus Cottage mehr als ein halbes Jahrhundert das Zuhause ihrer Großmutter gewesen.
„Oder wie wäre es mit einem Haustausch?“, schlug Karli vor. Dann hättest du nur einen einzigen Mieter, und den könntest du dir aussuchen. Mein Cousin in Cairns hat das mit einem dänischen Ehepaar gemacht, und es hat super geklappt.“
Ein Haustausch … Unvermittelt spürte Molly ein elektrisierendes Kribbeln im Magen.
„Und wie funktioniert so etwas?“
Patrick Knight klappte den schmalen Aktenordner zu, legte ihn auf den Stapel mit den erledigten Vorgängen und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war bereits nach acht, und es würde noch Stunden dauern, bis er den Papierberg auf seinem Schreibtisch abgearbeitet hatte.
Mit einem Anflug von Schuldbewusstsein griff er nach seinem Handy und tippte rasch eine SMS ein. Angela würde es nicht gefallen, aber er konnte es nun mal nicht ändern.
Sorry, Ange. Ersticke in Arbeit. Muss für heute Abend leider absagen. Können wir uns Freitag treffen? P.
Nachdem das erledigt war, klappte Patrick das Handy wieder zu und nahm sich den nächsten Ordner vor. Sein Magen knurrte. Er war hundemüde. Und außerdem hasste er sein derzeitiges Leben.
Die globale Finanzkrise der letzten Jahre hatte seinen interessanten und herausfordernden Job bei einer renommierten Londoner Bank in eine Quelle kräftezehrenden Dauerstresses verwandelt. Es war, als würde er in einem Kriegsgebiet arbeiten. Viele seiner Kollegen waren gefeuert worden oder hatten von sich aus gekündigt. Einige hatten sogar Nervenzusammenbrüche erlitten, sodass er sich allmählich wie der letzte einsame Kämpfer an einer verlorenen Front fühlte.
Sicher, er hatte das eine oder andere bedeutende Vermögen retten können, aber in seiner Abteilung leistete er die Arbeit von drei Mitarbeitern, und die ständigen Belobigungen seines Chefs hatten längst ihren Glanz verloren. Mittlerweile hatte Patrick einen Punkt erreicht, an dem er sich fragen musste, warum er sich diesen Wahnsinn eigentlich antat.
Er hatte keine Zeit, um das schöne Haus in Chelsea zu genießen, das er vor drei Jahren gekauft hatte, und keine Zeit, um mit seiner neuesten Freundin auszugehen. Tatsächlich grenzte es an ein Wunder, dass er Angela überhaupt kennengelernt hatte. Höchstwahrscheinlich würde sie ihm – ebenso wie ihre Vorgängerinnen – demnächst den Laufpass geben.
Hatte er sich tatsächlich einmal vorgenommen, in seiner Freizeit einen Roman zu schreiben?
In seiner Freizeit !
Ein guter Witz, nur konnte Patrick inzwischen nicht mehr darüber lachen. Dies war sein Leben, und er war auf dem besten Wege, es zu vergeuden. Eines Tages würde er aufwachen und feststellen, dass er fünfzig und ein Abbild seines Chefs geworden war – blass, ausgelaugt, langweilig und nur noch fähig, über ein einziges Thema zu reden: seine Arbeit.
Ein leiser Signalton verkündete Patrick, dass er eine SMS bekommen hatte. Wie erwartet, war sie von Angela und lautete wie folgt:
Sorry, weder Freitag noch an einem anderen Tag. Eine Absage zu viel. Machs gut, Süßer. Ange
Patrick gab einen leisen Fluch von sich. Morgen würde er Angela zwei, nein besser drei Dutzend Rosen schicken, auch wenn er sich nicht viel von dieser Aktion versprach. Nicht dieses Mal. Und wenn er ehrlich war, konnte er nicht behaupten, dass das Ende dieser Affäre ihm das Herz brechen würde.
Dennoch war die Situation symptomatisch für die Richtung, die sein Leben eingeschlagen hatte.
Von einer plötzlichen Unruhe erfasst, schob
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